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Bundesliga Werders Suche nach alter Geschlossenheit und neuen Spielern

Erst Pokal-Aus, dann die Niederlage in der Bundesliga gegen die Bayern - Werders Saisonstart ist verpatzt. Die Bremer suchen einen Ausweg. Ein Ex-Spieler macht Mut.

Von Claas Hennig und Jann Philip Gronenberg, dpa 19.08.2023, 08:42
Bremens Marco Friedl (l) und Bayerns Harry Kane kämpfen um den Ball.
Bremens Marco Friedl (l) und Bayerns Harry Kane kämpfen um den Ball. Axel Heimken/dpa

Bremen - Nach dem verpatzten Saisonstart hat Werder Bremens einstiger Mittelfeld-Star und früherer Assistenz-Trainer Tim Borowski seinem Herzensverein Mut gemacht. „Man muss nicht alles in Grund und Boden reden“, sagte der 43-Jährige am Sonntag im Sport1-„Doppelpass“. Die Bremer wüssten, welche Qualitäten sie haben. „Sie wissen, welche Qualitäten sie brauchen. Sie haben noch einige Baustellen im Kader.“ Aber seine früheren Teamkollegen Frank Baumann als Geschäftsführer und Clemens Fritz als Leiter Profifußball wüssten, was zu tun sei.

Dass auf mehreren Ebenen etwas passieren muss, ist spätestens beim 0:4 gegen Bayern München im offiziellen Eröffnungsspiel der Fußball-Bundesliga am Freitag deutlich geworden. Schon das Erstrunden-Aus im DFB-Pokal eine Woche zuvor beim Drittligisten Viktoria Köln war ein Dämpfer nach einer ohnehin schwierigen Vorbereitung und offenbarte bekannte Schwächen. Dazu kommen die ständigen Spekulationen, ob Nationalstürmer Niclas Füllkrug noch in dieser Transferperiode geht oder nicht.

Spieler und Verantwortliche wollen dem Anschein nach Alarmstimmung nicht aufkommen lassen. „Wir müssen zusammenbleiben“, mahnte Kapitän Marco Friedl. „Wir haben gesagt, es wird Phasen geben, in denen es nicht so läuft. Und jetzt haben wir eine.“

Die Stimmung in dieser Phase ist derzeit nachvollziehbar nicht gut. Beispiel: Die Kritik von Füllkrug an der Defensive nach dem Pokal-Aus in Köln („Etwas extrem ausgedrückt: Wir sind bekannt doof im Verteidigen“) hallte die gesamte Woche nach. „Es darf nicht sein, dass wir gegen die vorne schießen oder die gegen uns hinten schießen. Wir sind ein Team“, forderte Abwehrspieler Friedl.

Die Negativphase läuft aber nicht erst jetzt. Im vergangenen Jahr hatte die Aufstiegs-Euphorie die Bremer noch lange durch die Saison getragen. Doch schon in der Rückrunde begann ein Abwärtstrend. Mit nur 15 Zählern waren die Hanseaten das zweitschlechteste Team der zweiten Saison-Hälfte - punktgleich mit Absteiger Hertha BSC. „Es gibt noch 33 Spieltage“, meinte Friedl nach dem Spiel gegen den Meister. „Die Saison ist noch lang.“

Doch wie die Mannschaft schnell wieder in die Spur kommen will, ist zumindest von außen schwer ersichtlich. Trainer Ole Werner würde gern mehr neue Kräfte bekommen. „Grundsätzlich würde uns insgesamt etwas Bewegung in der Gruppe guttun. Wir haben bislang drei externe Neuzugänge und ein stabiles Gerüst“, sagte er. Aber es sei immer gut, „wenn ein bisschen frischer Wind da ist“.

Bislang sind nur Dawid Kownacki, Naby Keita und Senne Lynen neu dabei. Offensivmann Kownacki kam gegen die Bayern erst in der Schlussphase in die Partie, Königstransfer Keita fehlt noch einige Zeit. Der Belgier Lynen gab am Freitag im defensiven Mittelfeld ein hoffnungsvolles Debüt.

Werner wünscht sich auf der linken und rechten Seite Alternativen. Laut Leiter Profifußball Clemens Fritz konzentriert sich der Verein auf der Suche nach Personal aber nur auf links. „Wenn wir die wirtschaftlichen Mittel hätten, würden wir rechts auch noch etwas machen. Aber die haben wir eben nicht“, meinte er. Nach Angaben von Medien gilt Fodé Ballo-Touré von AC Mailand als ein Kandidat. Die Transferperiode in diesem Sommer läuft noch bis zum 1. September (18.00 Uhr).

Ob allein Neuzugänge die derzeitige Verunsicherung der Bremer löst, kann erst in einigen Wochen beurteilt werden. Gegen die Bayern deutete die Mannschaft zumindest zu Beginn der zweiten Halbzeit mit mehr Mut an, wozu sie in der Lage ist. Doch schon das 0:1 durch Leroy Sané in der vierten Minute hatte die Probleme in der Defensivarbeit offengelegt.

„Für uns geht es darum, einfach diese Dinge aufzuarbeiten, zu schauen, dass wir unsere Hausaufgaben erledigen, was den Kader angeht, aber eben halt auch, was unsere eigenen Aufgaben auf den Platz angehen“, meinte Werner.

Borowski - Mitglied von Werders Meister- und Pokalsieger-Mannschaft von 2004 - denkt, dass der Ligaverbleib der realistische Anspruch sein. „Irgendwann muss man sich neue Ziele setzen“, sagte der WM-Dritte von 2006. Sich damit zufriedenzugeben, in einer Liga zu bleiben, sei zwar ein schönes Ziel. „Aber als Spieler würde ich sagen, jetzt wollen wir mal einen stabilen einstelligen Tabellenplatz. Und irgendwann vielleicht noch mal nach oben schauen.“ Derzeit ist das mehr Wunsch als Wirklichkeit.