Wölfe in Deutschland Weniger Wolfsrisse - Verein Wildtierschutz lehnt Abschuss ab
Der Umgang mit dem bisher streng geschützten Wolf ist Dauerthema in Deutschland. Jäger und Nutztierhalter sind für eine Bestandsregulierung, Tierschutzverbände sind dagegen. Wie sehen die Zahlen aus?

Gau-Algesheim/Dresden - Der Verein Wildtierschutz Deutschland sieht keinen Bedarf für den Abschuss von Wölfen. „Wer nach einem wie auch immer gearteten "aktiven Bestandsmanagement" ruft, versteht die Lebensweise von Wölfen nicht und ignoriert die rechtlichen Grundlagen dafür“, erklärte Vereinschef Lovis Kauertz.
Nach Angaben des Vereins ging die Zahl der Wölfe in Sachsen zuletzt um 6,2 Prozent auf 302 Tiere zurück. Die gleiche Entwicklung gebe es bei den Rissen: Im Vergleich zum Vorjahr ging die Zahl der Schadensfälle an Nutztieren 2024 von 275 auf 210 zurück, wie aus Daten der Fachstelle Wolf beim Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie hervorgeht. Wie in den Vorjahren waren Schafe mit Abstand am häufigsten betroffen, insgesamt in etwa 190 Fällen. Wölfe töteten oder verletzten außerdem Ziegen, Rinder, Damwild in Gehegen sowie eine Katze.
Die Zahl der geschädigten Tiere ging auf gut 820 zurück (2023: 1.380), davon wurden rund 600 getötet. Die meisten Risse gab es im September (etwa 35 Fälle) und im Oktober (etwa 50 Fälle). Zu dieser Zeit kommt es laut Landesamt erfahrungsgemäß zu mehr Wolfsrissen wegen des erhöhten Nahrungsbedarfs der Wolfswelpen, die dann etwa drei Monate alt sind.
Verein: Jagd kann Herdenschutz nicht ersetzen
Vereinschef Kauertz sagte: „Auch nach der Herabstufung des Schutzes in der Berner Konvention wird der Wolf zumindest so lange kein Objekt einer regulären Jagd sein, wie der nationale günstige Erhaltungszustand nicht gewährleistet ist. Davon sind wir in Deutschland weit entfernt.“ Nur durch guten Herdenschutz sei ein Zusammenleben von Wolf und Weidetieren möglich.
„Jagd kann den Herdenschutz nicht ersetzen, im Gegenteil: Herdenschutz funktioniert dort, wo stabile ungestörte Wolfsrudel leben, die es gelernt haben, dass Zäune weh tun. Diese Wölfe geben ihre Erfahrungen an ihre Nachkommen weiter und halten fremde Wölfe auf Distanz“, betonte der Experte.
In Bundesländern mit vielen Wölfen wächst Bestand langsamer
In den drei wolfsreichsten Bundesländern Brandenburg, Niedersachsen und Sachsen wächst der Bestand an Wölfen insgesamt nur noch langsam, machte der Verein geltend. Die Zahl der Übergriffe sei erheblich rückläufig. Das hänge vor allem mit dem Herdenschutz zusammen.
In Deutschland leben laut aktuellem Monitoring 209 Wolfsrudel, die meisten davon in Brandenburg (58), Niedersachsen (48) und Sachsen (37). Dazu kommen noch Wolfspaare und Einzeltiere.