Arbeitsmarkt Weniger Niedriglohnjobs in Sachsen als vor zehn Jahren
In Sachsen ist die Zahl der Niedriglohnjobs seit der Einführung des Mindestlohns deutlich gesunken. Der DGB sieht Fortschritte, fordert aber weitere Lohnerhöhungen.
Kamenz - In Sachsen arbeiten heute deutlich weniger Menschen im Niedriglohnbereich als noch vor zehn Jahren. Wie das Statistische Landesamt mitteilte, hat sich der Anteil der Jobs mit Niedriglohnvergütung in diesem Zeitraum nahezu halbiert. Im April vergangenen Jahres lag der Bruttostundenlohn in rund 320.000 Beschäftigungsverhältnissen unter der Niedriglohnschwelle von 13,79 Euro. Bei insgesamt 1,719 Millionen Beschäftigten entsprach das einer Niedriglohnquote von 18,6 Prozent.
Zum Vergleich: Im April 2014 – also vor der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns 2015 – gab es in Sachsen noch rund 571.000 Jobs im Niedriglohnbereich. Damals lag die Niedriglohnquote bei 35,4 Prozent, bei insgesamt 1,614 Millionen Beschäftigungsverhältnissen. Die Niedriglohnschwelle betrug damals 10 Euro brutto pro Stunde.
Auch bundesweit verringerte sich der Anteil der Beschäftigten mit Niedriglohn – von 21,4 Prozent im April 2014 auf 15,9 Prozent im April vergangenen Jahres. In Sachsen fiel der Rückgang damit deutlich stärker aus als im Bundesdurchschnitt.
Mindestlohn als Erfolg – aber nicht genug
Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) in Sachsen, Markus Schlimbach, bewertete die Entwicklung positiv, mahnte jedoch weitere Verbesserungen an. „Der deutliche Rückgang der Beschäftigten im Niedriglohnbereich ist ein gutes Signal, kann aber noch nicht zufrieden stellen.“ Der Kampf der Beschäftigten für bessere Löhne sowie die Einführung des Mindestlohns hätten besonders in Sachsen Wirkung gezeigt.
Allerdings sei der Mindestlohn noch immer zu niedrig und müsse auf 60 Prozent des Bruttomedianlohns in Deutschland angehoben werden – das entspräche 15 Euro pro Stunde. „Klar ist aber auch, dass der Mindestlohn nur die untere Haltelinie ist“, betonte Schlimbach. Nur mit guten Tariflöhnen lasse sich der Niedriglohnbereich weiter zurückdrängen.