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Weltraumforschung Weltraumforschung: Als erster Mann auf dem Mond in die Hosen gepinkelt

15.01.2010, 18:12

HAMBURG/DPA. - Selbst die Ironie, mit der Edwin "Buzz" Aldrin der Tatsache, dass er damals vor vier Jahrzehnten ganze 19 Minuten nach Neil Armstrong den Erdtrabanten betrat, beizukommen versucht, klingt seltsam verkrampft. "Neil sollte der erste Mann sein, der auf dem Mond herumläuft, ich bin der erste Mann, der auf dem Mond in die Hose pinkelte", sagte Aldrin einmal.

Am 20. Januar wird Aldrin 80 Jahre alt. Nach turbulenten und schwierigen Jahren scheint sich der alte Mann gefangen zu haben - begeistert für die Raumfahrt ist er immer noch.  39 Jahre war Aldrin an jenem denkwürdigen 21. Juli 1969 alt, mit Erfolgen überschüttet wurde er bereits zuvor: Er war der erste Astronaut mit Doktorwürde, er war einer der ganz wenigen Weltraumfahrer, die sich damals nicht als Testpiloten bei der Air Force ihre Meriten verdienen mussten. Zudem war Aldrin derjenige, der als Pilot die Landefähre "Eagle" sicher auf den Mond bugsierte. Erst im Frühjahr, vergleichsweise kurz vor der Mission, entschied die NASA, dass Kommandant Armstrong den Vortritt haben sollte.

Der dritte Mann der Apollo-11-Mission, Michael Collins, der damals im Mutterschiff bleiben musste und das ganze Mondspektakel nur beobachten konnte, berichtete von echten Verstimmungen zwischen Edwin Aldrin und Armstrong beim Ausstieg - so etwas durfte natürlich offiziell niemals bekannt werden. Den vermeintlich süßen Ruhm konnte Aldrin nur kurz genießen - innere Leere und Perspektivlosigkeit bemächtigten sich seiner nach der Heldentat. Was kann ein Mann, der auf dem Mond wandelte, noch tun im Leben? Er bekam Depressionen, begann zu trinken, wurde alkoholabhängig. Er erlitt einen Nervenzusammenbruch, zwei Ehen scheiterten. Ihm hätten schlicht neue Ziele gefehlt, schrieb er 1973 in einem Buch, das seine Leidensgeschichte schilderte. Das Buch hatte den sinnigen Titel "Rückkehr zur Erde" - die Rückkehr war das Schwierigste.

Aldrin war Astronaut und Soldat aus Berufung. Im Korea-Krieg flog er 66 Kampfeinsätze. Sein Fliegername war "Buzz". Doch nach dem Mond-Abenteuer blieb das Glück aus. Streng geheim musste es bleiben, dass Aldrin zu Beginn der 70er Jahre in die psychiatrische Abteilung des Air Force Hospitals in San Antonio kam. 1972 schied er aus der Luftwaffe aus und gründete ein Raumschiff- und Forschungs-Unternehmen. Bis heute hat er seine Raumfahrt-Begeisterung nicht verloren. "Auf dem Mars könnte es Leben geben", sagt Aldrin, "deshalb sollten wir verdammt nochmal dort hingehen und es uns anschauen."