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Diphtherie-Todesfall Weit mehr Kinder als Erwachsene gegen Diphtherie geimpft

Im Januar stirbt ein zehnjähriger Junge an Diphtherie, der nicht geimpft war. Der Anteil der Geimpften gegen Diphtherie ist in Brandenburg je nach Alter sehr unterschiedlich.

Von dpa 12.02.2025, 15:18
In Brandenburg sind deutlich mehr Kinder gegen Diphtherie geimpft als Erwachsene. (Symbolbild)
In Brandenburg sind deutlich mehr Kinder gegen Diphtherie geimpft als Erwachsene. (Symbolbild) Annette Riedl/dpa

Potsdam - In Brandenburg sind etwas mehr als zwei Drittel der Erwachsenen gegen Diphtherie geimpft. Die Impfquote der mindestens 18-Jährigen beträgt nach Angaben des Gesundheitsministeriums 68,6 Prozent. Die Zahl stammt aus einer Veröffentlichung von 2022, in der das Robert Koch-Institut (RKI) Angaben der Kassenärztlichen Vereinigungen von zehn Jahren zuvor auflistet.

Der Anteil ist in anderen Bundesländern noch niedriger: In Baden-Württemberg lag er bei 42,7 Prozent, dagegen in Mecklenburg-Vorpommern bei 72,2 Prozent.

Die Impfquote von Kindern ist deutlich höher: Unter Kindern, die eingeschult werden, hatten 93,8 Prozent im Jahr 2023 in Brandenburg laut Ministerium eine Grundimmunisierung gegen Diphtherie. Das entspricht mindestens drei Impfdosen eines Kombi-Impfstoffes. Der Anteil war in den Jahren zuvor relativ stabil: Im Jahr 2019 lag die Quote bei 95,7 Prozent, in den Jahren danach zwischen 94,5 und knapp 95 Prozent.

Zehnjähriger ohne Impfung starb an Diphtherie 

Ein zehnjähriger Junge aus dem Landkreis Oberhavel, der in Berlin-Spandau zur Schule ging, war im Januar an Diphtherie gestorben. Gesundheitsministerin Britta Müller (parteilos) äußerte im Ausschuss ihr tiefes Bedauern über den Tod. Der Junge sei wegen eines Abszesses mit Lymphknotenschwellung am 26. September ins Klinikum Ernst von Bergmann in Potsdam gekommen und am 1. Oktober mit Herzmuskelentzündung ins Virchow-Klinikum Berlin verlegt worden.

Zwei Tage später sei er ins künstliche Koma versetzt und beamtet worden, berichtete die Ministerin. Mehr als drei Monate kämpfte der Junge noch und starb dann laut Müller am 27. Januar. Das Kind habe vom 23. bis 25. September - kurz vor der Einlieferung ins Krankenhaus - an einer Klassenfahrt seiner Waldorf-Schule zu einem Biohof im Kreis Uckermark teilgenommen. Die Gesundheitsämter Uckermark und Spandau seien informiert worden.

Ministerium rät zur Impfung 

Die gefährliche Krankheit wurde früher auch als „Würgeengel der Kinder“ bezeichnet. In Deutschland kommt Diphtherie mittlerweile dank der Impfung nur noch selten vor. Eine Impfpflicht gibt für die Krankheit nicht. In Brandenburg wurden laut Ministerium im Jahr 2022 vier Fälle, im Jahr 2023 elf und im vergangenen Jahr fünf Fälle von Diphtherie erfasst. 

Symptome einer Rachendiphtherie umfassen laut RKI unter anderem Halsschmerzen, Fieber, pfeifende Geräusche beim Einatmen, Schwellungen der Halslymphknoten. Später kann eine Mandelentzündung auftreten.

Das Gesundheitsressort empfahl das Impfen. „Das Problem ist eigentlich die fehlende Auffrischimpfung, die alle zehn Jahre empfohlen wird“, sagte der Referatsleiter für Infektionsschutz, Ulrich Widders, im Gesundheitsausschuss des Landtags in Potsdam. „Die Wirksamkeit von Impfungen wird oft nicht richtig wahrgenommen.“