Weihnachten Weihnachten: Und wer hat's wann erfunden?
Halle (Saale)/MZ. - Kurz von Weihnachten 1882 in New York: Ein Zeitungsreporter ist unterwegs zu Edward Johnson. Der Teilhaber der Lichtfabrik von Thomas Alva Edison soll eine bahnbrechende Erfindung gemacht haben. Wenig später kommt der Journalist aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ein blinkender Christbaum dreht sich wie von Geisterhand. 80 Lämpchen leuchten in den Zweigen - es ist die Geburt der elektrischen Weihnachtsbeleuchtung. Doch erst 1901 kommt in den USA die erste Lichterkette auf den Markt und bis in die 20er Jahre dauert es, bis sich die neue Technik auch in Deutschland verbreitet. Natürlich waren es auch die Amerikaner, die der Welt zeigten, was sich mit den elektrischen Beleuchtungen so alles anstellen lässt. 1912 stellten sie zum ersten Mal in New York öffentlich einen geschmückten Baum aus.
Heute ist das Erstrahlen der Riesentanne vor dem Rockefeller-Center ein Großereignis der Vorweihnachtszeit. Den ersten deutschen "öffentlichen" Baum gab es übrigens 1924 in Weimar. Inzwischen blinkt und lichtorgelt es überall - an Fassaden und Tannenbäumen, in Fenstern und Vorgärten. Von diesem maßlosen Geleuchte konnten unsere Vorfahren nur träumen. Es geschah wohl erst in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, dass jemand Kerzen an Bäume steckte. Lichterbäume erstrahlen überhaupt lange nur in den Residenzen der Herrscher. Erst durch die Erfindung des vorrangig aus Palmöl gewonnenen Stearins (1818) leuchteten Christbäume auch in den bürgerlichen Weihnachtsstuben. Dass echte Kerzen - so sie verwendet werden - problemlos in den Zweigen balancieren, verdanken sie einem Nadelmacher-Meister aus Sachsen: Anton Clemens Theodor Keitel wuchs mit 21 Geschwistern in Leipzig auf, später verkauft er in Pegau Näh- und Stecknadeln. Als der Absatz stagnierte, rettete den Tüftler eine zündende Idee: Er erfand 1875 den nichtkippbaren Kerzenhalter. Keitel gründete eine Fabrik und belieferte bald die ganze Welt. Bis dahin wurden Kerzen mit Stiften oder heißem Wachs am Baum befestigt. Genauso wichtig wie nicht kippende Kerzen ist jedoch auch der nicht kippende Baum. Dafür brauchte es so manche Erfindung. Baumständer gab es viele, schon 1866 kam das erste gusseiserne Modell auf den Markt. Das hat heute ausgedient, stattdessen, trat in den 90er Jahren eine Erfindung aus Bayern ihren Siegeszug an. Ein Erdbeer-Bauer wusste die Lösung: Ein Stahlseil mit vier Klammern hält die Tanne kerzengerade. Mittlerweile stehen die Ständer mit Ein-Seilzug-Technik in nahezu drei Vierteln aller deutschen Haushalte.
Und was wird an den Baum gehängt? Bis heute eine Erfindung, die eine lange Geschichte hat. Um 1850 tauchten die ersten Christbaumkugeln aus Glas auf. Natürlich stammten sie aus Lauscha. Es war übrigens der Chemiker Justus Liebig (ja, der von Liebig’s Fleischextrakt), der 1870 eine Methode entwickelte, Christbaumkugeln statt mit giftigem Blei mit ungefährlichem Silbernitrat zu verspiegeln. Die dünnwandigen Kugeln wurden dadurch um ein Vielfaches leichter. Zu den Kugeln gesellten sich bis heute zahlreiche andere Formen und auch beim Silber blieb es nicht, wie die jährlichen Trendfarben für den Baumschmuck beweisen.
Die Leckereien, die früher am Baum hingen, liegen heute zumeist auf dem bunten Teller und das ist nicht selten ein Pappteller. Der wurde zwar nicht eigens für das Weihnachtsfest erfunden, doch ohne die Entwicklung des Brandenburger Buchbindermeisters Henschel - er produzierte um 1860 den ersten Einwegteller aus Pappe - würde es wohl auch die bunten Weihnachtsteller nicht geben. Die ersten davon tauchten in den 20er Jahren auf. Der Begriff Weihnachtsteller taucht in deutschen Papier-Adressbüchern 1927 zum ersten Mal auf. Danach folgt die Blütezeit der Süßigkeiten-Unterlage, die bis etwa 1960 dauert. Obwohl auch heute noch bunte Pappteller mit Weihnachtsmotiven produziert werden, ist ihre große Zeit dennoch vorbei. Dabei wurde nicht nur das Material verdrängt. Der bunte Teller an sich hat heute, wo Süßigkeiten stets und überall verfügbar sind, längst nicht mehr die Bedeutung für Leckermäuler wie früher.
Geradezu ein Sinnbild für winterliche Dekoration ist auch die Schneekugel. Niemand weiß genau, wann die ersten mit Flüssigkeit gefüllten Kugeln auftauchten, in denen es "schneite". Erste Berichte gibt es allerdings schon von der Weltausstellung 1878 in Paris. Massenproduktion und und einen regelrechten Boom gab es dann in den 50er Jahren. Die Ursache dafür lag wohl in der Entedeckung des Kunststoffes Polystyrol, der für die Figuren und den Schnee in der Kugel eingesetzt wird. Die Motive sind allerdings schon lange nicht mehr auf Winter beschränkt.
Doch Weihnachten ist nicht nur die Zeit der Erfindungen, sondern auch der Premieren. Stets leuchteten die Christbäume, wenn Radio- und Fernsehgeschichte geschrieben wurde. Heiligabend 1906 schenkte der Kanadier Reginald A. Fessenden der Menschheit die erste Rundfunksendung der Welt. Am 22. Dezember 1922 singen Reichspostbeamte Weihnachtslieder über den Langwellensender Königs Wusterhausen - die Geburt des öffentlichen Rundfunks. Vier Wochen vor Weihnachten 1952 starten in Ost und West schließlich die Fernsehprogramme, im Westen mit einem Fernsehspiel über die Entstehung des Liedes "Stille Nacht" . Damit ist es allerdings bei den heutigen Fernsehprogrammen schon lange vorbei.