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Maul- und Klauenseuche Wegen Tierseuche: Handelsbeschränkungen treffen Landwirte

Bislang ist die Maul- und Klauenseuche nur in Brandenburg aufgetreten. Die wirtschaftlichen Folgen aber treffen Landwirte in allen Bundesländern. Die Hoffnung ist, dass es bei Einzelfällen bleibt.

Von Elmar Stephan, dpa Aktualisiert: 17.01.2025, 07:35
Die Maul- und Klauenseuche hat nicht nur Auswirkungen auf Landwirte in Brandenburg, sondern in allen Bundesländern. (Archivfoto)
Die Maul- und Klauenseuche hat nicht nur Auswirkungen auf Landwirte in Brandenburg, sondern in allen Bundesländern. (Archivfoto) Jens Kalaene/dpa

Hannover - Nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) in Brandenburg wird die Entwicklung des Seuchengeschehens auch unter niedersächsischen Landwirten aufmerksam verfolgt. Denn auch wenn es in Niedersachsen keine Infektion mit der für Paarhufer gefährlichen Krankheit gibt, so sind die Auswirkungen dennoch für Landwirte in ganz Deutschland spürbar.

Welche Auswirkungen für Schweinehalter?

Noch Anfang dieser Woche sprach die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) von überschaubaren Auswirkungen der Tierseuche auf den deutschen Schweinemarkt. Aber diese Einschätzung habe sich inzwischen geändert, sagt ein ISN-Sprecher. „Das Geschehen ist hochdynamisch.“ 

Denn inzwischen hat auch Großbritannien ein Importverbot für deutsches Schweinefleisch verhängt. Großbritannien ist ein wichtiger Absatzmarkt für Schweinefleisch aus Deutschland. In der Folge gingen laut ISN die Schlachtpreise inzwischen deutlich zurück.

Aber: 80 Prozent der deutschen Schweinefleischexporte gehen in andere EU-Länder. Daran werde sich auch nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche nichts ändern, erklärt der Marktexperte der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Albert Hortmann-Scholten. In der EU gelte das sogenannte Regionalisierungsabkommen, weswegen nach einzelnen Regionen in den Herkunftsländern differenziert wird. In der Folge bedeute das, dass andere EU-Länder unter Verweis auf den MKS-Ausbruch in Brandenburg die Einfuhr von deutschem Fleisch nicht per se verbieten dürfen.

Wie sind die Auswirkungen für Rinderhalter?

Auf den Rindfleischmarkt habe der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche bislang kaum Auswirkungen gehabt, sagt Hortmann-Scholten. Er sei nicht so exportabhängig wie der Schweinefleischmarkt. Es gelte aber für Kälber derzeit ein Importverbot für die Niederlande. Hintergrund sei, dass die Niederlande sehr stark in der Kälbermast seien und viele Tiere aus den ostdeutschen Ländern eingeführt haben. 

Es sei eine richtige Vorsichtsmaßnahme gewesen, dass die Niederlande zunächst ein Einfuhrverbot für Klauentiere ausgesprochen haben, sagt Hortmann-Scholten. „Ich glaube aber nicht, dass das lange Bestand hat.“ Voraussetzung sei allerdings, dass sich das Virus in Deutschland nicht weiter verbreite.

Sind auch Molkereiprodukte betroffen?

Auch der Markt für Molkereiprodukte hat inzwischen die Auswirkungen des MKS-Ausbruchs zu spüren bekommen. „Die deutsche Milchindustrie ist derzeit stark verunsichert“, erklärt Hortmann-Scholten. Länder außerhalb der EU haben ein Einfuhrverbot für Milchprodukte verhängt. Da müsse die Bundesregierung Verhandlungen aufnehmen.

Während es bei Produkten aus pasteurisierter Milch keine Gefahr gebe, dass das Virus verbreitet werde, sehe das bei Frischmilchprodukten anders aus, erklärte der Landwirtschaftskammer-Experte. Hier mache sich bemerkbar, dass Deutschland nach den USA der zweitgrößte Käseproduzent der Welt sei und etwa 50 Prozent der verarbeiteten Milchprodukte in aller Welt exportiere. 

Allerdings seien die Marktauswirkungen derzeit kaum abzuschätzen. Noch zum Jahresbeginn hätten sich die Milchpreise nach oben entwickelt, mit Rekordpreisen für Butter und Sahne. Seit dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche sei die Verunsicherung bei den Molkereien groß. Jedes Unternehmen verhandele für sich mit seinen Abnehmern. Auch hier dürften die langfristigen Folgen sehr davon abhängen, ob es bei einem einmaligen Ausbruch der Maul- und Klauenseuche bleibe.

Warum nicht einfach impfen?

Das Friedrich-Loeffler-Institut hat den genauen Virus-Serotyp ermittelt: Es handelt sich um den Serotyp O, verwandte Viren kommen im Nahen Osten, in der Türkei und Asien vor. Für diesen Virentyp sind geeignete Impfstoffe zwar vorhanden. Dennoch müsse eine Impfung der Tierbestände sehr genau abgewogen werden, sagte Hortmann-Scholten: „Wenn wir eine Impfung haben, wird der Export in Drittstaaten noch kritischer.“ 

Wenn es bei dem einmaligen Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Brandenburg bleibe, gebe es eine dreimonatige Sperre, danach gelte Deutschland wieder als MKS-frei. „Wenn wir impfen würden, dann würden wir diesen Freiheitsstatus frühestens nach sechs Monaten bekommen.“ Handelspolitisch wäre das der „Super-GAU“ für die deutschen Tierhalter. 

Wie ist die Stimmung unter den niedersächsischen Landwirten?

Auch wenn es bislang nur einen bestätigten Fall in Brandenburg bei einer Wasserbüffelherde gibt, sei auch auf niedersächsischen Höfen die Anspannung groß, sagt Jörn Ehlers, Vizepräsident des Landvolks Niedersachsen. Die Betriebe sollten ihre Sicherheitsmaßnahmen noch intensivieren, fordert er; alles, was ein Risiko darstelle, solle erst einmal ausgeschlossen werden.

Dazu zählen zum Beispiel auch Jagdreisen in die vom MKS-Ausbruch betroffene Region. „Das stellt ein gewisses Risiko dar, weil diese Krankheit auch bei Wildtieren auftreten kann“, sagte Ehlers.