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Gesundheitsvorsorge Vor dem Amalgam-Verbot: Anwendung regional sehr verschieden

Nach dem Jahreswechsel gilt das von der EU beschlossene Verbot von quecksilberhaltigen Zahnfüllungen. Zahlen zeigen, dass es in den Kommunen Unterschiede gibt, viele Praxen aber vorbereitet sind.

Von dpa 19.12.2024, 05:30
Ab 2025 sollen Zahnarztpraxen das Amalgam-Verbot einhalten. (Symbolbild)
Ab 2025 sollen Zahnarztpraxen das Amalgam-Verbot einhalten. (Symbolbild) Julian Stratenschulte/dpa

Hannover - Kurz vor dem Amalgamverbot ist die Anwendung bei Zahnfüllungen regional noch sehr unterschiedlich verbreitet. Nach jüngsten Daten der Barmer Krankenkasse haben etwa 17 Prozent der Zahnarztpraxen in Niedersachsen im Jahr 2023 mindestens eine Amalgamfüllung abgerechnet, die übrigen rund 83 Prozent arbeiten mit alternativen Füllungsmethoden und gelten somit als „amalgamfrei“, wie die Landesvertretung Niedersachsen/Bremen der Kasse mitteilte. 

„Diese Entwicklung zeigt, dass viele Praxen proaktiv auf die bevorstehenden Änderungen reagieren und ihren Patientinnen und Patienten alternative Versorgungsoptionen anbieten“, sagte Landesgeschäftsführerin Heike Sander. Über Amalgam als Füllungsmaterial werde seit Jahrzehnten kontrovers diskutiert. „Der neue gesetzliche Anspruch auf eine zuzahlungsfreie Versorgung ohne Amalgam müsse jedoch auch in den Praxen klar und unmissverständlich kommuniziert werden“, sagte Sander. 

Quecksilberhaltige Zahnfüllungen ab 2025 weitgehend verboten

Anfang 2024 hatte die Europäischen Union beschlossen, dass quecksilberhaltige Zahnfüllungen ab 2025 weitgehend verboten werden, um Gesundheit und Umwelt vor den schädlichen Auswirkungen von Quecksilber zu schützen. Ausnahmen soll es geben, wenn ein Zahnarzt oder eine Zahnärztin eine solche Füllung etwa aufgrund von medizinischen Bedürfnissen des Patienten für unbedingt erforderlich hält. 

Die damalige Entscheidung wurde etwa von der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) kritisiert, weil durch den Wegfall die Versorgung insbesondere von vulnerablen Patientengruppen deutlich erschwert werde und keine „mit ausreichender Evidenz“ hinterlegten Alternativmaterialien für alle Versorgungsformen zur Verfügung stünden. 

Regional deutliche Unterschiede in den Kommunen 

Bei der Anwendung in Niedersachsen gab es nach den Daten der Barmer deutliche Unterschiede. Während in der Region Hannover demnach nur rund 0,8 Prozent der Patientinnen und Patienten eine Amalgamfüllung in den Seitenzähnen erhielten, lag der Anteil in der Stadt Salzgitter mit rund 5,8 Prozent deutlich über dem Landesschnitt (3,2 Prozent). Ähnlich hohe Werte seien im Landkreis Goslar (5,1 Prozent) und im Landkreis Lüchow-Dannenberg (4,8 Prozent) zu beobachten.

Auch mit Blick auf die Länder zeigt die Analyse für das Jahr 2023 eine regionale Spannweite. In Niedersachsen habe der Anteil von Amalgam in Seitenzahnfüllungen bei 3,2 Prozent gelegen. Zum Vergleich: Baden-Württemberg hatte nach den Zahlen mit etwa 1,2 Prozent den niedrigsten Anteil, während Mecklenburg-Vorpommern mit 11,2 Prozent den höchsten verzeichnete. 

Die vorliegenden Routinedaten der Barmer umfassen die Jahre 2021 bis 2023. Insgesamt konnte also auf drei volle Datenjahre für die Auswertungen zurückgegriffen werden. Dabei wurde ein Umfang von circa 9 Millionen Versicherten (mindestens 10 Prozent der deutschen Bevölkerung) erfasst. Ausgehend von Versicherten der Barmer wurde eine Hochrechnung auf die gesamte Wohnbevölkerung im jeweiligen Bundesland erstellt, wie eine Sprecherin erläuterte.