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Vogelgrippe in Bayern Vogelgrippe in Bayern: Enten-Tod am Fließband

Von Ulrich Meyer 08.09.2007, 17:23
In Schutzkleidung und mit Schutzmasken reinigen Helfer des THW am Samstag in Nittenauer Ortsteil Trumbling im Kreis Schwandorf (Bayern) einen Lkw, der mit gekeulten Enten durch die Desinfektionsanlage fährt. (Foto: dpa)
In Schutzkleidung und mit Schutzmasken reinigen Helfer des THW am Samstag in Nittenauer Ortsteil Trumbling im Kreis Schwandorf (Bayern) einen Lkw, der mit gekeulten Enten durch die Desinfektionsanlage fährt. (Foto: dpa) dpa

Trumling/Hofing/ddp. - Rund 14 Stunden, bis in die Nacht um 1 Uhr, dauerte der Einsatz auf dem kleineren der betroffenen Höfe in Trumling. Danachwurde die mobile Tötungsmaschine per Anhänger zum nächsten, ungleich größeren Betrieb nach Hofing, wenige Kilometer weiter, gebracht. Rund 180 000 Enten sollen hier sterben, um eine weitere Ausbreitung der Vogelgrippe zu verhindern.

Immer wieder müssen die in weiße Schutzanzüge und gelbeGummistiefel gekleideten Mitarbeiter der Betreiberfirma die gleichenHandgriffe absolvieren: die Vögel im Stall einfangen, sie an denBeinen packen und in die metallenen Gestelle der Tötungsanlageeinfädeln. Mit den Köpfen nach unten hängend werden die Enten danndurch ein Wasserbecken gezogen. Es steht unter Starkstrom. Hinter demBecken kontrolliert ein behördlicher Tierarzt, ob die Vögeltatsächlich tot sind. Dann werden sie von einem Mitarbeiter wiederausgehängt und in einen Entsorgungscontainer geworfen. Stunde umStunde dauert die Arbeit an diesem todbringenden Fließband.

Nach Angaben von Landratsamtsprecher Franz Pfeffer werden die rund120 Arbeiter und 20 behördlichen Veterinäre in den Hallen desEntenmastbetriebs in Schichten abgelöst. Die Tätigkeit sei körperlichenorm anstrengend. Um die Psyche der Mitarbeiter mache er sichhingegen wenig Sorgen: «Die sind das vom normalen Schlachten derMastenten gewöhnt.» Aber die schiere Menge an Tieren und die extremeDauer der Prozedur führe manche schon an ihre physischeBelastungsgrenze. Etwas weniger anstrengend für dasBedienungspersonal ist die dritte im Einsatz befindlicheTötungsapparatur: In abgedichtete Container wird CO2-Gas eingeleitet.Dann werden die Vögel hineingeworfen und ersticken. Pfeffer hofft,dass die Arbeit am Montag abgeschlossen sein wird.

Am Samstagvormittag hatte die größte Notschlachtung in derGeschichte der Bundesrepublik Deutschland zunächst noch mittechnischen Problemen zu kämpfen. Denn es fehlte schlichtweg dieEnergieversorgung, um die Tötungsmaschine zu betreiben. DieStromleitungen des Hofes in Trumling seien «zu altersschwach», sagteder Sprecher des Landratsamtes Schwandorf, Franz Pfeffer. DasTechnische Hilfswerk organisierte schließlich ein weiteresStromaggregat. «Die Container füllen sich langsam», vermeldetePfeffer am Nachmittag. In ihnen werden die Kadaver zu einerTierverwertungsanlage transportiert und dort verbrannt.

Zu sehen ist von außen nicht allzu viel. Die beidenEntenmastbetriebe wurden weiträumig abgesperrt. Immer wiederverlassen Lastwagen mit vollen, versiegelten Containern das Gelände.An Desinfektionsschleusen werden die Fahrzeuge mit Chemikalienabgesprüht. Das Vogelgrippevirus soll keine Chance erhalten, zuentkommen.

Eine 42-Jährige aus dem benachbarten Nittenau verfolgt dasGeschehen gespannt. «Es ist einfach die Neugier, die michhergetrieben hat», erzählt sie bereitwillig. Um die Tiere tue es ihrschon leid. Angst habe sie nicht, dass die Vogelgrippe auch für siegefährlich werden könnte. «Da muss man den Aussagen der Behörden aucheinmal glauben», sagt die Zuschauerin, während wenige Meter weiterein Schild für «Einkaufen auf dem Bauernhof» wirbt.