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Vogelgrippe-Alarm in Thüringen: Rund 1200 Tiere getötet

07.07.2007, 15:01

Saalfeld/dpa. - Zum Schutz vor einer Ausbreitung der Vogelgrippe sind am Samstag in Thüringen 1200 Hühner, Gänse und Enten vorsorglich getötet worden. Die Behörden reagierten damit auf das deutschlandweit seit einem Jahr erste Auftreten des aggressiven Virustyps H5N1 bei Nutzgeflügel.

Das Friedrich-Loeffler-Institut hatte das Virus am Freitagabend bei einer verendeten Hausgans aus dem thüringischen Wickersdorf bestätigt. In Deutschland hatte das Virus erstmals im April 2006 Gänse und Enten in einem Geflügelzuchtbetrieb in Wermsdorf östlich von Leipzig befallen. Damals waren rund 22 000 Tiere getötet worden. Der Deutsche Tierschutzbund kritisierte die vorbeugende Keulung als unangemessen.

Rund 220 Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr sammelten zusammen mit Tierärzten bis zum Samstagnachmittag im Sperrbezirk um den Ausbruchsort Wickersdorf sämtliches Geflügel ein. In Schutzanzügen gingen sie in der Drei-Kilometer-Sperrzone durch neun Gemeinden von Haus zu Haus. Nach Angaben des leitenden Veterinärs Stephan Zschimmer wurden die Hühner, Enten und Gänse im Stall mit einer Giftspritze getötet und anschließend in Müllsäcken abtransportiert. Zuvor seien allen Tieren Proben entnommen, die untersucht werden sollten. Mit Ergebnissen wird in drei bis vier Tagen gerechnet.

Der Kampf gegen eine Ausbreitung des aggressiven H5N1-Virus wurde erschwert, da die meisten Besitzer ihre Tiere nicht ordnungsgemäß gemeldet hatten. Dem Veterinäramt waren nur vier Halter mit 35 Tieren bekannt. Bei der Kontrolle wurden jedoch mehr als 80 Geflügelbesitzer festgestellt, wie Landrätin Marion Philipp (SPD) sagte. Das Thüringer Gesundheitsministerium forderte alle Geflügelhalter im Bundesland auf, ihre Tiere kostenlos registrieren zu lassen. Ministeriumssprecher Thomas Schulz wies darauf hin, dass nur für gemeldete und in der Seuchenkasse versicherte Tiere Entschädigungen gezahlt werden könnten.

Im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt gilt eine generelle Stallpflicht für Haus- und Nutzgeflügel. In einem Umkreis von 13 Kilometern rund um Wickersdorf dürfen in den nächsten 21 Tagen außerdem weder Geflügel noch Geflügelprodukte in das oder aus dem Beobachtungsgebiet gebracht werden. Tauben sind von der Tötung ausgenommen.

Der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Wolfgang Apel, forderte ein einheitliches Konzept im Umgang mit Geflügelpest im Sinne des Tierschutzes. Angemessen sei es, die Bestände in der Region intensiv zu beobachten, nicht aber die direkte Tötung offenbar auch gesunder Tierbestände, erklärte er in Bonn. Er forderte Impfungen zur Prävention.

Nach Ansicht der UN-Expertin Karin Schwabenbauer ist die Gefahr durch die Vogelgrippe auch für den Menschen nicht gebannt. «Die Gefahr einer entsprechenden Mutation (Veränderung) des H5N1-Virus besteht nach wie vor», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur dpa. Eine für den Menschen gefährliche Pandemie könnte entstehen, wenn sich das Vogelgrippe-Virus derart verändert, dass es von Mensch zu Mensch übertragen werden kann.

Auch in Sachsen-Anhalt wird ein Übergreifen des gefährlichen Virustyps auf Nutztiere befürchtet. «Die Gefahr ist sehr groß», sagte der Amtstierarzt des Kreises Mansfeld-Südharz, Bernd Kubisiak. Am Stausee Kelbra an der Landesgrenze zu Thüringen wurden unterdessen mehr als 200 tote Wildvögel eingesammelt. Bisher wurde der Virustyp H5N1 laut Landesamt für Verbraucherschutz bei 153 Haubentauchern und Schwarzhalstauchern festgestellt.