Straßenverkehr Viele Niedersachsen verpassen Frist für Führerschein-Tausch
Noch immer sind alte Papierführerscheine im Umlauf. Im Januar läuft eine Frist für den Umtausch ab. Doch viele Autofahrer sind Umtausch-Muffel, wie eine Umfrage bei Straßenverkehrsämtern zeigt.
Hannover - Viele Menschen in Niedersachsen haben ihren alten Führerschein bisher nicht umgetauscht, obwohl dazu eine Pflicht besteht. Das geht aus einer stichprobenartigen Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei Landkreisen und Straßenverkehrsämtern hervor. Seit einigen Jahren müssen laut einer EU-Verordnung etappenweise alte Führerscheine in neue im Scheckkartenformat umgetauscht werden.
Alle Autofahrerinnen und Autofahrer ab dem Jahrgang 1971, die etwa noch einen Papierführerschein besitzen, müssen diesen spätestens bis zum 19. Januar 2025 gegen das neue Format auswechseln. Wer dagegen zwischen 1953 und 1970 geboren ist und noch das alte Papierdokument hat, fährt schon eine Weile ohne gültigen Führerschein.
In beiden Gruppen gibt es der Umfrage zufolge viele Autofahrerinnen und Autofahrer, die die Umtausch-Pflicht bislang ignorierten. Nur diejenigen, die vor 1953 geboren sind, haben für den Umtausch noch Zeit bis 2033. Auch Menschen mit Führerscheinen, die nach dem 1. Januar 1999 ausgestellt wurden, haben noch Zeit.
Viele Autofahrer in Südniedersachsen mit Umtausch im Verzug
Im Kreis Goslar gab es mit Stand Oktober 2019 genau 35.487 Führerscheine, deren Umtausch inzwischen fällig war. Bei weiteren 10.658 ist der Stichtag mit dem 19. Januar nah. Über alle Fristen gerechnet wurden in dem Landkreis bisher allerdings lediglich 13.102 Führerscheine (Stand: 20.11.24) umgetauscht.
Im Landkreis Hameln-Pyrmont hätten bisher circa 24.200 Menschen ihren alten Papierführerschein umtauschen müssen. Das taten nach Verwaltungsangaben bisher aber nur 11.500. Bis zum nächsten Stichtag im Januar sind weitere rund 9.200 fällig, getauscht wurden davon bisher circa 3.300.
Genaue Angaben nicht in allen Kreisen möglich
Einige Landkreise können allerdings keine exakten Angaben zum Fortschritt beim Umtausch machen. In der Region Hannover etwa ist lediglich bekannt, das bisher 89.275 Führerscheine hätten umgetauscht werden müssen. Weitere 31.807 sollten bis zum nächsten Stichtag folgen. Wie viele bereits umgetauscht wurden, weiß die Verwaltung aber nicht.
Der Landkreis Göttingen kann die Zahlen auch nicht aufschlüsseln und teilte lediglich mit, dass die Leute eher „tauschfaul“ seien. Ein Problem sei, dass die Zahl der umtauschpflichtigen Führerscheine auch jene von umgezogenen oder verstorbenen Menschen enthalte.
Emsland erwartet viele Anträge für Umtausch im neuen Jahr
Der Landkreis Cloppenburg meldet auf Nachfrage, dass bislang lediglich rund 6.900 der insgesamt rund 26.900 Führerscheine gewechselt wurden, die aus den Jahrgängen 1953 bis 1970 bis Anfang Januar dieses Jahres hätten umgetauscht werden müssen. Auch für die nahende Frist im Januar der Jahrgänge 1971 und später stehen noch viele Umtausche aus: Von rund 10.400 Führerscheinen wurden bislang rund 1.200 umgetauscht. Auch bei diesen Daten weist der Landkreis darauf hin, dass etwa Weg- und Zuzüge nicht berücksichtigt werden - diese Zahlen also nicht absolut exakt sind.
Im Emsland sind genaue Zahlen zum Führerschein-Umtausch ebenfalls nicht bekannt, die Landkreisverwaltung nennt aber Schätzungen auf Basis der Bevölkerungsstatistik. Demnach gibt es im Kreis rund 50.000 Führerscheine aus den Jahrgängen 1953 bis 1970, die umgetauscht werden mussten. Bis Anfang 2024 wurden rund 30.000 Scheine erneuert, darunter auch welche aus anderen Jahrgängen. Nun steht der nächste Umtausch von rund 17.500 Führerscheinen an - gewechselt wurden bislang nur rund 5.000. „Nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre werden die meisten Anträge in den Monaten November bis Januar gestellt“, teilte eine Landkreissprecherin mit.
Papierlappen auch noch in Ostfriesland im Umlauf
Auch in Ostfriesland müssen nach vorläufigen Daten der Landkreise noch viele Scheine umgetauscht werden. Im Landkreis Aurich hätten rund 24.500 Personen ihren Führerschein schon umtauschen müssen, tatsächlich umgetauscht wurden von diesen Scheinen bislang rund 18.500. Der Landkreis weist allerdings darauf hin, dass dieser Datensatz nicht exakt ist, da er etwa auch Personen umfasst, die weggezogen sind. Dennoch gebe das Verhältnis ein „realistisches Gesamtbild“, teilte ein Landkreissprecher mit. Bis zum nächsten Stichtag im Januar müssen rund 12.000 Scheine umgetauscht werden. Bislang sind im Kreis weniger als die Hälfte gewechselt worden - nämlich rund 5.400.
Umtausch online nur selten möglich
Der Umtausch selbst läuft nicht in jedem Landkreis gleich ab. So ist etwa im Landkreis Hameln-Pyrmont und in der Region Hannover der Führerschein-Umtausch online möglich. Bei den meisten Zulassungsstellen müssen Bürger einen Termin vereinbaren. Gegen Vorlage eines Ausweises, eines Passbildes sowie des alten Führerscheins kann dann ein neuer Führerschein beantragt werden, teilte etwa der Landkreis Goslar mit. Im Emsland kann der Antrag auf einer Website heruntergeladen werden - dieser muss dann allerdings auf dem Postweg zur Führerscheinstelle. Im Landkreis Cloppenburg kann der Umtausch auch in den Rathäusern der Gemeinden und Städte im Kreis beantragt und abgeholt werden.
ADAC rät Umtausch schnellstmöglich nachzuholen
Dem ADAC in Niedersachsen sind keine größeren Probleme beim Umtausch von Führerscheinen bekannt. „Wir haben insgesamt wenige Anfragen von Mitgliedern zu diesem Thema“, teilte eine Sprecherin mit. „Diejenigen, die sich melden, informieren sich darüber, wer wann den Führerschein umtauschen muss und wie der Umtausch genau abläuft.“
Der Umtausch ist verpflichtend, darauf weist auch der Automobilclub hin. „Das Ablaufdatum bezieht sich jedoch nur auf das Führerschein-Dokument und nicht auf den Inhalt der Fahrberechtigung“, teilt der ADAC mit. Das heißt, ein Auto oder ein Motorrad dürfen auch dann noch gefahren werden, wenn die Umtauschfrist verstrichen ist. Allerdings riskiert der Fahrer oder die Fahrer dann ein Verwarnungsgeld in Höhe von zehn Euro. Im Ausland könne ein alter Führerschein allerdings für weitere Probleme sorgen - etwa beim Anmieten eines Mietwagens. Der ADAC empfiehlt daher, einen Umtausch schnellstmöglich nachzuholen.
Wer seinen Führerschein bei einer anderen als der ausstellenden Behörde umtauscht, muss sich zudem eine sogenannte Karteikartenabschrift besorgen. Wenn der neue Führerschein beantragt ist, erhält man dafür einen Beleg als Nachweis.