Vertauschte Babys in Saarland Vertauschte Babys in Saarland: Kinder sind wieder bei ihren Eltern

Saarbrücken/Saarlouis/dpa. - «Es war sehr emotional», sagte Mutter Jeannine Klos am Montag inSaarbrücken. Für sie und ihren 36 Jahre alten Mann Ralf waren esschwere Wochen. Anfang Dezember war bekanntgeworden, dass sechsMonate zuvor zwei Neugeborene in der St. Elisabeth Klinik inSaarlouis vertauscht worden waren. Am 12. Dezember hatte das jungePaar Gewissheit: Sie hatten das falsche Kind mit nach Hause bekommen.In den folgenden Wochen wurden alle Beteiligten intensiv betreut, derTausch vorbereitet. Nun sind die kleine Lina und das zweite Mädchenwieder daheim.
Ein Gen-Test auf Anordnung des zuständigen Jugendamtes hatte Ende2007 ans Licht gebracht, dass die andere - nach unbestätigtenBerichten noch minderjährige - Mutter und deren Partner nicht mitihrer vermeintlichen Tochter verwandt sind. Dieses zweite Paar wolltesich nun nicht äußern, auch der Landkreis Saarlouis will ausDatenschutzgründen keine Details nennen. Wie die Verwechslungpassieren konnte, ist noch immer nicht vollständig geklärt. Gutachterüberprüfen mittlerweile zum zweiten Mal die Abläufe in der Klinik.Vermutet wird, dass beim Waschen die Namensbändchen der Mädchenabgestreift und anschließend falsch zugeordnet wurden.
Die 34-jährige Jeannine Klos glaubte von Anfang an nicht so recht,dass das kleine Mädchen in ihren Armen wirklich ihr Kind war. «Ichhatte wirklich Zweifel», sagte sie. «Ich bin dann sogar auf derSäuglingsstation umhergegangen und habe auch ein Baby gesehen, dassmeinem Kind ähnlicher sah.» Damals allerdings habe ihr die Zweifelkeiner abgenommen. «Ich war sehr allein mit dieser Meinung. Jeder hatversucht, mich zu beruhigen.» So hätten Ärzte und Schwestern ihrimmer wieder gesagt, dass Neugeborene sich in den ersten Tage sehrverändern können. Groll gegen die Klinik, die sie schließlich ohneZweifel verließ, hege sie aber nicht. «Ich habe mich gut aufgehobengefühlt. Es ist ein Fehler und Fehler passieren überall.» Dennochwerde es rechtliche Schritte und Schadensersatzforderungen gegen dieKlinik geben.
Obwohl die kleine Lina nun wieder zu Hause ist, wollen die jungenPaare weiter engen Kontakt halten. «Wir haben inzwischen ein engesVerhältnis», sagte Jeannine Klos. Kurz vor dem Tausch haben beideFamilien ein gemeinsames Wochenende verbracht. «Die emotionaleBindung bleibt erhalten. Das war ja sieben Monate eigentlich unserKind.» Alle Beteiligten wollen sich regelmäßig und oft sehen. Vor diePresse seien sie getreten, weil sie hoffen, dass ihr Leben nun wiederin normalen Bahnen verlaufen werde. Tatsächlich habe es Geldangebotegegeben, wenn sie ihre Geschichte erzählten. «Wir hoffen, dass wir inZukunft Ruhe haben, weil wir die brauchen.»