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Versteigerung Versteigerung: Schweizer Armee bietet Kampfflugzeuge zum Verkauf an

27.10.2004, 06:33
Mirage III Kampfflugzeuge stehen in einem Hangar auf dem schweizerischen Flugplatz Buochs. Zusammen mit drei flugunfähigen Hubschraubern vom Typ Alouette III werden die Mirage, die von der Schweizer Armee nicht mehr benötigt werden, am 26. November 2004 in Buochs versteigert. (Foto: dpa)
Mirage III Kampfflugzeuge stehen in einem Hangar auf dem schweizerischen Flugplatz Buochs. Zusammen mit drei flugunfähigen Hubschraubern vom Typ Alouette III werden die Mirage, die von der Schweizer Armee nicht mehr benötigt werden, am 26. November 2004 in Buochs versteigert. (Foto: dpa) KEYSTONE

Bern/dpa. - Zuerst die Bunker, und jetzt auch noch Kampfflugzeuge: Die Schweizer Armee verkauft fast alles, was sie selbst nicht mehr braucht. Erstmals kommen nun am 26. November auf dem Flugplatz von Buochs im Halbkanton Nidwalden Kampfflugzeuge desTyps Mirage III unter den Hammer. Neben den 13 Kampfjets sind auch drei Alouette-III-Helikopter zu haben - wenngleich ohne Rotorblätter und Triebwerke. Was die Käufer letztlich damit anstellen, bleibt ihnen überlassen. Vom pompösen Blickfänger auf dem privaten Grundstück bis zur originellen Gartenlaube ist jede Nutzung möglich.

Interessenten müssen sich schriftlich bewerben. «Wir wollen vorherwissen, wer da kommt», sagt der Sprecher der Beschaffungsabteilungdes Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport(VBS), Godi Huber. «Das Interesse ist sehr groß.» Nur 48 Stunden nachVeröffentlichung des Angebots im Internet hatten sich schon Tausendeden Katalog heruntergeladen.

Nach 35-jährigem Einsatz hat die Schweizer Luftwaffe vor einigenMonaten die letzten Mirages aus dem Dienst genommen. Ursprünglichsollten die 23 Flugzeuge an andere Armeen verkauft werden, doch dortwar das Interesse gering. Eine Verschrottung wiederum hätte Geldgekostet. Zehn Flugzeuge gibt die Schweizer Luftwaffe nun an Museenund Ausstellungen ab, die restlichen 13 kommen unter den Hammer.

Das Mindestgebot für einen der berühmten Abfangjäger beträgt 5000Franken (fast 3270 Euro), nach oben sind keine Grenzen gesetzt. Umden Transport und das Zusammenbauen der zerlegten Flugzeuge zu Hausemüssen sich die Käufer selbst kümmern - und das dürfte bei den rund6,5 Tonnen schweren Jets nochmals zu Buche schlagen. Wer im Einzelnensich für die berühmten Abfangjäger interessiert, ist bisher nichtbekannt. «Es ist noch zu früh, die Bewerbungen gehen gerade erstein», sagt Huber. Etwas Platz brauchen die Käufer aber schon: DerVogel ist mehr als 15 Meter lang und hat über acht Meter Spannweite.

Dass sich zwielichtige Gestalten zu unlauteren Zwecken auf dieseWeise eines Kampfjets bemächtigen könnten, fürchtet Huber nicht. DieMaschinen sind nicht flugtauglich. «Die Triebwerke sind ausgebaut.»Auch Brems- und Fahrwerkklappen, die Thorium enthalten und damitleicht radioaktiv sind, wurden entfernt. Im Kaufvertrag ist zudemfestgehalten, dass die Flugzeuge «nur zu Ausstellungszwecken»verwendet werden dürfen.

Schon seit den 90er Jahren verkauft die Schweizer Armee ihreüberflüssig gewordenen Bunker. Ein Abriss der Betonklötze wäre teuer,zumal die Schweiz mit rund 4500 Bunkern zu den Ländern mit derhöchsten Bunkerdichte weltweit gehört. Heute dienen die Anlagen alsMuseum, Geräteschuppen oder Lagerort für Kartoffeln oder anderesGemüse. Hinter manchen der meterdicken Schutzmauern leben friedlichFamilien - sie haben den Bunker zum Wohnhaus umfunktioniert.

Ausgediente Jeeps, Lastwagen-Oldtimer oder Schneeräumfahrzeuge derArmee werden in der Schweiz sogar schon seit nahezu 50 Jahrenversteigert. Vom Tarnnetz über Schlafsäcke, Zelte, Schraubenschlüsselbis zu Öfen ist auf dem alljährlichen Armee-«Flohmarkt» in Thun imKanton Bern auch sonst fast alles zu haben, was zum Soldatenlebengehört. Manches sei noch von den Armee-Reformen von 1961 und 1995übrig, berichtet Gaby Zimmer, Sprecherin der Logistikbasis derSchweizer Armee - dabei läuft seit Jahresbeginn schon die nächsteReform, die eine Halbierung der Truppe von 400 000 auf 220 000Soldaten vorsieht. «Die Armee wird schneller kleiner, als dasMaterial abgebaut werden kann.»