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Trotz (oder dank Verschärfte Sicherheit auf Festivals: Wacken und Co. - Ausgelassen wie eh und je

Von Stefanie Kruse 11.08.2016, 16:32
Das Festival-Team ist gut organisiert. Der Einlass geht trotz der Sicherheitschecks meistens schnell.
Das Festival-Team ist gut organisiert. Der Einlass geht trotz der Sicherheitschecks meistens schnell. Stefanie Kruse

Halle (Saale)/Wacken - Die Festival-Saison ist in vollem Gange und trotz der angespannten Lage sind die Besucher so zahlreich wie immer. Während die Musikfans ausgelassen die Konzerte genießen, arbeiten die Organisatoren hinter den Kulissen an der Umsetzung angepasster Sicherheitskonzepte.

Erleben konnte man das am eigenen Leib beim diesjährigen Wacken Festival in Schleswig Holstein, dem größten Metal-Festival der Welt mit 75.000 Besuchern. Polizei und Sicherheitsverantwortliche formulierten im Vorfeld eine „abstrakt hohe Gefährdungslage“. Was das konkret hieß?

Eindrücke vom Einlass: „Alle Frauen bitte nach rechts!“ schallt es über die Menge der Wacken-Besucher. Der Kontrolleur steht erhöht, er spricht in ein Mikrofon, während er versucht, Ordnung in die Menge zu bringen. „Bitte öffnet schon mal eure Bauchtaschen, damit es bei der Kontrolle schneller geht.“ Jeder, der vom Campingplatz auf das Veranstaltungsgelände will, muss vorher die Security passieren. Die Mitarbeiter prüfen den Inhalt der Taschen und tasten den Besucher kurz ab. Auch beim Gang zu den großen Bühnen durchqueren die Fans nochmals eine Absperrung, weitere Sicherheitsleute prüfen die Armbändchen, die die Eintrittskarte ersetzen, und werfen gegebenenfalls nochmal einen Blick auf Einkäufe, die an den Merchandise-Ständen getätigt wurden.

Das Prinzip der Einlasskontrolle bei Festivals ist generell nichts neues, nur das Taschen- und Rucksackverbot gab es auf dem Wacken Open Air (WOA) bisher nicht. Lediglich Bauchtaschen sind erlaubt. Mit dieser Regelung reagieren die Organisatoren im Rahmen verschärfter Sicherheitsbedingungen auf die Geschehnisse der jüngsten Vergangenheit in Deutschland und Europa.

„Wir vertrauen hier auf das Verständnis der Fans für diese Maßnahmen, die letztlich dem eigenen Schutz dienen“, erklärt WOA-Produktionsleiter Thomas Hess in Wackens eigener Zeitung Festival Today. „Auch die Zahl der Sicherheitskräfte wurde noch einmal aufgestockt.“ Die Organisatoren arbeiten unter anderem mit Polizei, Feuerwehr, Ordnungsamt und dem DRK zusammen.

Stefan Hinrichs, Sprecher der zuständigen Polizei Itzehoe, teilte ebenfalls mit, dass die Zahl der auf dem Festival eingesetzten Beamten erhöht wurde. Auch Verkehrskontrollen wurden verschärft durchgeführt, teilweise sogar mit Drogenspürhunden.

Einmal auf dem Gelände angelangt, wirkt es allerdings, als wäre alles wie immer. Die Besucher und auch die Hilfskräfte sind gut gelaunt und freundlich. Es ist leicht, hier über die Konzerte und Lieblingsbands ins Gespräch zu kommen. An die verschärfte Sicherheit erinnert dann nur noch, dass man mit einem kühlen Bier in der Hand manchmal nicht weiß, wohin mit Handy, Jacke und Geld.

Am kommenden Wochenende zieht es 35.000 Fans an die Bleilochtalsperre nahe des thüringischen Saalburg-Ebersdorf zum SonneMondSterne Festival (kurz SMS). Obwohl die Organisatoren auf ein Taschenverbot verzichten, weisen auch sie auf der Facebook-Seite des SMS auf ein ausgebautes Sicherheitssystem und intensivere Kontrollen auf dem Festivalgelände und dem Campingplatz hin.

Nachdem die meisten Festivals in diesem Jahr bisher im Schlamm endeten, bleibt noch zu hoffen, dass den Besuchern diesmal nasse Füße erspart bleiben. (mz)