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Vermisst Fall Rebecca Reusch: Weiß Familie Bescheid? Experte äußert brisanten Verdacht

Der Fall Rebecca Reusch beschäftigt die Behörden seit Jahren. Am 18. Februar 2019 verschwand die damals 15-Jährige in Berlin Britz/Alt-Buckow. Ihr Schwager galt schnell als Hauptverdächtiger, wurde zweimal verhaftet - und wieder freigelassen. Nun gibt es Neuigkeiten.

Von Anna Schilling Aktualisiert: 16.07.2024, 14:31
Rebecca Reusch aus Berlin gilt seit dem 18. Februar 2019 als vermisst. Mit diesem Foto wurde von Anfang an gesucht - dabei zeigt das Bild Rebecca stark verfremdet. 
Rebecca Reusch aus Berlin gilt seit dem 18. Februar 2019 als vermisst. Mit diesem Foto wurde von Anfang an gesucht - dabei zeigt das Bild Rebecca stark verfremdet.  Foto: dpa

Magdeburg/DUR. - Rebecca Reusch verschwand 2019 in Berlin Britz/Alt-Buckow. Nach einer Übernachtung im Haus ihrer Schwester und deren Mann sollte die damals 15-Jährige am nächsten Morgen direkt in die Schule gehen. Dort tauchte sie nie auf.

Was ist wirklich mit Rebecca Reusch passiert?

Eine Chronik des Falls finden Sie hier: Rebecca Reusch ist vor fünf Jahren verschwunden - die Chronik des Falls

Rätsel im Fall der vermissten Rebecca Reusch

Der Fall Rebecca Reusch gibt mehrere Rätsel auf. Zum einen, weil bis heute nicht klar ist, was genau mit Rebecca am Morgen des 18. Februar 2019 passiert ist. Doch auch das Fahndungsbild sowie die Rolle des Schwagers und der Familie in Rebeccas Fall ist kurios.

Der Mann von Rebecca Reuschs Schwester gilt in den Augen der Behörden sehr schnell als verdächtig. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung, bis seine Schuld bewiesen ist. Rebeccas Familie hält den Mann von ihrer Schwester nicht für schuldig. 

2024 tauchte in den Medien dann neue Informationen zu dem Schwager auf. Eine Zeugin hat sich bei der Bild-Zeitung gemeldet und gab an, dass sie 2019 am Rande eines Feldes in Großziethen (Dahme-Spreewald) am Tag des Verschwindens mit ihrem Hund spazieren war. Dort will sie ein Zelt gesehen haben, das über einem Gully aufgebaut war. Daneben ein pinker Renault Twingo, wie ihn auch der Schwager fährt. Die Zeugin informierte laut eigenen Aussagen die Polizei. Diese habe sich allerdings erst nach mehreren Wochen bei ihr gemeldet.

Die Info soll nun in mehreren Chats verbreitet worden sein. In den Foren sind laut Medienberichten auch Verwandte der vermissten Rebecca aktiv. Die Mutter des Schwagers sowie Rebeccas Schwester sollen sich mit zwei Kindern nach Großziethen gefahren sein, um den Gully aus dem Auto heraus zu inspizieren. Die Polizei gibt zu den aktuellsten News keine Auskunft und beruft sich auf die laufenden Ermittlungen in dem Fall.

Laut Medienberichten und Insiderinformationen sei der Schwager immer noch der Hauptverdächtige für die Ermittler. Diese sollen sich sicher sein, dass er Rebecca getötet und ihren Körper anschließend in Brandenburg versteckt habe.

Axel Petermann, einer der wohl bekanntesten deutschen Ex-Profiler und Autor, äußerte nun gegenüber der Morgenpost, dass er es für möglich hält, dass die Familie der Vermissten die Wahrheit über ihr Verschwinden kennen würde.

Es sei denkbar, dass der Schwager der 15-Jährige mit dem Fall etwas zu tun habe – und die Familie ihn schützen wolle.

Foto von Rebecca Reusch: Vermisstes Mädchen ist damit nicht zu identifizieren

Das Fahndungsbild, welches Rebeccas Familie an die Behörden weitergab, wirft seit ihrem Verschwinden Fragen auf. Auf dem Foto sieht Rebecca nicht aus wie sie selbst. Das Bild ist durch digitale Filter stark verfremdet. Fotos, die die Familie zu einem späteren Zeitpunkt der Polizei übergab, bestätigen das.

Das Foto wurde drei Tage nach dem Verschwinden von Rebecca von der Polizei veröffentlicht. Das Bild von Rebecca wird schnell deutschlandweit bekannt. Es steht stellvertretend für den Vermisstenfall Rebecca Reusch, zieht viel Aufmerksamkeit auf sich.

Das Bild von Rebecca Reusch, welches die Familie damals den Ermittlern für die Vermisstenanzeige überreichte, ist in dem Fall höchst umstritten.
Das Bild von Rebecca Reusch, welches die Familie damals den Ermittlern für die Vermisstenanzeige überreichte, ist in dem Fall höchst umstritten.
Foto: picture alliance/dpa | ---

Die Auswahl des Fotos geriet bereits 2019 in der ZDF-Talkshow von Markus Lanz in die Kritik. In der Show war Rebeccas zweite Schwester zu Gast. Auch sie sagte, die 15-Jährige sei darauf nicht gut zu erkennen. Es sei offensichtlich bearbeitet, so Vermissten-Experte Peter Jamin gegenüber Merkur.de.

"Dass es damals gewählt wurde, kann ich gut verstehen", so der Experte. "Die Polizei hatte eine Auswahl von Fotos und hat gesagt: Das ist ein gutes Foto, das sieht auch gut aus. Aber sie müssten jetzt wirklich hingegangen sein, das Foto nicht mehr zu benutzen", kritisiert er.

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"Wie will man eine Vermisste suchen, wenn man das falsche Foto hat? Ich halte das für einen eklatanten Fehler der Polizei", so Jamin. Es sei nicht nachvollziehbar, dass auch Jahre nach Rebeccas Verschwinden in der dazugehörigen Pressemitteilung nur dieses Foto verwendet werde, findet der Experte. Es sei wichtiger, ein Foto zu nehmen, das ihrem normalen Aussehen nahekomme.

Experte kritisiert Familie für Bildauswahl im Fall Rebecca

Doch nicht nur die Polizei wird kritisiert. Einige Kriminal-Experten sehen die Schuld bei der Familie. Der jahrelange Mordermittler Axel Petermann beriet als Profiler die Ermittler. Er wundert sich, warum die Familie den Ermittlungsbehörden dieses Foto gab.

Dass man mit diesem Foto "nach einem Mädchen sucht, dass es mit einem solchen Aussehen gar nicht gibt", stellt er im Gespräch mit Ippen.Media in Frage. Der Experte: "Wie kam das zustande? Rebecca entspricht auf dem Foto dem sogenannten Lolita-Typ, die mit ihrem Aussehen Aufmerksamkeit erzeugt. Wieso sollten die Ermittler dann ein anderes Bild nehmen, wenn sie dieses für Fahndungszwecke erhalten; sie können ja nicht wissen, dass Rebecca tatsächlich so nicht wirklich aussieht."

Wenn er sich im Vergleich andere Bilder von Rebecca anschaut, denke er sich: "Huch, eine Unbekannte blickt mich an. Sehr schade."

Möglicherweise musste es damals schnell gehen, deshalb hat die Polizei das Foto von Rebecca verwendet. Die Familie lieferte rasch weitere Bilder. Das Bild, welches in Pressemitteilungen und der Vermisstenanzeige auftauchte, blieb aber dasselbe.

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Die Staatsanwaltschaft will sich dazu nicht äußern. Kriminalwissenschaftler Christian Matzdorf sagt gegenüber Ippen.Media. "Die Polizei konnte nur mit dem arbeiten, was ihr die Familie zur Verfügung stellte. Und auch nur mit den Informationen. Die Rolle der Familie ist zentral und in diesem Fall aus verschiedenen Perspektiven nicht immer optimal gewesen."

Familie Reusch von Unschuld von Rebeccas Schwager überzeugt

Die Familie Reusch hat öffentlich nie an der Unschuld von Rebeccas Schwager gezweifelt. Der Anwalt der Familie wirft den Behörden vor, zu einseitig zu ermitteln. Dass die Familie derart zusammenhält, macht es für die Ermittler nicht gerade leicht.

Der Berliner Oberstaatsanwalt Ralph Knispel meint gegenüber Ippen.Media: „Oftmals gestaltet sich auch das persönliche wie familiäre Verhältnisse zur Familie als nicht ganz einfach. Das kann im Einzelfall dazu führen, dass Angehörige von Beschuldigten an deren Schuld nicht glauben wollen.“

Christian Matzdorf wirft der Familie „offensive Selbstvermarktung“ vor. Rebeccas Vater, Mutter und auch ihre beiden Schwestern traten nach ihrem Verschwinden direkt an die Öffentlichkeit. Sie gaben Interviews und koordinierten Suchaktionen. Ihre älteste Schwester richtete einen Instagram-Account ein, der bei der Suche nach Rebecca helfen sollte.

Matzdorf findet: „Die Familie tritt nach außen hin weiterhin sehr geschlossen auf. In der Außenwirkung hat das zu Verstörung geführt, auch bei den Ermittlungspersonen.“ Gerade in Sachen Medienpräsenz gebe es „Szenen im TV, da konnte ein unvoreingenommener Beobachter Momente feststellen, in denen Mimik und Gestik mit den inhaltlichen Aussagen nicht kongruent erschienen“, so der Kriminalwissenschaftler.

Warum gilt Rebecca Reuschs Schwager als verdächtig?

Als Hauptverdächtiger im Fall Rebecca Reusch galt schnell ihr Schwager. Vor ihrem Verschwinden war er zuletzt mit ihr im Haus. Er wird nach Rebeccas Verschwinden zweimal verhaftet - beide Male jedoch wieder aus der Haft entlassen. 

Für die Ermittler gilt Rebeccas Schwager als verdächtig, ausreichende Beweise, um seine Schuld zu beweisen, fehlen jedoch bis heute. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.

Rebecca Reuschs Schwager gibt an, dass die Schülerin um 7.15 Uhr, als er auf Wunsch von Rebeccas Mutter nach ihr sehen sollte, nicht mehr auf dem Wohnzimmersofa gelegen hat. Er selbst war am Abend zuvor auf einer Firmenfeier und kam erst am frühen Morgen zurück.

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Knapp eine Stunde, nachdem Rebecca eigentlich in der Schule hätte ankommen sollen, wird der himbeerrote Renault Twingo, der Rebeccas Schwester und Schwager gehört, vom Brandenburger Kennzeichenerfassungssystem KESY auf der A12 zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) in Fahrtrichtung Polen registriert.

Am Abend desselben Tages wird der Wagen erneut von einer Kamera auf der A12 zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) registriert. Die Aussagen des Schwagers passen laut Polizei nicht zu den Bewegungsdaten seines Autos.

Ein weiteres Video, offenbar im Herbst 2023 von der Bild an die Polizei übermittelt, zeigt einen himbeerroten Twingo am Morgen von Rebeccas Verschwinden in der Nachbarschaft von Rebeccas Schwester und Schwager. Das Video wurde von einer Überwachungskamera aufgenommen.

Der Twingo soll demnach am 18. Februar 2019 um 7:24 Uhr gefilmt worden sein, 46 Minuten später wurde er erneut aufgenommen, diesmal auf dem Rückweg. Wer am Steuer des Autos sitzt, ist nicht zu erkennen. Auch ob es sich bei dem Wagen auf dem Video tatsächlich um den Wagen der Schwester und des Schwagers handelt, ist nicht belegt.

Eine Zeugin soll außerdem am Tag von Rebeccas Verschwinden einen "auffälligen Mann" mit Baseballkappe in einem Waldgebiet bei Kummersdorf gesehen habe. Ein anderer Zeuge habe ganz in der Nähe den pinken Wagen entdeckt. Das Waldgebiet wurde von der Polizei durchsucht, die Hinweise führten jedoch zu nichts.

Im April letzten Jahres wurde das Haus von Rebecca Reuschs Schwester und Schwager erneut durchsucht. Laut Medienberichten hatten neue Daten aus dem Google-Suchverlauf von Rebeccas Schwagers gezeigt, dass dieser kurz vor ihrem Verschwinden im Internet nach Strangulierungspraktiken beim Geschlechtsverkehr gesucht haben soll. Zusätzlich war den Ermittlern aufgefallen, dass bei einem Bademantel ein Gürtel fehlte.