Vergiftung Vergiftung: Gefahren in der Pilzsaison

MAGDEBURG/MZ. - Sie hatte Champignons sammeln wollen, diese aber mit den Giftpilzen verwechselt. Eine weitere Frau wird mit einer Pilzvergiftung im Städtischen Klinikum behandelt.In der Berliner Charité liegt unterdessen eine 48-jährige Brandenburgerin, die in der Nacht zum Montag mit einer Pilzvergiftung eingeliefert worden war, weiter in kritischem Zustand auf der Intensivstation. Die Patientin habe definitiv Knollenblätterpilze gegessen und zeige deutliche Leberschäden, sagte am Dienstag Klinik-Sprecherin Claudia Peter. Sieben weitere Pilzsammler mit Vergiftungen sind inzwischen außer Lebensgefahr, liegen aber immer noch in der Klinik. Auch diese Pilzsucher hatten giftige Knollenblätterpilze gegessen, die sie offenbar für Wiesenchampignons hielten. Ist 2010 vielleicht ein besonderes "Knollen"-Jahr?"Nein", meint Martin Groß, Vorsitzender des Landesverbandes der Pilzsachverständigen in Sachsen-Anhalt. "Die Verwechslung von Champignons und Knollenblätterpilzen ist ein uraltes Problem." Viele Hobby-Sammler würden sich nicht ausreichend informieren und die konkreten Unterscheidungsmerkmale nicht kennen. Der entscheidenste Unterschied: "Die Champignons haben immer rosa bis dunkelbraune Lamellen, Knollenblätterpilze immer weiße Lamellen - im jungen wie im alten Stadium", erklärt Groß. In jedem Falle aber gelte: "Nicht spekulieren, sondern einen Pilzsachverständigen aufsuchen." 89 Männer und Frauen in 66 Orten stehen in Sachsen-Anhalt offiziell für die Beratung der Sammler zur Verfügung. Schwerpunkte sind der Harz, der Ziegelrodaer Forst bei Querfurt, der Fläming im Jerichower Land und die Colbitz-Letzlinger Heide.Pro Jahr werden dem Landesverband im Durchschnitt neun Vergiftungsfälle in Sachsen-Anhalt bekannt mit bis zu drei Betroffenen pro Vorfall. Zwischen 1993 und 2009 registrierten die Fachleute einen Todesfall. Eine offizielle Statistik gibt es in ganz Deutschland nicht mehr. Martin Groß schätzt, dass es eine viel höhere Dunkelziffer an Pilzvergiftungen gibt. Viele Menschen würden die Gefahr unterschätzen. Symptome für die meisten Pilzvergiftungen seien Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Dann solle man sofort einen Arzt aufsuchen. Besonders das starke Lebergift des Grünen Knollenblätterpilzes sei tückisch - die Latenzzeit betrage 16 bis 24 Stunden. Oft trete nach den ersten Symptomen eine kurze Besserungsphase ein, erläutert Groß. Wenn dann aber der Brech-Durchfall voll zuschlage, könne es zu spät sein. Rettung gebe es dann nur noch durch eine Lebertransplantation.Alle Pilzberatungsstellen im Land sind normalerweise auf der Internetseite des Verbandes unter www.lvps.de abrufbar. Leider ist die Adresse zurzeit blockiert. Aber die Anlaufstellen können auch bei allen Gesundheits- und Lebensmittelüberwachungsämtern abgefragt werden.