1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Verbraucherschutz: Verbraucherschutz: Stinkendes Fleisch sorgt für Verwirrung

Verbraucherschutz Verbraucherschutz: Stinkendes Fleisch sorgt für Verwirrung

Von Marc-Oliver von Riegen 09.07.2010, 11:24
Bakterienverseuchtes Ekelfleisch ist nach Angaben des Verbraucherministeriums wohl nicht in den Handel gelangt. (FOTO: DPA)
Bakterienverseuchtes Ekelfleisch ist nach Angaben des Verbraucherministeriums wohl nicht in den Handel gelangt. (FOTO: DPA) dpa

Berlin/dpa. - Verwirrung um Ekelfleisch: Bakterienverseuchtes,stinkendes Fleisch mit kälteliebenden Keimen soll nach Angaben einesbundeseigenen Forschungsinstituts in den Handel gelangt sein. DasVerbraucherministerium sieht hierfür allerdings keinen Beleg. DasBakterium Clostridium estertheticum, das kälteresistent ist, blähtVakuumverpackungen auf und führt zu üblem Geruch. Gesundheitsgefahrsoll nicht bestehen.

Die Länder hätten keine Angaben gemacht, «die darauf schließenließen, dass durch diesen Keim verdorbenes Rindfleisch in den Handelgelangt sein könnte», sagte ein Ministeriumssprecher am Freitag aufAnfrage in Berlin. Auch Verbraucherbeschwerden seien nicht bekannt.

Das Max-Rubner-Institut (MRI) in Kulmbach berichtet jedoch vonillegalen Machenschaften mit Rindfleisch: «Wir haben ganz klareHinweise dafür, dass dieses Fleisch wieder in den Verkehr gelangt,dass umverpackt und umetikettiert wird», sagte FleischforscherManfred Gareis dem Sender SWR. Wie viel Bakterienfleisch auf denMarkt gekommen ist, lässt sich nach Angaben des Senders nichtabschätzen.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) erklärte, das Fleischsei zwar nicht mehr zum Essen geeignet, Gefahr für die Gesundheitbesteht aber wahrscheinlich nicht. Der Keim gilt nicht alskrankheitsauslösend und wurde in der niedrigsten Risikogruppeeingestuft. Die Keime vermehren sich bevorzugt bei Temperaturenzwischen minus 1,5 bis 16 Grad Celsius. Dabei bilden sich Gase, dienicht nur die Verpackung aufblähen, sondern auch stinken.

Das MRI nahm 92 Rindfleischproben aus dem Handel unter die Lupe.Die Forscher fanden in 88 Prozent der Fälle den Keim. Sie fanden ihnauch in Wildfleisch, Schweinefleisch, Putenfleisch und Lammfleisch.Die Ergebnisse zeigten, dass die Verunreinigung «weitaus größer istals angenommen». Unklar ist, woher die Proben stammen. Das Institutwollte sich am Freitag nicht näher dazu äußern.

Die Verbraucherorganisation foodwatch forderte Bund und Länderauf, «diese verdorbene Ware unverzüglich aus der Lebensmittelkette»zu nehmen. Die FDP im Bundestag verlangte schnelle Aufklärung. Esdürfe kein verdorbenes Rindfleisch auf die Teller der Verbrauchergelangen, sagte FDP-Verbraucherpolitikerin Christel Happach-Kasan.

Der kälteliebende Keim ist nach MRI-Angaben inzwischen nicht nurin Übersee ein Problem, sondern auch in Europa. Es wurde erstmals1989 bekannt. Die Tests belegten, dass Schlacht-, Zerlege- undFleischverarbeitungsbetriebe jeglicher Größe vom Problem desstinkenden Fleisches («Blown Pack Spoilage») betroffen sein könnten.