Wohnungsmangel Verband: Wohnungstausch rettet Wohnungsmarkt nicht
In der Debatte über den Wohnungsmangel in Städten taucht immer mal ein aus der DDR bekanntes Modell auf: der Wohnungstausch. Doch das funktioniert nicht, finden kommunale Vermieter in Thüringen.
Erfurt - Wohnungstausch unter Mietern ist nach Einschätzung des Thüringer Wohnungswirtschaftsverbandes kein Mittel, um angespannte Wohnungsmärkte zu entlasten. Dieser Gedanke sei zwar „theoretisch interessant“, sagte Verbandsdirektor Frank Emrich der Deutschen Presse-Agentur. „Praktisch werden wir damit weder den Wohnungsmarkt retten noch Menschen in zu großen Wohnungen glücklich machen.“ Bisher etwa aus Berlin bekannt gewordene Versuche, ein Tauschsystem auf die Beine zu stellen, hätten sich als Flop erwiesen. Der Verband vertritt die kommunalen und genossenschaftlichen Vermieter in Thüringen mit rund 264.000 Wohnungen.
Angesichts des Wohnungsmangels vor allem in größeren Städten wird auch das aus der DDR bekannte Modell Wohnungstausch diskutiert. Es richtet sich vor allem an alleinlebende alte Menschen in größeren Wohnungen, die diese mit Familien mit Kindern tauschen könnten. In der von chronischer Wohnungsnot geplagten DDR gab es dafür staatliche Wohnungstauschzentralen.
Gewohntes Umfeld nicht verlassen
Die kommunalen Vermieter in Jena, Weimar und Erfurt beobachten jedoch, dass ältere Menschen, in der Regel langjährige Mieter, einem Tausch skeptisch gegenüberstehen. Nach teils mehr als 50 Jahren in der angestammten Wohnung wollten sie ihr gewohntes Umfeld nicht mehr verlassen, sagte Susanne Conrad von der Wohnstätte Weimar auf Anfrage. Dies sei neben den günstigeren Mieten bei langjährigen Mietverträgen der Hauptgrund für die Skepsis. Hinzu komme die Angst vor dem mit einem Umzug verbundenen Stress und den dafür aufzubringenden Kosten.
Ähnlich äußerten sich die Sprecher von Jenawohnen, dem mit 14.500 Wohnungen größten kommunalen Vermieter in Thüringen, und der Kowo Erfurt. „Das Thema geht an der Realität vorbei“, sagte Kowo-Sprecherin Cornelia Schönherr. Bei der Kowo gebe es keine alten Menschen, die in Fünf-Raum-Villenwohnungen lebten. „Und die Drei-Zimmer-Wohnung mit 60 Quadratmetern tauscht keiner gegen 41 Quadratmeter und zwei Zimmer.“