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Nebenkosten Verband: Auf Thüringer Mieter kommen mehr Belastungen zu

Wärmewende und Sanierungsstau treffen auf hohe Baukosten und gestiegene Zinsen. Für die Wohnungswirtschaft bedeutet das einige Herausforderungen - und für Thüringer Mieter vielleicht bald den nächsten Preissprung.

Von dpa Aktualisiert: 19.10.2023, 13:49
Blick auf einen Wärmespeicher mit Füllstandanzeige auf dem Gelände eines Fernheizwerks.
Blick auf einen Wärmespeicher mit Füllstandanzeige auf dem Gelände eines Fernheizwerks. Hannes P. Albert/dpa/Symbolbild

Erfurt - Wohnen könnte in Thüringen einem Immobilienverband zufolge teurer werden. „Mit Blick auf den 1.1.24 hören wir, dass die Reduzierung der Umsatzsteuer ein Quartal früher zurückgenommen wird, als vielleicht alle kalkuliert haben“, sagte der Chef des Verbands der Thüringer Wohnungswirtschaft (vtw), Frank Emrich, am Donnerstag bei einem Verbandstag in Erfurt. Die Konsequenz werde sein, dass die Fernwärmepreise einen deutlichen Schritt nach oben machen. In Thüringen heizt etwa jeder vierte Haushalt mit Fernwärme.

Warnung vor 3000 Euro Nebenkosten

„Damit kommen weitere Belastungen auf die Mieterinnen und Mieter zu. Da haben wir noch nicht einmal über die Investitionen gesprochen, die jetzt auf dem Tisch liegen“, sagte Emrich. Er mahnte, dass Energieversorger höhere Preise prognostizieren. Es sei nicht auszuschließen, dass aus 800 Euro für eine Durchschnittswohnung mit Warmwasser und Heizung künftig 3000 Euro würden. Wichtig sei daher eine angemessene und verlässliche öffentliche Förderung.

Zugleich fielen ihm zufolge jährlich 1000 Wohnungen aus der Sozialbindung, 350 bis 400 kämen vielleicht dazu. „Wir steuern auf ein Ausbluten und ein Weg-von-Bezahlbarkeit zu“, klagte er.

Die Bundesregierung hatte vergangene Woche beschlossen, dass die Mehrwertsteuer auf Gas und Fernwärme ab Januar vorzeitig wieder auf den regulären Satz von 19 Prozent steigen soll. Ursprünglich war geplant gewesen, die Mehrwertsteuer bis Ende März bei 7 Prozent zu belassen. Der Bundestag muss den Plänen noch zustimmen.

Bundeschef kritisiert „Showpolitik“

Der Chef des Bundesverbands der Wohnungswirtschaft GdW, Axel Gedaschko, ging mit der Bundesregierung hart ins Gericht. Der kürzlich abgehaltene „Wohnungbaugipfel“ im Kanzleramt - den der Verband boykottiert hatte - bezeichnete er als „Showpolitik“. Warnsignale seien zu lange ignoriert worden, ein passender sozialer Ausgleich für die Wärmewende sei nicht in Sicht und Steuervorteile durch besondere Abschreibungsregeln, die sogenannte Afa, liefen ins Nichts.

„Es ist mit Händen greifbar, dass diese Politik gegen die Wand läuft“, sagte er weiter. Da sei es nicht verwunderlich, dass Menschen verunsichert seien. Er wiederholte seine Forderung nach einer geringeren Mehrwertsteuer für sozialen Wohnungsbau und verbilligten Zinsen. Das koste den Staat zwar Geld. „Aber ein Haus, das ich nicht baue, bringt gar keine Mehrwertsteuer. Und im Moment wird einfach nicht mehr gebaut.“