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Langzeit-Arbeitslose Vera Int-Veen besucht Langzeit-Arbeitslose in RTL-Show: Moderatorin rechnet vor, was Paar den Staat schon gekostet hat

06.06.2019, 04:43
Vera Int-Veen und der Langzeit-Arbeitslose Klaus.
Vera Int-Veen und der Langzeit-Arbeitslose Klaus. RTL

Duisburg - Neue Show für Vera Int-Veen. Für RTL reist sie quer durch Deutschland und besucht Orte, die durch Armut traurige Schlagzeilen gemacht haben. Dabei will sie herausfinden, was die Menschen in die Armut getrieben hat, und wie sie damit umgehen. 

„Vera schenkt jenen Gehör, denen sonst kaum jemand zuhört, denn sie sind oft nur Zahlen in einer Statistik“, heißt es in der Ankündigung des Senders zur Show „Vera unterwegs – Zwischen Mut und Armut“. Doch schon die erste Begegnung in Duisburg macht die Moderatorin sprachlos.

„Zwischen Mut und Armut“: Vera Int-Veen bei den Langzeit-Arbeitslosen Klaus und Bettina

An einem Kiosk in einem Brennpunkt-Stadtteil trifft Vera auf Klaus (52). Er ist nach eigener Aussage „seit 25 bis 30 Jahren“ arbeitslos und lädt Vera zu sich nach Hause ein. Dort wohnt er mit Frau Bettina (51), ebenfalls seit vielen Jahren ohne Job.

Während Bettina krankheitsbedingt (Bandscheibenvorfall, künstliche Hüfte) nicht arbeiten kann, sucht Klaus einen Job. „Wie viele Stunden am Tag? Zehn Minuten?“, fragt Vera bewusst provokant. Die Antwort: „Ungefähr, ja.“ 

Die sonstigen Tagesbeschäftigungen: Mit dem Hund rausgehen, TV gucken, rauchen, Alkohol trinken. Schon vor dem Mittag hat Bettina ein Bier vor sich stehen. Die 60 m²-Wohnung ist völlig verdreckt. „Wann habt ihr den Wohnzimmertisch das letzte Mal sauber gemacht? Vor drei Jahren?“, stichelt Vera erneut. Klaus' Antwort: „Nee nee, so lange nicht. Vor drei Monaten.“

Puh. Schlimmer ist noch der Blick in die Küche. Auch Vera kann sich kaum vorstellen, wie der Herd in diesen Zustand gekommen ist. „Das muss doch nicht so aussehen. Wenig Geld und arm sein ist das eine, aber deshalb kann man ja ein bisschen aufräumen“, sagt sie kopfschüttelnd.

RTL zeigt auf, wie viel Klaus und Bettina für Zigaretten und Alkohol ausgeben

Im Schlafzimmer zeigt sie Klaus, wie man Wäsche zusammen legt – die liegt nämlich auch frisch gewaschen auf einem riesigen Haufen. „Kannste gleich weiter machen“, sagt er und lacht. Trotz allem, so sagt er, fühle er sich hier wohl.

Die Kosten für die Wohnung übernimmt das Jobcenter. 1200 Euro bekommt das Paar monatlich, so Bettina. Abzüglich Miete und Strom bleiben 630 Euro. Für Tabak und Alkohol gegen rund 400 Euro drauf. Der Rest für Handyrechnungen und das Abbezahlen von Bettinas zwei Tablets. „Eins ist mir geklaut worden und dann haben die mir einen neuen Vertrag aufgeschwatzt“, rechtfertigt sie sich.

Und wo kommt Geld für Toilettenpapier oder Essen her? „Hier mal, da mal Schulden und dann ist das gut“, murmelt Klaus. Er hat Privatinsolvenz angemeldet, Bettina hat – von ihr selbst unverschuldet, wie sie sagt – Schulden von ihrem Ex-Mann am Hals. 

Vera Int-Veen rechnet vor, was Paar den Staat schon gekostet hat

„Ich finde es nicht schlimm, wenn man Hartz 4 bekommt. Aber bei euch habe ich das Gefühl, es sind immer nur die anderen Schuld.“ Die Moderatorin ist sichtlich ergriffen. „Ich kämpfe mit mir, weil arm sein und arbeitslos, dafür haben wir ein tolles System. So leben muss kein Mensch, das liegt aber in eurer Verantwortung. Ihr lasst es hier vergammeln und habt euch entschieden, zu rauchen und zu trinken“, meint sie. 

Dann stellt sie die nächste wichtige Frage: „Ist euch eigentlich bewusst, dass ihr auf Kosten der Gesellschaft lebt?“ Klaus gibt zu: „Ja.“

Doch als Vera dann den Taschenrechner zückt und ihm vorrechnet, was er die Gesellschaft schon gekostet hat, ist auch der Ausreden-König baff. 442.800 Euro – fast eine halbe Million. Klaus sammelt sich kurz und meint: „Nur weil wir nicht arbeiten gehen oder was?“

„Macht euch das alles eigentlich Angst?“, will Vera noch wissen. „Das schaffen wir weiter“, so Klaus monoton. Bettina ist allerdings sprachlos. 

Vera Int-Veen gibt Arbeitslosen wichtige Tipps

Zum Abschied gibt Vera den beiden noch einen Tipp: „Holt euch Hilfe. Sagt dem Amt, ihr kommt alleine nicht klar.“ Klaus: „Ist doch eh alles scheiße!“ Hoffentlich hört und merkt er sich Veras letzten Sätze: „Aber du kannst es ändern! Nur dafür musst du nen Plan haben.“

Dass es auch anders geht, zeigt zum Glück Veras nächster Halt in Bremen. Hier trifft sie Familienvater Stefan, der arbeiten geht, obwohl er dadurch nicht mehr Geld verdient, als er mit Hartz 4 hätte. (sku)

(Der Artikel erschien zuerst bei express.de)

Die komplette Folge „Vera unterwegs – Zwischen Mut und Armut“ können Sie sich bei „TV Now“ anschauen.