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Vater der DDR-Mäuse Fix und Fax ( 97 Vater der DDR-Mäuse Fix und Fax ( 97) : Jürgen Kieser: Star der Ost-Comic-Zeichner tot

Von Steffen Könau 22.05.2019, 18:41
Die Figuren Fix und Fax waren die Zugpferde des DDR-Comicheftes „Atze“.
Die Figuren Fix und Fax waren die Zugpferde des DDR-Comicheftes „Atze“. Hanno Moritz Kunow/MOSAIK/dpa

Halle (Saale) - Sie waren die Antwort der DDR auf die beiden bunten Westfüchse Fix und Foxi, die seit 1953 als Schmuggelware auch in die DDR einsickerten: Fix und Fax waren zwei Mäuse in Ringelpulli und engen Hosen, die den frechen Füchsen aus München das jugendliche Publikum abspenstig machen sollten.

Jürgen Kieser: In der Comiczeitschrift „Atze“ waren Fix und Fax die Stars

Erfunden hatte sie der Berliner Grafiker Jürgen Kieser, der sich dazu bei einer Idee bediente, die sein Thüringer Kollege Fritz Koch-Gotha schon 1935 unter dem Titel „Fix und Fax: Eine lustige Mäusegeschichte“ veröffentlicht hatte. Mit dem Bildermagazin „Mosaik“ und der Bilderzeitschrift „Atze“ hatte die DDR gerade begonnen, den Kampf gegen westliche „Schund- und Schmutzliteratur“ mit eigenen Veröffentlichungen zu flankieren, zu denen Kinder und Jugendliche bedenkenlos greifen konnten. Da passte Kiesers Mäusepaar wie bestellt.

Dem Erfolg der von Kieser adoptierten Mäuse bei den Kindern der DDR tat der durchaus ideologische Hintergrund keinen Abbruch. In der Comiczeitschrift „Atze“ waren Fix und Fax die unumstrittenen Stars. „Die beiden Mäuse waren für viele Leser der Hauptgrund, das Heft zu kaufen“, sagt Robert Löffler vom Mosaik-Verlag, der das Erbe des „Atze“ pflegt. Kein Wunder, denn obwohl auch die Mäuse ihren Teil zur sozialistischen Erziehung beitragen mussten, indem sie etwa für Ordnung und Sicherheit warben, waren ihre frechen Streiche ein Quell des Vergnügens.

Jürgen Kieser: Arbeit bei „Trommel“, „Frösi“ und „Wochenpost“

Kieser, am 20. August 1921 in Erkner bei Berlin geboren, hatte im Krieg bei der Luftwaffe gedient, war dann Landarbeiter in Westdeutschland gewesen und schließlich Dekorationszeichner bei der Handelskette HO geworden. Anfang der 50er Jahre wechselte er als Pressezeichner zum Verlag Junge Welt und begann, für die Pionierzeitung „Trommel“, das Kindermagazin „Frösi“ und die Wochenzeitschrift „Wochenpost“ zu zeichnen.

Dem Comicheft „Atze“ spendierte er mit der Titelfigur auch den Namen. Doch gelesen wurde die rund 550.000 mal verkaufte Zeitschrift nicht wegen der pädagogisch wertvollen Bildstrecken über die Oktoberrevolution als vielmehr wegen Kiesers Mäuse-Storys. Die zeichnete der Mann mehr als 30 Jahre lang ebenso selbst wie er sich die Geschichten dazu ausdachte. Erst 1987 übernahm ein neuer Zeichner, der bis zum Ende des „Atze“ 1991 für neue Mäuse-Abenteuer sorgte. Die „lustigen Mäuseabenteuer“ (Untertitel) sind bis heute in zahlreichen Sammelbänden neu aufgelegt worden.

Anfang der Woche ist Jürgen Kieser friedlich im Kreis seiner Familie gestorben. Der Vater von Fix und Fax wurde 97 Jahre alt. (mz)

Jürgen Kieser zeichnete die Comic-Figuren Fix und Fax.
Jürgen Kieser zeichnete die Comic-Figuren Fix und Fax.
dpa