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Vater aller Trends Vater aller Trends: Peter Wippermann erforscht die Zukunft

15.12.2005, 08:23
Trendforscher Prof. Peter Wippermann am 12.07.2005 in seinem Büro in Hamburg (Foto: dpa)
Trendforscher Prof. Peter Wippermann am 12.07.2005 in seinem Büro in Hamburg (Foto: dpa) dpa

Hamburg/dpa. - «Ich golfe nicht. Ich segel nicht. Ich bin ein ganz langweiliger Mensch.» - Das sagt ausgerechnet der Mann, der inDeutschland jedem neuen Trend auf der Spur ist: Prof. PeterWippermann, Leiter des Hamburger Trendbüros und Professor fürKommunikationsdesign an der Universität Essen. Seit 1992 erforschtder 55-Jährige, was die Gesellschaft bewegt und wie die Menschen inZukunft leben werden. Dabei stellt der weltoffene Hanseat gleich zuAnfang klar: «Trends werden nicht gemacht. Trends kann man nurbeobachten.» Daher spricht er auch lieber von «Anpassungsstrategienan veränderte Lebensbedingungen.»

Die Idee zum Trendbüro entstand Anfang der 90er Jahre, alsWippermann für das Unternehmen Philip Morris einen Zukunftskongressin New York organisierte. Dort hielt unter anderem Faith Popcorn, diePionierin der Trendforschung, einen Vortrag. «Die Marktforschung hatbestimmte Grenzen. Menschen sagen nicht wirklich, was sie denken»,ist Wippermann überzeugt, der früher als Fotograf, Kurator und Art-Direktor gearbeitet hat. Im Gegensatz zur Marktforschung werden dahernicht die Pläne von Menschen, sondern ihre Handlungen untersucht.«Jeder Mensch will individuell, aber keiner will alleine sein. Darausentwickeln sich Trends.»

Unterstützt wird er von 15 Mitarbeitern in seinem Hamburger Büround Trendscouts rund um den Globus. «Im Moment sind vor allem Indienund China sehr populär.» Daneben werden demographische Daten undStatistiken ausgewertet, Wissenschaftler verschiedener Fachgebiete zuRate gezogen. Vor allem Unternehmen, die ihre Chancen auf dem Marktder Zukunft ausloten wollen, nutzen die Dienste. Einmal im Jahr lädtsein Büro zum Deutschen Trendtag, ein beliebter Treffpunkt derMedien- und Werbebranche. Eingeladen werden dazu auch prominentePhilosophen und Theoretiker wie Francis Fukuyama, Nicholas Negroponteoder Peter Sloterdijk.

Derzeit beschäftige ihn vor allem das Phänomen der «kollektivenZukunftsverweigerung» in Deutschland. «Alle Parteien wissen, dass inZukunft heiße Eisen wie das Rentenalter angepackt werden müssen. Aberkeiner will die Probleme ansprechen, weil sie Angst haben, nichtgewählt zu werden», sagt Wippermann. Das könne fatale Folgen haben.In anderen Ländern wie Skandinavien hätte die Politik längstreagiert. «Dort hat man offene Diskussionen geführt, dass derklassische Wohlfahrtsstaat nicht mehr zu finanzieren ist. Und dieMenschen haben das akzeptiert, weil es eine völlige Transparenz gab,dass es so nicht weiter gehen kann.»

In seinem Privatleben setzt Wippermann gegen den Trend und hatseine langjährige Lebensgefährtin Regine (42) geheiratet. «Dafürbestätige ich aber den Trend, dass Männer über 50 versuchen, einzweites Leben zu beginnen», lacht er verschmitzt. Vor zwei Jahren kamTochter Mia Zoe auf die Welt. «Immer mehr Menschen stellen zu einemspäteren Zeitpunkt fest, dass sie doch noch Kinder haben wollen»,sagt er voraus. Deshalb werden Mütter und Väter immer älter. Undältere, erfolgreiche Frauen werden sich - wie bei Männern längstüblich - jüngere Männer suchen. «Stars wie Hollywood-SchauspielerinDemi Moore, die mit ihrem 16 Jahre jüngeren Kollegen Ashton Kutcherzusammen ist, setzen da Vorbilder.»