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USA USA: Viele Amerikaner sind Fahrrad-Muffel

Von Carsten Lootze 20.10.2005, 07:06

Washington/dpa. - Bei der Tour de France fuhr US-Profi LanceArmstrong von Triumph zu Triumph. An den US-Tankstellen schimpfen dieAmerikaner über die höchsten Benzinpreise aller Zeiten. Aber wederder US-Star auf dem Rad noch die explodierenden Kosten für die Benzinschluckenden US-Karossen haben die Amerikaner bisher zum Umsteigenaufs Fahrrad verführt. Nun will die US-Regierung nachhelfen - die USAsollen fahrradfreundlicher werden.

«Ärgern sie sich über die hohen Benzinpreise? Dann fahren sie dochmit dem Rad», wirbt der Verband der Fahrradfahrer «League of AmericanBicyclists» beschwörend. Vor allem nach den Hurrikans «Katrina» und«Rita» schossen die Benzinpreise hoch: Mit etwa 64 europäischen Centkostet ein Liter Normalbenzin fast doppelt so viel wie vor einemJahr. Aber die meisten Amerikaner bleiben Fahrrad-Muffel.

Lediglich jeder Dritte fuhr in den vergangenen zwölf Monaten lautUS-Branchenverband «Bikes Belong» zumindest ein Mal mit dem Fahrrad.Deutsche beispielsweise radeln im Jahr statistisch gesehen etwa zwölfMal so viel wie Amerikaner, stellte eine Studie der RutgersUniversity in New Brunswick fest (Bundesstaat New Jersey).

«Bikes Belong» rechnet damit, dass in diesem Jahr mit rund 20Millionen Rädern etwa drei bis vier Prozent mehr Drahtesel in den USAverkauft werden als 2004. «Für uns ist das eine enorme Steigerung»,sagt Verbandsdirektor Tim Blumenthal.

Auch der größte US-Radfahrer-Verband, die «League of AmericanBicyclists», wartet noch vergeblich auf einen echten Fahrrad-Boom.Etwa 42 000 Radler gehören dem Verein nach eigenen Angaben an -allein der «Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club» hat nach eigenenAngaben rund 110 000 Mitglieder.

«Nur wo das Radfahren als normal angesehen wird, machen es dieMenschen auch», erklärt der Verkehrsexperte John Pucher von derRutgers University. «In den USA gibt es einfach keine Tradition, dasFahrrad im Alltag praktisch zu nutzen.» Wer es trotzdem macht, giltnach Meinung des Wissenschaftlers meist als zu arm, um sich ein Autoleisten zu können. Damit sich das ändert, dürften Politiker undJuristen Radfahrer nicht länger als Randgruppe ansehen.

Bislang gab es in den USA nur wenig Mittel für Radfahrer - dasallerdings scheint sich nun zu ändern. US-Präsident George W. Bushunterschrieb kürzlich ein Gesetz, das erstmals in großem Umfang Geldfür Radwege sowie Werbekampagnen zu Gunsten «unmotorisierterInfrastruktur» bereitstellt. So sollen im Rahmen eines Pilotprojektsdie Städte Columbia (Bundesstaat Montana) und Minneapolis-St.Paul(Minnesota) sowie die Landkreise Marin County (Kalifornien) undSheboygan County (Wisconsin) bis 2009 für insgesamt 100 MillionenDollar (rund 83 Millionen Euro) besonders fahrradfreundlich gestaltetwerden.

Zudem sollen 612 Millionen Dollar investiert werden, damit mehrKinder und Jugendliche mit dem Rad zur Schule fahren. Das Geld sollfür neue Radwege sowie verstärkte Aufklärung über die Vorzüge desRadfahrens zur Verfügung stehen. Denn noch immer stauen sich vor US-Schulen jeden Morgen und jeden Mittag Hunderte von Autos, mit denenEltern ihre Kinder abholen. «Diese Mittel werden die Autofahrer indiesem Land kaum bekehren, aber vielleicht gibt es einen Fahrrad-Boom, wenn es in einer oder zwei großen Städten erfolgreichefahrradgerechte Verkehrssysteme gibt», sagt Pucher.