USA USA: Steve Fossett und sein Flugzeug bleiben unauffindbar

Washington/dpa. - Es ist, als habe ihn die Wüste verschluckt. ZuDutzenden waren Flugzeuge und Hubschrauber aufgestiegen, um US-Abenteurer Steve Fossett in der lebensfeindlichen Wüste Nevadas zufinden. Stundenlang spähten zahllose Fans daheim am Computer nachHinweisen auf ins Internet gestellten Satellitenbildern. Zu Fuß undmit Pferden machten sich Helfer wie in grauer Vorzeit auf, in derHoffnung auf eine Spur. Alles vergeblich. Galten die Aussichten vierWochen nach Fossetts Verschwinden während eines Erkundungsfluges am3. September schon als düster, sprechen nach zwei Monaten immermehr aus, was viele schon länger mutmaßten: Dass es für den 63-jährigen Rekordjäger und Millionär keine Rückkehr gibt.
Am deutlichsten äußerte sich vor zwei Wochen Fossetts Freund, derbritische Unternehmer und Virgin-Chef Sir Richard Branson. «Ichglaube, jeder Beteiligte hat ziemlich die Hoffnung aufgegeben. Es isttraurig», sagte er im US-Fernsehen. «Es sieht wohl so aus, dass ernicht mehr unter uns ist.» Fossetts Frau Peggy habe ihm geschrieben,das wahrscheinliche Schicksal ihres Mannes «beginnt nun bei ihranzukommen». Wenige Tage zuvor hatte Branson im US-Magazin «Time»einen Bericht über das Leben des Verschollenen veröffentlicht, mitdem Titel «Mein Freund, Steve Fossett».
Auf der Webseite des Abenteurers datiert der jüngste Eintrag vom19. Oktober - eine Beschreibung der letzten Suchaktion, bei der eineMaschine mit Spezialkameras die Gegend überfliegt. «Das Team hatHoffnung, dass die hochauflösenden Bilder Aufschlüsse über denVerbleib von Steves Flugzeug liefern», steht dort. Über Ergebnisseund Anhaltspunkte schweigt die Internetseite derweil. Den Angabenzufolge stellte er nicht weniger als 115 Weltrekorde auf.
Fossett wollte am 3. September auf einem kurzen Rundflug mit einereinmotorigen Maschine eine Piste für einen Rekordversuch mit einemraketengetriebenen Fahrzeug ausfindig machen. Eigentlich keineHerausforderung für jemanden, der 2002 die erste Solo-Nonstop-Umrundung der Erde in einem Ballon meisterte und drei Jahre spätermit dem Leichtflugzeug «GlobalFlyer» als erster Mensch allein ineinem Motorflugzeug ohne Zwischenstopp rund um die Welt flog. Auchden Ärmelkanal durchschwamm er. Nach einer Notlandung war Fossetteinmal 50 Kilometer zu Fuß gegangen, um Hilfe zu holen. Nach sovielen Extrem-Erfahrungen hatten viele die Hoffnung, er könnte einenAbsturz in der Wüste überlebt haben und warte irgendwo.
Entsprechend umfassend war die Suche - eine der größten undintensivsten nach einem verschollenen Flugzeug in der jüngerenGeschichte der USA. Rund 52 000 Quadratkilometer und damit mehr alsdie Fläche Niedersachsens hatten Helfer überflogen oder durchquert.Schon bald nach dem Verschwinden des Millionärs, der seinen Reichtumals Rohstoffhändler in Chicago und dann als erfolgreicher Unternehmeraufgebaut hatte, sprachen viele vom «Nevada-Dreieck», in Anlehnung andas Bermuda-Dreieck im Atlantik, wo zahlreiche Schiffe und Flugzeugespurlos und auf rätselhafte Weise verschwunden sind.
Am Ende könnte es die Natur gewesen sein, die Fossett das Lebenkostete und der er bei seinen Rekordjagden ein ums andere Maltrotzte. Auf bis zu 30 Grad Celsius kletterten die Temperaturen anjenem Tag, als er verschwand. Die Wüstenhitze mit ihren thermischenAufwinden ist bei Piloten gefürchtet. Sollte er den Absturz seinesFlugzeuges überlebt haben, empfing ihn unwirtliches, feindseligesLand. 314 Gebirgszüge gibt es in Nevada, Erdhöhlen sind derart tief,dass vom Boden das Tageslicht nicht zu sehen ist. Der frühereFlugkapitän Robert Norris kennt die Region Nevadas, in der Fossettverschwand, sehr gut. «Es ist eine Gegend, die Leben nichtunterstützt», sagte er der Zeitung «Las Vegas Sun».