1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Uruguay: Uruguay: Entfernungsmesser der «Graf Spee» wird geborgen

Uruguay Uruguay: Entfernungsmesser der «Graf Spee» wird geborgen

02.02.2004, 09:46
Das Panzerschiff «Admiral Graf Spee», benannt nach dem deutschen Admiral Maximilian Reichsgraf von Spee. Das kurz nach Beginn des Zweiten Weltkriegs vor Montevideo von der Besatzung versenkte deutsche Kriegsschiff soll gehoben werden. Die Arbeiten sollen Anfang Februar beginnen. Für die Hebung sind zwei Jahre vorgesehen. (Foto: dpa)
Das Panzerschiff «Admiral Graf Spee», benannt nach dem deutschen Admiral Maximilian Reichsgraf von Spee. Das kurz nach Beginn des Zweiten Weltkriegs vor Montevideo von der Besatzung versenkte deutsche Kriegsschiff soll gehoben werden. Die Arbeiten sollen Anfang Februar beginnen. Für die Hebung sind zwei Jahre vorgesehen. (Foto: dpa) dpa

Buenos Aires/dpa. - «Das Schiff ist ein Symbol für Menschlichkeit im Krieg, weil derKapitän angesichts eines als aussichtslos eingeschätzten Kampfesgegen britische Schiffe die Selbstversenkung befahl», sagt derheutige Bergungsspezialist. «Kapitän Hans Langsdorff ersparte seinenJungs und den Jungs der gegnerischen Schiffe den Tod», beschreibtBado die Bedeutung, die das Wrack für ihn hat.

Für die Hebung seien zwei Jahre vorgesehen, aber es werde wohleher doppelt so lange dauern, schätzt der Europa-Koordinator derprivaten Bergungsgruppe, Thomas Schmid. Für die Restaurierung gibt es weder einen Zeitplan noch eine Kostenschätzung. «Solange das Schiff nicht gehoben ist, und wir nicht wissen, in welchem Zustand es sich befindet, wäre jede Aussage darüber unseriös», meint Schmid.

Bevor die «Graf Spee» wie geplant als Museumsschiff im Hafen vonMontevideo der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann, werden «Millionen im mehrstelligen Bereich» notwendig sein, ist sich Bado sicher. Die Bergungsgruppe, die zunächst von dem uruguayischen Unternehmer Alfredo Etchegaray finanziert werde, hofft auf Sponsorenaus den Reihen der deutschen Wirtschaft.

Denn die Schäden dürften erheblich sein. Am 17. Dezember 1939machte eine gewaltige Explosion dem bereits in einer Seeschlachterheblich beschädigten Kriegsschiff ein jähes Ende. Die meisten der 1100 Mann Besatzung kamen in Argentinien in ein Internierungslager, in dem sich Langsdorff nur vier Tage später das Leben nahm.

Durch die Zündung mehrerer Torpedosprengköpfe und deranschließenden Explosion der restlichen Munition war das etwa 1000Tonnen schwere Heck abgebrochen. Schnell versank das Kriegsschiff inden Fluten des Rio de la Plata, der dort jedoch nur wenige Meter tiefist. Die aus dem Wasser ragenden Aufbauten brannten noch tagelang.

Mit dem Entfernungsmesser wurden die Ziele für die Geschützeerfasst. Das Gerät ist 10,5 Meter lang, 6 Meter hoch und wiegt 27Tonnen. «Es liegt neben dem Rumpf und ist damit leicht zugänglich.Dabei wird ein in Deutschland entwickeltes Gerät zur Orientierung indem undurchsichtigen Flusswasser zum Einsatz kommen», sagt Schmid.Mit einem Echolot und anderen Sensoren werde ein virtuellesUnterwasserbild erstellt.

Zum Glück sei weniger Sand und Schlamm in das Innere der Graf Speegespült worden, als zunächst angenommen. «Trotzdem sind dasmindestens 6000 Tonnen und damit genauso viel, wie der Schiffsrumpfwiegt. Die müssen erst herausgespült werden», sagt Bado. Und vor derHebung müssten auch unbedingt schwere Teile wie der vordereGeschützturm geborgen werden. «Er allein wiegt 385 Tonnen.» Für dieLagerung und Restaurierung der geborgenen Teile habe die MarineUruguays eine große Halle zur Verfügung gestellt.

Besondere Hoffnungen verbinden sich mit den Offiziersquartieren,die vermutlich nicht ausgebrannt seien und deshalb noch historischinteressante Gegenstände enthalten könnten. Der frühere Präsident derdeutschen Handelskammer in Montevideo, Rudolf Holm, der seit 1937 inUruguay lebte, sah das jedoch ganz anders. «Eine Bergung ist Irrsinn.Da ist nichts mehr zu holen», tat er schon 1989 damalige Pläne füreine Hebung des symbolträchtigen Wracks ab.