Urteil Urteil: Berühmter Koch Wohlfahrt einigt sich mit Arbeitgeber

Baiersbronn - Koch gegen Arbeitgeber – das ist zunächst mal eine ganz normale Geschichte, die hundertfach vorkommt. Doch bei diesem Koch handelt es sich um einen der berühmtesten Deutschlands: Harald Wohlfahrt (61) ist eine lebende Legende. Er hat in der „Schwarzwaldstube“ im Hotel „Traube Tonbach“ seit 25 Jahren am Stück drei Michelin-Sterne erkocht.
Und er hat das einst unbekannte Baiersbronn zur Pilgerstätte für Gourmets und Promis gemacht. Touristen aus aller Welt schauen hier vorbei. Um die Kunst von Wohlfahrt zu genießen, geben die Gäste gerne 225 Euro für das „Große Degustationsmenu“ mit sieben Gängen aus. Harald Wohlfahrt, das bedeutet Konstanz und Verlässlichkeit. Und auch irgendwie ein Stück Deutschland in der holzvertäfelten Schwarzwald-Idylle – fern von Fernsehköchen mit Hipsterbärten.
Nicht in den Vordergrund gedrängt
Seit 40 Jahren steht Wohlfahrt in der „Schwarzwaldstube“ am Herd – und war dabei immer zurückhaltend, nie laut, drängte sich nicht in den Vordergrund. 40 Jahre war alles in Butter, die Zusammenarbeit mit der Hotelbesitzerfamilie lief gut.
Wohlfahrt hatte bereits seine Nachfolge geregelt, sein Souschef sollte ihn beerben. Er selbst sollte künftig als „kulinarischer Direktor“ fungieren. Doch für alle Seiten überraschend hatte Wohlfahrt vor kurzem per Eilantrag auf Weiterbeschäftigung als Küchenchef geklagt. Das Ende vom Lied: Der Hotel-Inhaber untersagte ihm das Betreten der „Schwarzwaldstube“.
Keiner der Beteiligten erscheint vor Gericht
Am Dienstag nun stand der Gerichtstermin an. Keiner der der Beteiligten erschien. Das Gericht teilte mit, die beiden Seiten hätten sich geeinigt. Und zwar einvernehmlich, wie der Anwalt des Hotels „Traube Tonbach“ erklärte. Wohlfahrt werde jedoch nicht in die „Schwarzwaldstube“ zurückkehren.
Weitere Details wurden nicht genannt, es sei Stillschweigen vereinbart worden. So bleiben viele Fragezeichen in diesem Konflikt. Was Wohlfahrt nach all den Jahren zu seiner Klage getrieben hat, darüber rätseln auch viele seiner Kollegen. Ob es die Angst um sein Lebenswerk war? Ob er einfach nicht loslassen konnte? „Ich weiß nicht, was Harald Wohlfahrt sich dabei gedacht hat“, sagt Peter Hagen, Zwei-Sterne-Gastronom des Restaurants „Ammolite“ im Europa-Park Rust.
Große Enttäuschung
Der Weggefährte und frühere Schüler von Wohlfahrt ist einer der wenigen, der sich überhaupt öffentlich äußert. „Ich habe nur gehört, dass er sehr enttäuscht ist und ihm das Ganze sehr nahe geht.“ Es sei auf jeden Fall ein tragische Entwicklung.
Andere vermuten, dass es Wohlfahrt wohl am ehesten um eine angemessene Abfindung gegangen sei. Der Sternekoch selbst schweigt zu den Vorgängen. Was bleibt, ist ein bitterer Nachgeschmack.
Die drei Sterne behält das Restaurant übrigens auch nach dem Weggang von Wohlfahrt. Bis der Michelin seine Tester wieder schickt – und damit sein Nachfolger zeigen muss, ob er das Niveau halten kann.