1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Unwetter-Katastrophe: Unwetter-Katastrophe: Neue Angst auf Teneriffa

Unwetter-Katastrophe Unwetter-Katastrophe: Neue Angst auf Teneriffa

02.04.2002, 13:49
Große Schäden auf Teneriffa
Große Schäden auf Teneriffa EFE/epa

Santa Cruz/Madrid/dpa. - Rettungsmannschaften begannen umgehend, dieBewohner der Umgebung in Sicherheit zu bringen und evakuierten rund600 Wohnungen.

Auch die Suche nach mindestens einem Vermissten ging weiter. DerMann sei vermutlich ertrunken, hieß es. In Santa Cruz waren amDienstag rund 40 000 Menschen weiter ohne Strom. Tanklastwagen warenim Einsatz, um die Menschen mit Trinkwasser zu versorgen. Durch dasUnwetter über Ostern sind etwa 500 Einwohner obdachlos geworden. Siewurden in den Messehallen der Stadt untergebracht. Am schlimmstentraf das Unwetter die ärmeren Viertel von Santa Cruz, deren Bewohnerihre bescheidenen Häuser ähnlich wie in den «favelas» von Rio deJaneiro an den Hängen des Anaga-Gebirges gebaut haben. «Ich habealles verloren, was ich mir in vielen Jahren aufgebaut hatte», klagteeine Bewohnerin unter Tränen.

Unterdessen wurden schwere Vorwürfe gegen die Behörden laut. Aufder Insel und vor allem in Santa Cruz sei im Zuge des Touristenboomsplanlos gebaut worden. So seien trotz großer Risiken an den Hängender Stadt Siedlungen entstanden, deren Straßen kaum einen Meter breitsind. Manche Häuser seien direkt in natürlichen Schluchten gebautworden. Im Falle eines Unwetters kann der Regen dort nicht abfließen.«Wir saßen wie in einer Mausefalle, und die Retter kamen nicht zu unsdurch», schimpfte ein Anwohner.

Für Empörung sorgte auch, dass bei dem Unwetter stundenlang dieNotrufzentrale ausfiel - das Notstromaggregat funktionierte nicht. Somussten die Rettungsarbeiten zunächst von Las Palmas auf derNachbarinsel Gran Canaria aus koordiniert werden. «Die Katastrophewurde durch den Faktor Mensch noch verschlimmert», kommentierte dieZeitung «El Mundo».

Nicht zuletzt stehen die Meteorologen unter Beschuss. Sie hattenlediglich «mäßige Schauer» vorhergesagt - dann fielen binnen zweiStunden 224 Liter pro Quadratmeter, so viel wie sonst im ganzen Jahr.Zudem war ein über Ostern geltender Unwetteralarm für die Inselwieder aufgehoben worden. «Es kann doch nicht sein, dass der Menschin der Lage ist, ein Raumschiff zum Mars zu schicken, ein Unwetteraber nicht voraussagen kann», beklagte der Bürgermeister von SantaCruz, Miguel Zerolo. Der Wetterdienst konterte, ein Unwetter wie dasauf Teneriffa gebe es höchstens alle 130 Jahre, und das sei nicht zuprognostizieren.