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Unwetter in Südfrankreich Unwetter in Südfrankreich: Im Rhône-Tal beginnen die Aufräumarbeiten

05.12.2003, 07:14
Von vermummten Scharfschützen bewacht wurden in Arles Schwerverbrecher in Handschellen mit Schlauchbooten abgeholt. «Wir mussten die Eisengitter der Zellenfenster durchsägen, weil das Wasser die elektrischen Türöffner lahm gelegt hatte», sagte ein Polizeibeamter. Die 193 Häftlinge kamen anschließend in andere Gefängnisse. (Foto: dpa)
Von vermummten Scharfschützen bewacht wurden in Arles Schwerverbrecher in Handschellen mit Schlauchbooten abgeholt. «Wir mussten die Eisengitter der Zellenfenster durchsägen, weil das Wasser die elektrischen Türöffner lahm gelegt hatte», sagte ein Polizeibeamter. Die 193 Häftlinge kamen anschließend in andere Gefängnisse. (Foto: dpa) SIPA

Marseille/Málaga/dpa. - Nachdem die Hochwasserpegel deutlich gesunken sind, haben amFreitag die Aufräumarbeiten im Rhône-Tal begonnen. Eine Ausnahmebildete die mittelalterliche Stadt Arles etwa 50 Kilometernordöstlich von Marseille. Dort wurden etwa 850 deutscheHochwasserspezialisten des Technischen Hilfswerks (THW) erwartet, diebereits bei der Flutkatastrophe an der Elbe im vergangenen Jahr imEinsatz waren.

Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) hatte Frankreich zuvorumfangreiche Hilfe des THW angeboten. Die Deutschen sollen zusammenmit Belgiern und Italienern etwa zehn Tage lang im Großraum Arles dieWassermassen abpumpen helfen. Nach mehreren Dammbrüchen nördlich vonArles mussten Feuerwehr und Rettungskräfte aus zwei Wohngebieten fast1000 Menschen in Sicherheit bringen. Auch Hubschrauber waren weiterim Einsatz, um Bewohner aus isolierten Bauernhäusern inmittenüberfluteter Felder zu holen.

Unterdessen wuchs der Unmut der Bewohner über leichtfertigerteilte Baugenehmigungen in Überschwemmungsgebieten. «Ich bleibehier nicht», sagte eine Bewohnerin von Lattes bei Montpellier. InLattes plant der Gemeinderat Auflagen für Neubauten, die nur aufaufgeschütteten Fundamenten errichtet werden sollen. Immobilienmaklerder Region sprachen jedoch von «ungebrochenem Kaufinteresse».

Durch die Hochwasserkatastrophe haben in den vergangenen Tagenmindestens sechs Menschen ihr Leben verloren. Nach einervorläufigen Bilanz der Behörden wurden seit Dienstag etwa 27 000Menschen aus ihren überfluteten Häusern gerettet und inNotunterkünften untergebracht. Ein Großteil von ihnen konnteinzwischen wieder nach Hause zurückkehren, doch das Entfernen derSchlammmassen und die Reparatur der beschädigten Gebäude wird nachBehördenangaben noch mehrere Monate dauern.

Durch Herbststürme mit schweren Regenfällen führte die Rhône soviel Wasser wie zuletzt im 19. Jahrhundert. Im Département Gard ander Rhône verbrachten noch 10 000 Menschen die Nacht zum Freitag inNotunterkünften. 200 000 Bewohner mussten weiter ohne Leitungswasserzurechtkommen. In Nîmes wurden für die 130 000 Einwohner derBezirkshauptstadt Wasserrationen ausgeteilt.

Auch in Südspanien hat ein schweres Unwetter mit Hagelschlag amFreitag zu Überflutungen geführt. Am schlimmsten traf es die Gegendum Málaga an der Costa del Sol. Dort wird ein 32-Jähriger vermisst,der in seinem Wagen von den Wassermassen mitgerissen worden war. Etwa30 weitere Autofahrer konnten aus ihren Fahrzeugen gerettet werden.Die heftigen Regenfälle lösten zudem Erdrutsche aus. Schon amDonnerstag waren die Bewohner des Berglands an der «Sonnenküste» voneinem Schneesturm überrascht und mehrere Dörfer von der Außenweltabgeschnitten worden.

Städtische Arbeiter räumen in Marseille die von Schlamm überzogenen Straßen wieder frei. (Foto dpa)
Städtische Arbeiter räumen in Marseille die von Schlamm überzogenen Straßen wieder frei. (Foto dpa)
SIPA