Bundesliga Union Berlin trennt sich von Bjelica
Zwei Spieltage vor Saisonende trennt sich Union Berlin von Trainer Bjelica. Der Nachfolger von Club-Held Fischer kam bei den Eisernen nie richtig an. Zum Schluss muss das auch der Präsident einsehen.
Berlin - Das Treuebekenntnis von Präsident Dirk Zingler hielt ziemlich genau 24 Stunden. Nenad Bjelica muss nach nur gut fünf Monaten beim 1. FC Union Berlin schon wieder gehen. Einen Tag nach dem wilden 3:4 im Kellerkrimi gegen den VfL Bochum und dem Absturz auf den 15. Tabellenplatz vollzogen die Eisernen den Schritt, den ihr Club-Chef im DAZN-Interview am Vortag noch als Mediengerücht verächtlich abgetan hatte. Die verfahrene Lage beruhigen und die Rettung schaffen wollen die Berliner in der Fußball-Bundesliga nun mit einem bewährten Interims-Duo.
Marco Grote (51) und Marie-Louise Eta (32) als dessen Assistentin werden die Mannschaft in den verbleibenden beiden Spielen beim 1. FC Köln am Samstag (15.30 Uhr) und gegen den SC Freiburg eine Woche später betreuen. Grote und Eta waren auch schon für ein November-Intermezzo eingesprungen, nachdem Langzeit-Coach Urs Fischer gehen musste. Gegen den FC Augsburg gab es damals ein 1:1. Als weiterer Assistent kommt Club-Legende Sebastian Bönig (42) wieder hinzu, der nach dem Fischer-Aus eine Auszeit genommen hatte und sich zuletzt speziell um die Leihspieler des Clubs kümmerte.
„Wir brauchen im Kampf um den Verbleib in der Bundesliga die Kraft des gesamten Vereins und natürlich auch die unserer Mannschaft. Marco Grote und seinem Team trauen wir zu, unsere Spieler wieder an ihre Leistungsgrenze zu führen, um die verbleibenden Partien bis zum Saisonende erfolgreich zu gestalten“, wurde Zingler am Montag in einer Pressemitteilung zitiert.
Nur noch nette Abschiedsworte an Bjelica
Für den glücklosen Bjelica, der bei den Eisernen nie so richtig ankam und mit seiner spröden, manchmal schroffen Art ständig befremdete, blieben nur noch ein paar freundliche Worte, die wie branchenübliche Geschichtsklitterung nach einer Trainer-Trennung klangen. „Bei Nenad Bjelica und seinem Team möchte ich mich für die geleistete Arbeit bedanken. Es ist ihnen gelungen, die Mannschaft in einer äußerst schwierigen Situation zu stabilisieren, mit dem Ergebnis, dass wir den Klassenerhalt aus eigener Kraft schaffen können“, sagte Zingler.
Beim mächtigen Club-Präsidenten, der als letzter standhafter Bjelica-Befürworter galt, muss nach der desaströsen ersten Halbzeit gegen Bochum mit drei Gegentoren die Erkenntnis überhand gewonnen haben, dass es mit dem 52 Jahre alten Kroaten nicht mehr weitergehen kann. Nach der Bochum-Pleite hatte Bjelica nur Phrasen zu bieten. „Die Situation ist, wie sie ist und wir sind alle überzeugt, dass wir die Klasse halten“, sagte er beispielsweise.
Bjelica stand schon im Januar vor dem Aus
Unter Bjelica stabilisierten sich die Berliner im Abstiegskampf zunächst. Für Aufsehen sorgte der Kroate allerdings im Januar mit seinem Ausraster gegen Leroy Sané vom FC Bayern München, dem er bei einem Disput an der Seitenlinie aggressiv ins Gesicht fasste. Vom DFB-Sportgericht wurde er dafür für drei Spiele gesperrt. Schon damals wurde bei Union über eine Trennung diskutiert.
Grote findet eine Mannschaft vor, die seit sechs Spielen nicht mehr gewonnen hat und zuletzt immer wieder die Kernelemente der Union-DNA vermissen ließ. Fußball als Kampf. Fußball mit Leidenschaft, das war verloren gegangen. Dass dieses Team 2023 noch Ajax Amsterdam in der Europa League düpiert und gegen Real Madrid nur zweimal denkbar knapp in der Königsklasse verloren hatte - unvorstellbar.
Grote setzt auf „vereinte Kräfte“
Grote muss nun die richtigen Knöpfe drücken. Ein Impuls wird sein, massiv an das Zusammengehörigkeitsgefühl der Eisernen zu appellieren - jene trutzburg-artige Gemeinschaft im Osten Berlins. „Unsere Mannschaft kenne ich gut und weiß, dass wir mit vereinten Kräften in der Lage sind, die nötigen Punkte zu holen“, sagte der bisherige U19-Coach Grote.
Fakt ist: Der FSV Mainz 05 liegt zwei Spieltage vor Saisonende einen Punkt hinter Union auf dem Relegationsplatz. Der 1. FC Köln hat als 17. auf einem direkten Abstiegsplatz sechs Punkte Rückstand, könnte aber mit einem Sieg im direkten Duell am Samstag bis auf drei Zähler heranrücken, wäre vor dem Finale der Berliner gegen Freiburg am 18. Mai in Schlagdistanz. Die positive Union-Rechnung geht anders. Mit einem Sieg in Köln und einer Mainzer Niederlage gegen Dortmund wäre der Klassenerhalt am Samstag-Abend perfekt - und Grote und Eta wären das Retter-Duo.