Unglück in Bad Reichenhall Unglück in Bad Reichenhall: Schlamperei beim Bau sorgt für Einsturz der Eishalle
Bad Reichenhall/Traunstein/dpa. - Das ergabenmehrere Gutachten von Sachverständigen, wie die StaatsanwaltschaftTraunstein am Donnerstag mitteilte. Unglücksursache sei letztlich«die Verkettung mehrerer Mängel und Schäden» gewesen. Die Behördeleitete Ermittlungen gegen acht Verantwortliche ein - wegen desVerdachts der fahrlässigen Tötung und fahrlässigen Körperverletzung.
Als eine wesentliche Einsturzursache machte die Staatsanwaltschaftdie Beschädigungen des Holz-Klebstoffes durch die feuchte Umgebungder Eissporthalle aus. «Die Verwendung dieses Klebstoffes fürtragende Bauteile war auch nach den damals bestehenden technischenRegelungen nur in einem trockenen Umgebungsklima zulässig», hieß es.Das Dach der Eishalle wurde von mehreren dicken Holzträgern gestützt,die jeweils aus zahlreichen Brettern zusammengeleimt waren. Darüberhinaus stellten die Gutachter schwere Mängel in der Konstruktion derHauptträger fest.
Bei den Beschuldigten handelt es sich um vier frühere Mitarbeiterder Stadt Bad Reichenhall, zwei ehemalige Beschäftigte der am Bau desDaches beteiligten Firmen sowie zwei Architekten beziehungsweiseBauingenieure, die an der Errichtung und Überprüfung der Hallebeteiligt waren. Im Zusammenhang mit den Vorwürfen wurden amDonnerstag 20 Wohn- und Geschäftshäuser in Oberbayern und Schwabendurchsucht. Nähere Angaben zur Identität der Beschuldigten wollte dieStaatsanwaltschaft nicht machen. Weitere Beteiligte seien bereitsgestorben.
Bei Planung und Bau der Halle wurde der Staatsanwaltschaft zufolgevon vorneherein von der zugelassenen Bauweise abgewichen. So wurdedie zulässige maximale Höhe bestimmter Träger um mehr als dasDoppelte überschritten. Eine Genehmigung dafür habe es nicht gegeben,hieß es weiter. Außerdem wurde die statische Berechnung des Dachesentgegen den Vorschriften offenbar nicht noch einmal überprüft. «Ohneeine solche geprüfte Statik hätte das Bauwerk nicht errichtet werdendürfen», betonte die Staatsanwaltschaft. Insgesamt sei die Sicherheitdes Gebäudes zu gering gewesen.
Nach derzeitigem Kenntnisstand der Ermittler besteht aber keinVerdacht gegen diejenigen Personen, die am Unglückstag am 2. Januar2006 für den Betrieb der Halle verantwortlich waren. Auch wenn dieSchneelast den Einsturz ausgelöst habe, sei sie im Grunde nichtungewöhnlich hoch gewesen. Zuerst habe ein Hauptträger an der Hallen-Ostseite versagt, «reißverschlussartig» sei dann das gesamte Dacheingestürzt. Die weiteren Ermittlungen werden den Angaben zufolgenoch mehrere Monate dauern, bis über eine mögliche Anklageentschieden werden könne.

