Ungetüm vor Mallorca Ungetüm vor Mallorca: Fünf Meter misst der Weiße Hai, der gesichtet wurde

Palma - Auch wenn die Nachricht bei manchen Horrorgefühle weckt: Für die Wissenschaftler des Forschungsteams Alnitak ist es eine Sensation. Sie entdeckten im Meer etliche Kilometer vor der spanischen Urlaubsinsel Mallorca einen Weißen Hai.
70 Minuten lang filmten die Biologen den fünf Meter langen Meeresräuber. Der Weiße Hai ist einer der größten Raubfische und kann auch Menschen gefährlich werden. Im westlichen Mittelmeerraum wurden bisher aber keine Hai-Angriffe bekannt.
„Historische Sichtung“, schrieben die Forscher, die mit dem Schiff „Toftevaag“ unterwegs sind. Sie veröffentlichten in sozialen Netzwerken ein Foto. Darauf sieht man, wie der Raubfisch ruhig und in wenigen Metern Tiefe durchs Wasser gleitet. Man vermute zwar schon länger, dass auch vor den Balearischen Inseln, ähnlich wie andernorts im Mittelmeer, weiße Haie leben, erklärten die Wissenschaftler – aber Beweise dafür habe es in den letzten Jahrzehnten nicht gegeben.
Trotz Hai-Sichtungen vor Mallorca müssen sich Urlauber einem Experten zufolge keine großen Sorgen um einen schweren Angriff machen. „Solche Tiere stellen keine wirkliche Gefahr für Menschen dar.
„Die gesunden Haie nähern sich ohnehin nicht der Küste“, versicherte Toni Muñóz, Sprecher der regionalen Tier und Umweltschutzgruppe GOB, bereits 2017. Damals war vor Mallorca ein Blauhai gesichtet worden. „In ganz Spanien wurden seit 1847 insgesamt nur sechs schwere Hai-Angriffe auf Menschen registriert“, sagte Muñóz.
Es gebe kleinere Beißattacken, die aber seltener und ungefährlicher seien „als etwa Stiche von Rochen, Spinnenfischen oder anderen Meeresbewohnern“. (dpa)
„Dies ist die erste wissenschaftliche Bestätigung der Präsenz in spanischen Gewässern seit wenigstens 30 Jahren“, meldet das Team, das von dem Biologen Ricardo Sagarminaga van Buiten angeführt wird. Die Forscher entdeckten den Hai rund 15 Kilometer vor der kleinen und weitgehend unbewohnten Baleareninsel Cabrera, die als Nationalpark unter Schutz steht. Die Insel, ein beliebtes Ausflugsziel, befindet sich etwa 54 Kilometer südlich von Palma und 17 Kilometer von der Südspitze Mallorcas entfernt.
Die Alnitak-Forscher, die von mehreren Umweltorganisationen und auch Spaniens Regierung finanziell gefördert werden, beobachten im Mittelmeer das Leben von Delfinen, Walen, Meeresschildkröten und auch von Haien. Zudem sammeln sie Daten über die Verschmutzung des Wassers durch Mikroplastik, das durch die Zersetzung größerer Plastikteile entsteht und zunehmend das Meeresökosystem bedroht.
Andere Hai-Arten werden öfter in spanischen Gewässern und auch vor den balearischen Ferieninseln gesichtet. Erst vor wenigen Wochen war ein drei Meter langer Sechskiemer-Hai auf der Nachbarinsel Ibiza tot angetrieben worden. Im vergangenen Sommer hatte ein junger Blauhai mitten im Sommer Mallorcas Badegäste an der berühmten Playa de Palma verschreckt. Das Jungtier war verletzt und hatte offenbar Schutz in seichten Gewässern gesucht. Es wurde eingefangen und musste jedoch eingeschläfert werden.
Normalerweise nähern sich die Raubfische nicht den Stränden, sondern bleiben in tieferen Gewässern. Im Mittelmeer leben rund 50 verschiedene Hai-Arten. Hochseefischern gehen diese Räuber immer mal wieder ins Netz. Auch Weiße Haie wurden schon gefangen. Erst Anfang Juni zog ein tunesischer Fischkutter rund 65 Kilometer vor der Küste einen dieser Raubfische aus dem Wasser.
Sehr viel wahrscheinlicher als eine Hai-Begegnung ist in Mallorcas Badegewässern ein Kontakt mit Quallen. Im Mai waren etliche Giftquallen der Art „Portugiesische Galeere“ in Küstennähe gesichtet worden. Deren Tentakel können äußerst schmerzhafte Verbrennungen hervorrufen. Diese gefährlichen Glibberwesen scheinen jedoch wieder verschwunden zu sein. Jetzt im Sommer sind es vor allem die Feuerquallen, die rund um Mallorca für unangenehme Begegnungen im Wasser sorgen können. (mz)