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Ungarn Ungarn: Vertrauter von Thomas Drach verurteilt

29.12.2001, 18:12
Dietmar Clodo vor Gericht
Dietmar Clodo vor Gericht MTI

Budapest/dpa. - Nach einem vonder ungarischen Polizei initiierten und von ukrainischen Mafiosigetätigten Schein-Kauf wurden in Clodos Haus im Juli 1998 diebestellte Rohrbombe sowie Chemikalien für Sprengstofferzeugung sichergestellt.

Wegen Raubüberfällen saßen Clodo und Drach zusammen im Gefängnis.Nach ihrer Entlassung gründeten sie Im- und Exportfirmen in Budapestund London. Das Gericht sieht Clodo «als Mitglied einer kriminellenVereinigung». Mit ihm wurden am Samstag ein aus der Ukrainestammender Israeli zu acht und ein Ukrainer zu fünf Jahren Gefängnisverurteilt.

Der Bombenbauer bestritt die Anschuldigungen bis zum Schluss. DieAnfertigung der sicher gestellten Bombe sei von der Polizeiprovoziert und durch Drohungen der Mafiosi erzwungen worden. DasUrteil ist noch nicht rechtskräftig.

Clodo, der sich 1991 in Budapest niedergelassen hatte, gilt alsschillernde Persönlichkeit des internationalen Geheimdienst- undUnterwelt-Milieus, bei der die Grenzen zwischen Top-Agent undHochstapler zu verschwimmen schienen. Tatsächlich betrachteten ihndie ungarischen Behörden lange Zeit als tabu, da es hieß, er arbeitefür den Bundesnachrichtendienst (BND). Den Reemtsma-Entführer Drachhat er zeitweise bei sich beherbergt. Für ihn nahm er auchBanküberweisungen im Zusammenhang mit dem Lösegeld vor.

Nach Ansicht der ungarischen Ermittlungsbehörden sollte Clodo voneinem osteuropäischen Land aus die Aktivitäten von islamistischenTerrororganisationen auskundschaften. Um in die Szene einzudringen,begann er mit Bomben und Sprengstoffen zu handeln.

Wenige Monate nach seiner Verhaftung im Juli 1998 war Clodo voneinem Budapester Gericht in einem von der Bomben-Affäre unabhängigenVerfahren wegen Beihilfe zur Geldfälschung zu einer dreijährigenGefängnisstrafe verurteilt worden.