Unfall auf A2 Unfall auf A2: Polizei ermittelt nach unterlassener Hilfeleistung

Magdeburg - Nach einem schweren Verkehrsunfall mit sechs Verletzen auf der Autobahn 2 (Hannover-Berlin) sind Autofahrer wegen ihres Verhaltens massiv in die Kritik geraten. Wie die Polizei mitteilte, fuhr eine „Unzahl von Verkehrsteilnehmern“ vor dem Eintreffen den Rettungskräfte über den Standstreifen an der Unfallstelle vorbei, ohne sich um die Verletzten zu kümmern. Die Polizei ermittelt nun wegen unterlassener Hilfeleistung gegen Unbekannt.
„Unbeschreibliches Verhalten“
Zunächst war am späten Samstagnachmittag zwischen den Anschlussstellen Bornstedt und Irxleben ein Auto in Brand geraten. Während der Löscharbeiten musste die Fahrbahn in Richtung Berlin voll gesperrt werden. Ein 44-jähriger Mann aus Nordrhein-Westfalen fuhr dann mit seinem Wagen nach Polizeiangaben ungebremst in das Stauende. Ein Fahrzeug überschlug sich, mehrere Wagen wurden ineinander geschoben, auf den drei Fahrspuren lagen überall Trümmer.
Die Polizisten, die sich zuerst der Einsatzstelle näherten, sprachen später von einem „unbeschreiblichen Verhalten“ vieler Autofahrer. Während sich wenige um die Unfallopfer kümmerten und auf das Eintreffen des Rettungsdienstes warteten, umkurvten andere die auf der Straße liegenden Verletzten, um schnell weiter zu kommen.
Jens Braune, Polizeisprecher der Autobahnpolizei Börde, teilte am Montag mit, dass es sehr wohl Autofahrer gegeben habe, die an der Unfallstelle angehalten haben. Etwa zehn bis 15 Fahrzeuge seien jedoch an den Verletzten vorbeigefahren. Gegen diese Verkehrsteilnehmer wird nun ermittelt. Bisher gibt es jedoch noch keine Hinweise auf die Fahrer, die anstatt zu helfen über den Standstreifen weitergefahren sind.
Dieses Verhalten ist aus mehreren Gründen eine Straftat, wie die Polizei betont. So hätten Ersthelfer gefehlt, um beispielsweise ein fünfjähriges Mädchen zu betreuen, das zu den Opfern zählte. Außerdem bestand die Gefahr, dass Unfallbeteiligte und Ersthelfer durch vorbeifahrende Pkw verletzt wurden. Zudem wurde die spätere Unfallaufnahme erschwert, weil Glassplitter und Trümmerteile verschoben wurden. „Die Unfallopfer haben aber ein Anrecht darauf, dass wir die Beweise sauber auswerten“, sagte eine Sprecher der Autobahnpolizei in Hohenwarsleben.
Staus wegen unvernünftiger Autofahrer
Richtig wäre gewesen, wenn nach dem Unfall sofort alle Autofahrer angehalten, die Ersten in der Reihe die Erstversorgung übernommen und die anderen mit ihren Autos eine Rettungsgasse gebildet hätten. Stattdessen hatten Polizisten, Notarzt und Sanitäter erhebliche Mühe, schnell mit ihren Fahrzeugen an den Unfallort zu kommen.
Unvernünftige Autofahrer an und in der Nähe von Unfallstellen sind nach Beobachtungen der Autobahnpolizei mittlerweile ein „stetiges Problem“. So würden oft keine Rettungsgassen gebildet. Außerdem greife die Unsitte um sich, dass Unbeteiligte am Unfallort mit ihrem Handy Fotos machten. Dies führe dann dazu, dass es bei kleineren Unfällen dennoch zu langen Staus komme, weil Autofahrer an der Unfallstelle auf den freien Fahrspuren sehr langsam unterwegs sind, um ausgiebig fotografieren zu können.
Ob die Ermittlungen nach dem Unfall auf der A 2 erfolgreich sind, ist zweifelhaft. Bislang hat die Polizei keine Kennzeichen von den Fahrzeugen, die über den Standstreifen gefahren sind. Die Polizisten hoffen noch auf Zeugen, die sich nachträglich melden. Unterdessen hat Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) an alle Verkehrsteilnehmer appelliert, „dass Rücksicht und Verantwortung im Straßenverkehr bereits beim Einsteigen in das Fahrzeug beginnen.“ (mz)
