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Unfall Unfall: 69 Verletzte durch Chlor in einem Essener Freibad

Von Nadine Schwede 06.08.2004, 06:16
Verletzte Schwimmbadbesucher werden nach Chlorgasaustritt am Donnerstagabend (5. August 2004) in Essen mit erster Hilfe versorgt. (Foto: dpa)
Verletzte Schwimmbadbesucher werden nach Chlorgasaustritt am Donnerstagabend (5. August 2004) in Essen mit erster Hilfe versorgt. (Foto: dpa) Neue Rhein-Zeitung

Essen/dpa. - Nach dem Chlorgasunfall in einem Essener Freibad amDonnerstag mit 69 Verletzten gibt die Suche nach der Ursache denErmittlern weiter Rätsel auf. «Im Bereich der Gasanlage sind erhöhteWerte festgestellt worden, die so nicht hätten sein dürfen», sagteein Polizeisprecher am Freitag. Die Ergebnisse der Wasserproben lägennoch nicht vor. Am Donnerstagabend waren die Badegäste vermutlich miteiner erhöhten Chlor-Konzentration in einem Becken in Berührunggekommen. Wegen Übelkeit und Atembeschwerden waren 47 von ihnen,darunter rund 40 Kinder, in Krankenhäuser gebracht worden.

Die Polizei ermittle nun wegen des Verdachts der fahrlässigenKörperverletzung. «Es gibt keine Hinweise auf Manipulation», sagteder Sprecher. Rätselraten über die Unfallursache herrschte bei denSport- und Bäder-Betrieben Essen. «Wir können uns die Ursache imMoment absolut nicht erklären», sagte Leiter Werner Kühn. Die Anlagesei technisch in Ordnung gewesen. Das habe die Feuerwehr bestätigt.Auch sei die Konzentration des Chlors wenige Minuten vor dem Unfallmit 0,34 Milligramm pro Liter normal gewesen. Monteure einerSpezialfirma überprüften die Anlage nun zusätzlich. «Vorher werdenwir das Freibad nicht wieder öffnen».

Mindestens einer der Badegäste lag auch am Freitagmittag noch imKrankenhaus. Insgesamt waren 37 über Nacht geblieben. AndereBetroffene meldeten sich bei der nordrhein-westfälischenGiftinformationszentrale in Bonn. «Sie wollten sich absichern, ob siemit Folgen rechnen müssen», hieß es dort.

So herrschte am Freitag gespenstische Leere in dem Freibad imEssener Osten. Trotz schweißtreibender 31 Grad blieben die Türen desBades geschlossen. Badelustige konnten nur die roten Schilder mit derAufschrift «gesperrt» am Eingang und auf dem Gelände sehen. ZwischenBecken, Liegewiesen und Snackbar waren nur Mitarbeiter und Technikerunterwegs und machten betretene Gesichter. «Jetzt haben wir endlichSommer, und es darf keiner rein», sagte ein enttäuschter Besucher amEingang.

Am Donnerstagabend hatte das Freibadpersonal Alarm geschlagen, damehrere Badegäste über Atembeschwerden, Husten, Hautreizungen undAugenjucken geklagt hatten. Das Freibad Essen-Ost war beihochsommerlichen Temperaturen sehr gut besucht. Ein zunächstvermutetes Leck in der Gaszuführung als Unfallursache bestätigte sichnicht. Schwimmmeister stellten die Anlage ab.