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Ukraine Ukraine: Russisches Flugzeug mit 170 Menschen abgestürzt

22.08.2006, 14:09

Kiew/Moskau/dpa. - Zunächst seien 30Leichen entdeckt worden, teilte der ukrainische Zivilschutz mit. Zuden 160 toten Passagieren zählten nach Angaben der betroffenenFluggesellschaft Pulkovo in St. Petersburg auch 39 Kinder. Für dierasch wachsende russische Luftfahrt bedeutete der Absturz die dritteKatastrophe allein in diesem Sommer.

Die Maschine von Russlands viertgrößter Fluglinie brachte Urlauberaus dem russischen Badeort Anapa am Schwarzen Meer zurück nach St.Petersburg. Dabei führte die Flugroute über die Ukraine. NachInformationen von Pulkovo flogen zehn Besatzungsmitglieder auf Flug612 mit, nach abweichenden Angaben zählte die Crew sogar elfPersonen.

Zur mutmaßlichen Unglücksursache sagte der ukrainischeZivilschutzsprecher Igor Krol in Kiew, auf 10 000 Meter Flughöhe seiin der Tu-154 ein Brand ausgebrochen. Die Besatzung habe vergeblichversucht, das Flugzeug notzulanden. Doch das Fahrwerk habe sich nichtgeöffnet.

Dagegen kreisten die russischen Vermutungen um Gewitter undschwere Turbulenzen, die der Pilot gemeldet habe. «Um 15.37 UhrMoskauer Zeit kam ein SOS-Signal von dem Flugzeug», sagte eineSprecherin des russischen Zivilschutzes, Irina Andrianowa. «Um 15.39verschwand es von den Radarschirmen.» Ein Terroranschlag sei wenigwahrscheinlich. Es habe keine Explosion gegeben. «Augenzeugen sagen,das Flugzeug sei unzerstört vom Himmel gefallen», sagte Andrianowa.

Wegen der Explosionsgefahr durch brennendes Kerosin konnten sichdie Rettungsmannschaften dem Wrack der Tupolew nur vorsichtig nähern.Sie mussten zunächst Treibstoffbrände ringsum löschen. Am Flughafenvon St. Petersburg nahmen sich Psychologen und Ärzte der wartendenAngehörigen an, maßen den Blutdruck und verteilten Beruhigungsmittel.Auch am Startflughafen Anapa wurden Angehörige betreut.

Die Maschine sei 1992 gebaut worden und habe bislang 24 215Flugstunden absolviert, sagte der stellvertretende Generaldirektorvon Pulkovo, Wassili Naletenko. Deutsche waren nach ersten Angabendes Auswärtigen Amtes in Berlin nicht an Bord. Bundeskanzlerin AngelaMerkel übermittelte dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und denAngehörigen der Opfer ihr tief empfundenes Mitgefühl.

Beim letzten schweren Flugzeugunglück in Russland war am 9. Juliein Airbus A310 der Fluggesellschaft Sibir in der sibirischen StadtIrkutsk ungebremst über die nasse Landebahn hinausgeschossen und inFlammen aufgegangen. Dabei kamen 124 Menschen ums Leben. Anfang Maiwar ein armenisches Passagierflugzeug beim Landeanflug auf densüdrussischen Badeort Sotschi ins Schwarze Meer gestürzt. Alle 113Insassen des Airbus A320 starben.

Zwischen Russland und der Ukraine steht auch noch der Absturzeiner russischen Tu-154 mit 76 Toten über dem Schwarzen Meer vomOktober 2001. Erst nach Wochen gestand die ukrainische Luftwaffe ein,dass sie bei einer Übung das Flugzeug versehentlich mit einer Raketeabgeschossen hatte.

Archivbild eines Fugzeugs vom Typ Tupolew-154 (Foto: dpa)
Archivbild eines Fugzeugs vom Typ Tupolew-154 (Foto: dpa)
EPA
Flugzeugabsturz bei Donezk (Grafik: dpa)
Flugzeugabsturz bei Donezk (Grafik: dpa)
dpa