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Überfälle I Überfälle I: Geldtransporter nach Währungstausch gefährdet

04.03.2002, 13:29
Spurensicherung nach dem Überfall in Weierbach
Spurensicherung nach dem Überfall in Weierbach dpa

Frankfurt/Main/dpa. - Eigentlich hätte die Branche derGeldtransporteure gerade aufatmen können: Obwohl in den vergangenenMonaten so viel Geld wie noch nie über Deutschlands Straßen rollte,hatte sich die Sorge vor einer Zunahme der Überfälle bei derEinführung des neuen Euro-Bargeldes nicht bestätigt. Weitgehendunbehelligt fuhren die gepanzerten Fahrzeuge mit mehr als 2,5Milliarden druckfrischer Euro-Banknoten und über 71 000 Tonnen neuerMünzen durchs Land. Dazu kam der Rücklauf der D-Mark. Doch kaum istder Währungs-Tausch abgeschlossen, häufen sich Überfälle aufSicherheitsunternehmen wieder. Gleich drei Mal schlugen Gangster allein in der zurückliegenden Woche zu.

Die Raubserie begann mit einem Paukenschlag: In Frankfurt/Mainräumten vier Täter am vergangenen Montag die Rekord-Summe von mehrals acht Millionen Euro aus einem Geldtransporter. Am Freitag daraufschlugen die Gangster dann beinahe im Stundentakt zu. Bei zweiÜberfällen in Weierbach bei Idar-Oberstein (Rheinland- Pfalz) und inVillingen-Schwenningen (Baden-Württemberg) erbeuteten die Tätersechsstellige Euro-Beträge.

In Weierbach lauerten sie einem Transporter vor einemEinkaufsmarkt auf. In Villingen-Schwenningen wurde ein Mitarbeitereiner Sicherheitsfirma beim Verlassen des Firmengeländes abgepasst.Mitte Februar konnte ein Überfall auf einen Transporter bei Gießengerade noch verhindert werden: Ein Spaziergänger hatte eine Bombeentdeckt, mit der nach Erkenntnissen der Polizei ein Baum zurBlockade eines Transporters gesprengt werden sollte.

Während die Frankfurter Millionenräuber - nach bisherigenErkenntnissen der Fahrer des Geldtransporters und drei Komplizen -weitgehend ohne Gewalt vorgingen, trat das Räuber-Quartett vonWeierbach mit großer Brutalität auf. Bewaffnet mit einer Panzerfaust,Sturmgewehren und Maschinenpistolen stoppten sie den Geldtransportervor dem belebten Einkaufszentrum. Kugeln aus einer Kalaschnikow-Maschinenpistole wurden auf das Fahrzeug abgefeuert. «Es ist einGlück, dass niemand zu Schaden kam», sagte eine Sprecherin derPolizei.

Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), KonradFreiberg, sprach im Saarländischen Rundfunk angesichts derPanzerfaust schon von einer «neuen Dimension» und einem«erschreckenden Ausmaß an Gewalt».

Gleichwohl ist der Einsatz Panzer brechender Waffen keinEinzelfall: Schon im Mai 2001 zwangen drei Räuber bei einem Überfallauf einen Geldtransporter in Düsseldorf die Wachmänner mit einerPanzerfaust zu Verlassen ihres Fahrzeugs. Eine Panzerfaust kam auchbei Überfällen in Duisburg (1999), Langenfeld (Nordrhein-Westfalen/1997), Ladenburg (Baden-Württemberg/1997), Rodenbach(Hessen/1996) und Braunschweig (1995) als Tatwaffe zum Einsatz.

Nach den jüngsten Überfällen wird der Ruf nach Konsequenzenlauter: Bessere Kontrollen der Fahrer, verdeckte Vorermittlung undden Einsatz ziviler Begleitfahrzeuge forderte GdP-Chef Freiberg inder «Bild am Sonntag». Nach dem Frankfurter Millionenraub sieht derGeschäftsführer der Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste(BDGW), Harald Olschok, Modernisierungsdruck für die Branche. So gebees etwa Sicherheitssysteme, die das Öffnen der Geldbehälter nur zubestimmten Zeiten erlaubten. Bei einem Verstoß werde das Geldverfärbt oder vernichtet.

Doch selbst wenn die Täter das Geld unverfärbt und ungeschreddertin den Händen halten - lange freuen können sich die Gangster überihre Beute in der Regel nicht. Meistens gehen sie kurz nach der Tatder Polizei ins Netz. Auch diesmal meldete die Polizei am Sonntag -knapp eine Woche nach dem Geldraub in Frankfurt - eine ersteFestnahme und stellte einen Teil der Beute sicher. Auch die Täter desersten Überfalls auf einen Euro-Geldtransporter überhaupt, bei demAnfang September 2001 im mittelhessischen Lich knapp 1,3 MillionenEuro und 350 000 Mark erbeutet wurden, sind nicht mehr auf freiemFuß.