Tuning amerikanischer Klassiker Tuning amerikanischer Klassiker: Feuer und Flamme für das alte Eisen

Hamburg/dpa. - Für die Puristen unter den Oldtimer-Freunden grenzt es an eine Sünde. Dennoch findet das Tuning von US-Klassikernin Deutschland immer mehr Freunde. Während die einen alte Fahrzeugemöglichst im Originalzustand erhalten wollen, nutzen die anderen die Oldtimer jedoch als Basis für hoch motorisierte Eigenbauten.
Begehrte Objekte sind dabei die Hot Rods. «Diese oft bis zurUnkenntlichkeit veredelten US-Oldtimer waren schon Spaß- undSportwagen, als ganz Deutschland noch im VW Käfer unterwegs war»,sagt Ralf Pötzl aus Lollar (Hessen). In mehr als 5000 Stunden hat ereinen 41er Pickup zum Kraft strotzenden Gesamtkunstwerk umgebaut.
Begonnen hat die Geschichte in den dreißiger Jahren. «Schon damalshaben die Jugendlichen vor allem in Kalifornien mit "heiß" gemachtenWagen illegale Rennen ausgetragen», erzählt Pötzl. Um sie schnellerzu machen, entfernten sie alle Teile, die nicht nötig waren.
Mit kleineren Vorderrädern, schräger gestellten Scheiben undtiefer gezogenen Dächern wurde die Aerodynamik verbessert. «Auf dieseWeise entstand jener Urtypus des Hot Rods, der auch heute noch beiden großen Treffen für das meiste Aufsehen sorgt», so Axel Steinbach,Vertreter der European Street Rod Association aus Solms (Hessen).
«Alle Fahrzeuge, die auf einem Auto aus den Jahren vor 1949basieren, dürfen sich Hot Rod nennen», erklärt Pötzl. Meist würdenVorkriegsmodelle von Ford oder Chevrolet verwendet. Doch mit denOriginalen haben die zwischen 30 000 und 60 000 Euro teuren Fahrzeugenur noch wenig gemein.
Die «Rodder» machen aus den Klassikern Kunstwerke. «Sie spielenmit Farben und Formen, und die Autos protzen schon im Stillstand mitihren Kräften», erzählt Steinbach. «Selbst verchromte Zylinderbänkeund Kraftstoffleitungen, Neonröhren an den Fußleisten oderbeleuchtete Unterböden sind keine Seltenheit.» Unter der Motorhaubegeht das Wettrüsten weiter: Meist vertrauen die Fahrer auf V8-Motorenmit bis zu acht Litern Hubraum, die zwischen 150 und 800 PS leisten.
Etwas näher an der Gegenwart sind die Lowrider. «Dabei handelt essich um Autos mit variabler Bodenhöhe», sagt Mathias Roppel, Sprecherder European Lowrider Challenge (ELC) aus Herten(Nordrhein-Westfalen). Weil die Autos ein Hydrauliksystem eingebautbekommen, können sie per Fernbedienung auf und ab bewegt werden.Ihren Ursprung hat die Bewegung in den USA. Vor allem Chicanos,lateinamerikanische Einwanderer, wollten in den vierziger undfünfziger Jahren damit auf sich aufmerksam machen.
Die Tuner beider Gruppen eint, dass sie nicht nur nach klassischenIdealen suchen: «Weil sich die nordamerikanischen Fahrzeugherstellermit ihren Sportwagen in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter vonden Wunschvorstellungen oder der Finanzkraft ihrer Fans entfernthaben, sind auch Youngtimer längst zur Spielwiese für Bastlergeworden», sagt Drew Autio, Tuner und Rennfahrer aus Edmonton inKanada.
Besonders beliebt seien dabei so genannte Blower, Kompressoren ausLastwagen, die auf die Achtzylinder jüngerer Mustangs oder Camarosgeschraubt werden und die Motorleistung verdoppeln. Zwar passen dieseBauteile nicht unter die Haube, doch erhöht das laut Autio nur denReiz: «Denn wenn der Blower vorn aus dem Bug ragt, dann können dieanderen schon im Stillstand sehen, wie viel Power so ein Auto hat.»