Transrapid-Unfall Transrapid-Unfall: Kanzlei prüft Schadenersatzforderungen gegen Betreiberfirma

Lathen/Berlin/dpa. - Nach dem verheerenden Transrapid-Unglück im Emsland mit 23 Toten drohen den Betreibern der Teststrecke nun Schadenersatzforderungen von Seiten der Opfer. «Wir gehen derzeit davon aus, dass der erforderliche und in Pudong/Shanghai eingesetzte technische Sicherheitsstandard auf der Versuchsstrecke nicht bestand», teilte die Berliner Kanzlei Simon und Partner am Dienstag mit. Sie vertritt nach eigenen Angaben mehrere Geschädigte und will parallel zu den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft eigene Untersuchungen anstrengen.
Diese richteten sich gegen die Betreibergesellschaft IABG, denHersteller des Transrapids sowie gegen Technische Überwachungsvereineund Mitarbeiter der Leitstelle auf der Versuchsstrecke in Lathen. DieChancen auf eine Entschädigung der Opfer bezeichnete ein Anwalt derKanzlei in der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Dienstag) als «nicht soschlecht».
Auch der verkehrspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion imBundestag, Winfried Hermann, geht von fehlendenSicherheitsvorkehrungen auf der Transrapid-Strecke aus. Er sagte amDienstag bei NDR Info: «Es ist zumindest nicht nur menschlichesVersagen, sondern auch technisches Mangelwerk, muss man fast sagen.»
Die Rekonstruktion des genauen Unfallhergangs kann nach Angabender Staatsanwaltschaft Osnabrück noch lange dauern. Die Mitschnittedes Funkverkehrs könnten aus technischen Gründen noch nichtvollständig ausgewertet werden, hieß es. Es müsse das Risikoausgeschaltet werden, dass Teile der Aufzeichnungen auf Spezial-Tonbändern beim Abhören zerstört würden. Experten desEisenbahnbundesamtes prüfen das Sicherheitskonzept derVersuchsanlage, um mögliche Rückschlüsse auf ein möglichesGenehmigungsverfahren für die Münchner Transrapid-Trasse zu gewinnen.
Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) sagte der«Frankfurter Rundschau» (Dienstag), es gebe bisher «keinebefriedigenden Antworten» auf viele Fragen zur Sicherheit. Besonderseine für München geplante Tunnelstrecke bedeute eine «absoluteExtremsituation». Ude schlägt als Alternative zum Transrapid einewesentlich kostengünstigere Express-S-Bahn vor.
In Schanghai wollen die Behörden und Betreiber dieSicherheitsstandards der einzigen kommerziellen Strecke derMagnetschnellbahn überprüfen. Sicherheitsfragen würden zudem in derMachbarkeitsstudie für den geplanten Ausbau der bestehendenFlughafenstrecke über 160 Kilometer in die Nachbarstadt Hangzhou«eine größere Rolle» spielen, kündigten Experten nach Angaben derZeitung «Shanghai Daily» an.
Bei dem Unglück, bei dem ein Transrapid-Hochgeschwindigkeitszugmit Tempo 170 auf einen Werkstattwegen prallte, waren am vergangenenFreitag 23 Menschen ums Leben gekommen, zehn weitere wurden verletzt.Am Mittwoch ist eine zentrale Trauerfeier in Lathen angesetzt, zu derauch Bundespräsident Horst Köhler und Bundesverkehrsminister WolfgangTiefensee (SPD) erwartet werden.