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Transrapid-Unfall Transrapid-Unfall: Gedenkstein erinnert an die 23 Opfer im Emsland

Von Juliane Albrecht 18.09.2007, 08:45
Das erste von drei Segmenten des neuen Magnetschwebebahnzuges Transrapid 09 wird in der Halle der Versuchstrecke in Lathen (Kreis Emsland) auf die Trasse gehoben. Der neue Transrapid steht zwar in den Hallen der Teststrecke, nur fahren darf er nicht, die Genehmigung fehlt. (Foto: dpa)
Das erste von drei Segmenten des neuen Magnetschwebebahnzuges Transrapid 09 wird in der Halle der Versuchstrecke in Lathen (Kreis Emsland) auf die Trasse gehoben. Der neue Transrapid steht zwar in den Hallen der Teststrecke, nur fahren darf er nicht, die Genehmigung fehlt. (Foto: dpa) dpa

Lathen/dpa. - Doch den Hochgeschwindigkeitszug gibt es nicht mehr. Der neueTransrapid steht zwar in den Hallen der Teststrecke, doch fahren darfer nicht - die Genehmigung fehlt. Hinweise auf die tragischeAusflugsfahrt vom 22. September 2006, als bei einer Kollision desZuges 23 Menschen starben, finden Besucher nicht auf den erstenBlick. Einige Touristen, die vor das Gittertor des «bis auf weiteres»geschlossenen Besucherzentrums kommen, ziehen ratlos wieder ab.

Oberflächlich scheint das Unglück verblasst. Bei den Lathenernaber hat es tiefe Spuren hinterlassen. Einige der damalsSchwerverletzten und der Hinterbliebenen sind nach den Worten vonOmbudsmann Hartwin Kramer immer noch auf professionelle Hilfeangewiesen. Ihnen konnte der vom Land eingesetzte Vertrauensmanninnerhalb eines Jahres insgesamt rund 360 000 Euro aus demSpendenfonds zur Verfügung stellen.

Wenn am kommenden Samstag, dem ersten Jahrestags des Unglücks, imBeisein des niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff(CDU) neben der Schaltzentrale ein Gedenkstein im Rahmen einesökumenischen Gottesdienstes enthüllt wird, dürften bei vielen diedramatischen Bilder wieder in Erinnerung gerufen werden. Die Bilderzeigten den zerstörten Transrapid, der bei Tempo 160 in einenReparaturwagen gerast war, oder die herabgestürzten Trümmer neben dermehrere Meter hohen, auf Betonstelzen verlaufenden Trasse. Immerwieder musste an jenem Freitag im vergangenen Herbst die Zahl derToten nach oben korrigiert werden.

In Höhe der Streckenstütze 136 steht nach wie vor das Holzkreuz,das die Gemeinde kurz nach der Katastrophe aufgestellt hatte. Danebenliegen frische Rosen, Grablichter, ein Engel aus Ton, Herzen und einkleiner Plüschteddy. Hier ist die Trauer um die Väter, Kollegen undSportkameraden spürbar. Neu errichtet wurde zum Gedenktag einverglaster Schaukasten. Er schützt künftig die vielen an einerprovisorischen Holzwand angebrachten Gebete und Gedichte, Fotos undKinderzeichnungen. Eine «Erinnerungsstätte» nennt LathensBürgermeister Karl-Heinz Weber den Platz, der «ein besonderer, einstiller Ort für die Angehörigen bleiben soll».

Dennoch wollen sowohl die rund 8500-Einwohner-Gemeinde als auchder Landkreis Emsland nach vorn schauen. Mit der für Oktober inHannover geplanten Sicherheitskonferenz verbinden sie die Hoffnung,dass in naher Zukunft der Transrapid wieder schwebt und wie früherjedes Jahr tausende Touristen in den Ort zwischen Meppen undPapenburg lockt. Denn wer für eine Spritztour mit dem bis zu 450Stundenkilometer schnellen Hightech-Zug in den entlegenen Nordwestendes Landes kam, ging auch essen, trinken und einkaufen. «Es warenfrüher schon mehr Leute hier», sagt die Kellnerin eines Cafés.

Von einem «erheblichen Einbruch» spricht Lathens BürgermeisterWeber. Vor allem die örtliche Gastronomie, die kleinen Geschäfte,aber auch den Arbeitsmarkt traf das Aus für die Magnetschwebebahnhart. Nach den Worten von Landrat Hermann Bröring gingen diekreisweiten Übernachtungszahlen zurück - zuletzt um vier Prozent. Unddas in Zeiten, in denen die Tourismusbranche in Deutschlandvielerorts wieder boomt. «Aber wir sind zuversichtlich, dass nach derSicherheitskonferenz dann zum Jahreswechsel eine Genehmigung vom Landkommt und der Transrapid nächstes Jahr wieder fährt.»

Diese Hoffnung teilten auch die Lathener, betonen Bröring undWeber sehr bestimmt. Die Menschen stünden hinter dem Schnellzug, auchdie, die Angehörige verloren haben. «Das Unglück ist nun einmal Teilder Geschichte des Transrapids.» Und die Erinnerung an die Opfer wirdmit dem Gedenkstein und der eingearbeiteten Stahlplatte, in die 23kleine Kreuze eingefasst sind, am Leben gehalten. Sichtbar auch fürdie, die irgendwann wieder zum «Mitschweben» nach Lathen kommen.