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Traditionen Traditionen: Japans Sumo-Welt gerät ins Zwielicht

20.03.2007, 08:44
Der mongolische Sumo-Kämpfer und Yokuzuna (Großmeister) Asashoryu begrüßt im Meiji-Schrein in Tokio mit peinlichst genau vorgeschriebenen Gesten das Neue Jahr (Archivfoto vom 05.01.2007). (Foto: dpa)
Der mongolische Sumo-Kämpfer und Yokuzuna (Großmeister) Asashoryu begrüßt im Meiji-Schrein in Tokio mit peinlichst genau vorgeschriebenen Gesten das Neue Jahr (Archivfoto vom 05.01.2007). (Foto: dpa) EPA

Tokio/dpa. - «Manche Leute denken, dass das einfachsei. Aber sie sollten es mal versuchen und selbst sehen, wie schweres ist», erzählt einer der Ringer nach seinem morgendlichen Trainingin einem Vorort von Tokio. Doch glaubt man jüngsten japanischenMedienberichten, sind es nicht immer nur Kraft und Technik, die beijapanischen Sumo-Wettkämpfen über Sieg oder Niederlage entscheiden.

Japans heiliger Nationalsport ist in den Verdacht derScheinheiligkeit geraten. Der erzkonservative Sumo-Verband, obersterHüter des rund 2000 Jahre alten Ringkampfs, kämpft derzeit vorGericht wegen Korruptionsvorwürfen eines japanischen Wochenmagazinsgegen 17 Sumo-Ringer, darunter auch der mongolische Yokuzuna(Großmeister) Asashoryu. Das Blatt «Shukan Gendai» hatte im Januarberichtet, dass Asashoryu und die anderen in Ringabsprachen gegenGeld verwickelt seien. Der Artikel erschien einen Tag, nachdemAsashoryu den 20. Turniersieg seiner Karriere errungen hatte.Unverzüglich kündigte der Verband daraufhin rechtliche Schritte an.

Die Vorwürfe gegen Asashoryu und die anderen 16 Ringer, dieallesamt ebenfalls als Kläger auftreten, bekräftigen den schon früheraufgekommenen Verdacht, dass es im Sumo mit seinen Shinto-Priesternund Reinigungszeremonien vermutlich doch nicht so sauber zugeht, wiemanche denken. Bereits 1996 hatte der frühere Sumo-Ringer Onaruto einBuch über «Yaocho» (Manipulation im Ring) geschrieben und von Ringernerzählt, die Marihuana rauchen, Steuern hinterziehen und sich mitYakuza-Gangstern abgeben. Einen Monat vor Erscheinen des Buchesstarben er und sein Co-Autor, Ex-Ringer Seiichiro Hashimoto, lautMedien mysteriös am selben Tag an der selben Atemwegserkrankung.

Vier Jahre später behauptete auch Onarutos Zögling, Ex-RingerKeisuke Itai, vor ausländischen Reportern, dass es wiederholt zuRingabsprachen gegen Geld gekommen sei. Wie damals leugnet derSumo-Verband auch diesmal alle Anschuldigungen. Es habe keinerleiRingabsprachen gegeben, wehrte sich Großmeister Asashoryu. Auch seinebetroffenen Kollegen stritten die Vorwürfe ab. Die Berichte hättenihn «sehr traurig» gemacht, klagte Asashoryo. Die Anschuldigungenerfolgten just zu einer Zeit, da der zuletzt unter sinkendenZuschauerzahlen leidende Sport wieder populärer zu werden scheint.

Erstmals hat der Sumo-Verband nun entschieden, auch zivilrechtlichgegen die erneuten Anschuldigungen vorzugehen. Die derzeit vor demBezirksgericht in Tokio behandelte Klage richtet sich gegen denVerlag Kodansha, der das Wochenmagazin «Shukan Gendai» herausbringt,zwei seiner Manager sowie gegen den Autoren der Berichte, YorimasaTakeda. Mit der Klage hofft der Verband, die Vorwürfe ein für alleMal aus der Welt zu schaffen. Doch langjährige Beobachter des uraltenNationalsports befürchten laut der japanischen NachrichtenagenturKyodo, dass Sumo an Ansehen verlieren könnte, sollten der amtierendeGroßmeister sowie andere aktive Ringkämpfer vor Gericht erscheinen.