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Touristenattraktion Heilig, aber grausam: Mönche in Japan mumifizierten sich selbst

Japanische Mönche führten seit Jahrhunderten eine grausame Prozedur durch. Einige sollen sich sogar selbst mumifizierten - bei lebendigem Leib. Die Mumien werden heute noch von vielen Touristen besucht. Doch wie funktioniert die Mumifizierung?

22.08.2022, 12:47
Viele der mumifizierten Mönche werden in einem Glasschrein ausgestellt. So auch der Mönch in Thailand, der jedoch nicht das Ritual der Selbstmumifizierung durchgeführt hat, sondern während der Meditation starb. Eine Woche zuvor soll er jedoch weder gegessen noch gesprochen haben.   
Viele der mumifizierten Mönche werden in einem Glasschrein ausgestellt. So auch der Mönch in Thailand, der jedoch nicht das Ritual der Selbstmumifizierung durchgeführt hat, sondern während der Meditation starb. Eine Woche zuvor soll er jedoch weder gegessen noch gesprochen haben.    Foto: imago/McPHOTO

Magdeburg/DUR/it - In Japan gibt es einige Orte, an denen auch heute noch Mumien von buddhistischen Priestern ausgestellt  und von Touristen besichtigt werden können. Und diese Mumien werden von mystischen Geschichten umhüllt.

Denn: Man erzählt sich, dass sich einige der Mönche einer qualvollen Prozedur unterzogen haben: Sie sollen sich selbst mumifiziert haben. Diese für Mönche heilige Praxis wird Sokushinbutsu genannt. Wie die Webseite "Atlas Obscura" berichtet, bedeutet Sokushinbutsu "Buddha im eigenen Körper". 

Ziel der Mönche, die sich dieser Prozedur unterzogen haben, sei es gewesen, das Nirvana zu erreichen. Die Praxis soll auf den japanischen Mönch Kūkai zurückgehen, der im Jahr 835 starb. Dem Glauben seiner Anhänger zufolge soll er allerdings nicht wirklich tot sein, sondern sich in einem Zustand tiefer Meditation befinden.

Bis 1903 soll es mindestens 17 Mönchen gelungen sein, sich selbst zu mumifizieren. Laut "Atlas Obscura" könnte die Zahl jedoch höher liegen. Der letzte Fall von 1903 war jedoch illegal, denn die Regierung hatte das Ritual bereits drei Jahrzehnte vorher verboten, da sie es als graumsam und unmenschlich einstuft.

Weg zum Sokushinbutsu in Japan: Strenge Diät und Meditation

Um das Ritual erfolgreich zu beenden, unterzogen sich die Mönche einer langen und qualvollen Prozedur. Diese sollte sie auf das Nirvana vorbereiten. Zunächst reduzierten sie die Nahrungsaufnahme radikal und nahmen laut Überlieferung für 1000 Tage nur Samen und Nüsse zu sich und meditierten sehr viel. 

Während des zweiten tausendtägigen Abschnitts soll sich der Mönch nur noch von Wurzeln und Rinde von Nadelbäumen ernährt haben. Dies soll auch dazu geführt haben, dass der Körper entwässert wird. Um dem Körper noch mehr Flüssigkeit zu entziehen, soll ein Tee aus dem Saft eines Baumes getrunken worden sein, der mitunter Erbrechen auslöst. Einige sollen die strenge Diät sogar mehrmals wiederholt haben, um wirklich sicher zu sein, dass sie bereit für das Nirvana sind. Nach dem letzten Zyklus verzichteten die Gläubigen auf jegliche Nahrung, tranken hundert Tage lang eine begrenzte Menge Salzwasser, heißt es weiter.

Der letzte Schritt ist laut Überlieferung das Begräbnis im lebendigen Zustand. In einer Kiste soll der Mönch in die Erde gelassen worden sein. Um weiterhin atmen zu können, soll er ein Bambusröhrchen bekommen haben. Eine Glocke sollte den Mönchen über der Erde ein Zeichen sein, dass er noch lebt. Sobald die Glocke nicht mehr zu hören war, soll das Grab versiegelt worden sein und nach Ablauf von 1000 Tage sollen die Mönche den Leichnam ausgegraben haben. Hat die Verwesung bereits eingesetzt, soll das Ritual umsonst gewesen sein. War dies nicht der Fall, galt er fortan als ein "Sokushinbutsu" und wurde für alle sichtbar in einem Glasschrein ausgestellt.

Studien zweifeln Selbstmumifizierung in Japan an

Allerdings gibt es Berichte und Studien, die den Erfolg des Rituals anzweifeln und davon ausgehen, dass die Mumifizierung nicht auf natürliche Weise, sondern künstlich nach dem Tod der Person vorgenommen wurde. Ebenfalls soll es fraglich sein, ob die Mönche tatsächlich lebendig bestattet worden sind, da die wohl einzigen Beschreibungen der Praxis aus unbestätigten mündlichen und schriftlichen Berichten durch Sokushinbutsu-Tempel weitergegeben wurden, heißt es.

Dennoch werden die Tempel mit den ausgestellten Mumien von zahlreichen Touristen besucht. So soll es noch 16 erhaltene Sokushinbutsu in Japan geben, von denen 13 in der Region Tohoku erhalten seien. Sieben der acht in Yamagata gefundenen Mumien sollen sich in der Nähe des Berges Yudono befinden. Der vor allem bei Pilgerern beliebt ist.