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Tote RAF-Terroristin Tote RAF-Terroristin: Gehirn von Ulrike Meinhof beigesetzt

20.12.2002, 10:20
Grabstein der RAF-Terroristin Ulrike Marie Meinhof. (Foto: dpa)
Grabstein der RAF-Terroristin Ulrike Marie Meinhof. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Das eingeäscherte Gehirn der 1976 gestorbenen RAF- Terroristin Ulrike Meinhof ist am Donnerstagmorgen in aller Stille in Berlin beigesetzt worden. Das teilte die Tochter Bettina Röhl am Freitag der dpa mit. Bei der Beisetzung der Urne auf einem Friedhof im Berliner Ortsteil Mariendorf seien nur die beiden Töchter Bettina und Regine sowie deren Lebensgefährten anwesend gewesen. Meinhofs Gehirn war nach ihrem Selbstmord untersucht, aufbewahrt und schließlich in den 90er Jahren zu Forschungen nach Magdeburg gebracht worden.

Das Gehirn sei bereits am vergangenen Montag unter Aufsicht der Staatsanwaltschaft auf dem Pragfriedhof in Stuttgart eingeäschert worden, so Röhl. Die Familie habe bei der kleinen Zeremonie in Berlin keine Öffentlichkeit und keine Fotos gewünscht. Bei der Beerdigung der Terroristin vor 36 Jahren waren 4000 Menschen anwesend gewesen, darunter der heutige Innenminister Otto Schily und der Verleger Klaus Wagenbach.

Die Beisetzung der Urne im Meinhof-Grab erfolgte am Donnerstag um 7 Uhr 30 morgens, sagte Bettina Röhl. Es sei ein Loch ausgehoben und die Urne versenkt worden. Das Grab wurde nicht verändert.

Mit der Beisetzung endet eine jahrzehntelange Odyssee des Meinhof- Gehirns. In Tübingen hatte es der Neurologe Jürgen Peiffer 1976 auf Anordnung der Staatsanwaltschaft untersucht. Nach Recherchen der Tochter und Hamburger Journalistin Bettina Röhl hatte der Hirnforscher Bernhard Bogerts von der Universität Magdeburg das Organ 1997 zu Forschungszwecken aus Tübingen erhalten. Bogerts stellte an dem Gehirn eine von einer Operation herrührende Veränderung fest, die seiner Ansicht nach die Schuldfähigkeit von Meinhof in Zweifel zieht.

Meinhof war 1974 wegen Mordversuchs als voll schuldfähig zu einer Freiheitsstrafe von acht Jahren verurteilt worden. Zwei Jahre später erhängte sie sich in einer Zelle des Gefängnisses Stuttgart- Stammheim.