Toiletten im Ersatz-Zug nicht nutzbar Toiletten im Ersatz-Zug nicht nutzbar: Bahn muss Pullerpause in der Provinz einlegen
Berlin/Ludwigslust/Hamburg - Ein ganz spezielles Örtchen haben Bahnreisende an der Strecke zwischen Berlin und Hamburg entdeckt. Ihr Zug hielt am Donnerstag in Ludwigslust, einer Kleinstadt in Mecklenburg-Vorpommern auf halber Strecke zwischen den Metropolen. Der ganze Stolz des Städtchens ist ein Barockschloss. Doch nicht wegen dieses Bauwerks stoppte der Lokführer seinen Schnellzug.
Berlin, kurz vor halb Neun am Morgen: Um diese Zeit nutzen vor allem Geschäftsreisende den ICE nach Hamburg, die Fahrtzeit beträgt knapp zwei Stunden. An diesem Donnerstag aber ist vieles anders. Der ICE fällt aus. Später wird die launige Zugchefin im Ersatzzug sagen: Der ICE musste in der Werkstatt bleiben, dafür haben sie uns diesen Zug hingestellt, machen wir das Beste daraus. Erstes leichtes Gelächter unter den Fahrgästen.
Der Ersatzzug ist ein Intercity, IC 2904. Er ist nicht besonders lang, es gibt weder ein Bordbistro noch reservierte Plätze. Dafür kommt eine mobile Verkäuferin mit Filterkaffee. Der Internetzugang ist mäßig - aber das neue Vorzeigeprogramm der Bahn heißt ja auch „WIFIonICE“, nicht „WIFIonErsatzzug“.
Einige Zeit nach dem ersten Halt in Berlin-Spandau kommen in einem der typischen Großraumwagen erste Gespräche auf: Es geht um ein menschliches Bedürfnis. Das aber gestaltet sich schwierig, sind doch fast alle Toiletten im Zug defekt - bis auf eine. Wer regelmäßig mit dem bundeseigenen Unternehmen unterwegs ist, kennt das Phänomen.
Wenig später aber muss auch das letzte funktionsfähige Klo an Bord passen. Dann meldet sich die Zugchefin: Liebe Fahrgäste, wir werden gleich einen außerplanmäßigen Halt machen - in Ludwigslust. Damit Passagiere ihrem menschlichen Bedürfnis nachgehen können.
Deutsche Bahn: Ersatzzug muss für Pullerpause in Ludwigslust anhalten
Ein netter Zug, verfügt der kleine Bahnhof in Ludwigslust doch über Toiletten. Und der Regionalzug, der zufällig gegenüber steht, öffnet extra seine Türen und damit Klos für die Fahrgäste von IC 2904. Und in der Tat nutzen zahlreiche Passagiere den unfreiwilligen Zwischenstopp. Nach etwas mehr als 20 Minuten geht es weiter. Wieder meldet sich die Zugchefin: Ich finde, das haben wir alle gemeinsam gut hinbekommen.
Immerhin beweist das Twitter-Team der Bahn Sinn für feinen Humor. In einer Antwort von DB Personenverkehr auf einen Tweet über die Erlebnisse an Bord von IC 2904 heißt es: „Auweia! Tut mir leid, dass die Fahrt nicht den gewünschten Komfort bietet.“
Den beeinträchtigten Komfort bedauert auch ein Bahnsprecher am Nachmittag. Der Intercity sei ordnungsgemäß aus der üblichen Wartung mit Be- und Entwässerung gekommen, sagt er und fügt hinzu: „Warum die Toiletten dann nicht funktionierten, müssen wir jetzt untersuchen.“ (dpa)