Tödlicher Unfall auf A4 Tödlicher Unfall auf A4: Totes Kind und 25 Schwerverletzte - Fahrer verweigert Aussage
Erfurt - Bei dem schweren Busunfall mit einem toten Kind in der Nähe von Erfurt sind mehr Menschen schwer verletzt worden als bisher bekannt. „Es gab 25 Schwerverletzte und 40 Leichtverletzte, darunter auch der Busfahrer“, sagte eine Sprecherin der Polizei am frühen Samstagmorgen. Bis in die Abendstunden war von 15 Schwerverletzten und 49 Leichtverletzten die Rede gewesen. Die genaue Unfallursache konnte die Polizei noch nicht klären.
Sachverständiger eingeschaltet
Auf der Suche nach der genauen Ursache für das schwere Busunglück auf der Autobahn 4 bei Erfurt hat die Polizei einen Sachverständigen eingeschaltet. Er habe noch am Freitag mit seiner Arbeit begonnen, um die Schäden an dem Reisebus sowie das Spurenbild an der Unfallstelle zu begutachten, sagte der Sprecher der Autobahnpolizei, Christian Cohn, der Deutschen Presse-Agentur. Von Cohns Expertise erhoffen sich die Ermittler Hinweise, ob es einen technischen Defekt am Fahrzeug gab oder der Unfall auf einen Fahrfehler zurückzuführen ist. Dazu will die Polizei auch noch Zeugen vernehmen. Der aus Österreich stammende Busfahrer hat den Angaben nach vorerst die Aussage verweigert.
Nach ersten Erkenntnissen war der Bus auf der Autobahn 4 in Richtung Dresden nach einem Überholmanöver rechts von der Fahrbahn abgekommen, in eine Böschung gefahren und umgekippt. Die 59 Schüler und Betreuer einer evangelischen Schule in Annaberg-Buchholz waren auf dem Rückweg von einer Reise nach England. Bei dem Unfall starb ein vier Jahre alter Junge - nach Angaben der Schule der Sohn einer Lehrerin.
In dem Bus, der nach Annaberg-Buchholz unterwegs war, saßen nach Angaben der Autobahnpolizei 60 Kinder und Jugendliche sowie vier Betreuer und der Fahrer. Es waren Schüler der Evangelischen Schulgemeinschaft Erzgebirge, wie deren Leiter Holger Schieck mitteilte. Bei dem Toten handele es sich um den Jungen einer Lehrerin. Zum genauen Alter der Schüler lagen keine gesicherten Angaben vor. Teilweise war von der Altersgruppe 10 bis 14 Jahre die Rede, teilweise von Kindern und Jugendlichen im Alter bis zu 17 Jahren.
Für die verunglückten Businsassen hat die Feuerwehr in Erfurt ein Nachtlager hergerichtet. Es stünden Feldbetten bereit, damit die Kinder und Jugendlichen, deren Angehörige nicht zu erreichen sind oder sie am Freitag nicht mehr abholen können, übernachten können, sagte ein Sprecher der Erfurter Feuerwehr am Abend. In die Feuerwache waren Dutzende Insassen des verunglückten Reisebusses gebracht worden, die mit dem Schrecken davongekommen waren. Den Angaben nach wurden sie mit Essen und Getränken versorgt.
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Krisenstab eingerichtet
Zu dem Unfall soll es gekommen sein, nachdem der Bus einen Lastwagen überholt hatte. Er fuhr dann beim Einscheren eine Böschung hinauf und stürzte neben dem Standstreifen der Autobahn um. Laut Autobahnpolizei wurden zwei Schwerstverletzte mit Rettungshubschraubern in Krankenhäuser geflogen. Die anderen schwer verletzten Kinder kamen in Kliniken in Erfurt, Weimar und Jena. Der Bus stamme aus Österreich.
In der Schule in Annaberg-Buchholz wurde nach Angaben von Schieck ein Krisenstab eingerichtet. Einige Eltern seien zunächst in der Schule betreut worden. „Andere haben sich auf den Weg nach Erfurt gemacht“, sagte Schieck. Er selbst und ein Schulpfarrer machten sich auch auf den Weg nach Erfurt.
Die unverletzten Kinder wurden in der Rettungswache der Feuerwehr in Erfurt betreut. „Mein Mitgefühl gilt den Eltern des getöteten Jungen und den Familien der Verletzten“, sagte Thüringens Innenminister Holger Poppenhäger (SPD), der zu der Unfallstelle gefahren war. Sein sächsischer Amtskollege Markus Ulbig (CDU) zeigte sich ebenfalls „fassungslos und zutiefst betroffen“. Zugleich dankte er „den Rettungskräften und Seelsorgern aus unserem Nachbarland für die schnelle und umfängliche Hilfe“.
Auch Sachsens Kultusministerin Brunhild Kurth und Sozialministerin Barbara Klepsch (beide CDU) äußerten sich bestürzt. Klepsch war bis 2014 Oberbürgermeisterin von Annaberg-Buchholz. „Es ist fürchterlich, dass die Reise so entsetzlich enden musste“, sagte Kurth der Deutschen Presse-Agentur.
Genaue Unfallursache noch unklar
Nach Angaben von Thüringens Innenminister ist die genaue Unfallursache noch unklar. Die Strecke der Autobahn 4 (Eisenach-Dresden) sei gut ausgebaut. Warum der Bus nach dem Überholen offensichtlich ungebremst in die Böschung fuhr und umkippte, könne noch nicht gesagt werden.
Die Autobahn war über Stunden für die Bergungsarbeiten in Richtung Dresden gesperrt. Der Verkehr wurde laut Polizei in Erfurt-Ost auf die Bundesstraße 7 Richtung Weimar umgeleitet. (dpa)