Tödlicher Carsharing-Unfall Tödlicher Carsharing-Unfall: Kumpels lassen sterbenden Freund auf Straße liegen

Der tödliche Unfall nach einer Spritztour dreier 18-Jähriger mit einem Carsharing-Auto in Berlin gibt der Polizei weiter Rätsel auf. Die Ermittlungen gegen den 18-jährigen Fahrer liefen weiter, sagte eine Polizeisprecherin. Es geht um den genauen Unfallhergang und die Schuld des Fahrers und seines gleichaltrigen Beifahrers. Ein dritter 18-Jähriger war in der Nacht zum Samstag getötet worden, als der Smart von der Fahrbahn abkam und ihn überfuhr.
Carsharing-Unfall in Berlin: Männer kannten sich und waren zusammen unterwegs
Die drei jungen Männer kannten sich nach einem Bericht von „Bild“ und „BZ“ offenbar und sollen zuerst zusammen mit dem kleinen, zweisitzigen Auto unterwegs gewesen sein. Dann stieg einer aus und die beiden anderen fuhren noch in der Schmidstraße in Richtung Köpenicker Straße umher, bevor es zu dem Unfall kam. Nach den Zeitungsberichten sollen Fahrer und Beifahrer nach dem Unfall weggelaufen sein und ihren schwer verletzten Bekannten liegen gelassen haben. Der Unfallfahrer hatte sich am Sonntagabend der Polizei gestellt. Ob er und der Beifahrer ein Geständnis ablegten, teilte die Polizei nicht mit.
Nach Unfall in Berlin: Car2Go arbeitet mit Polizei zusammen
Die Carsharing-Firma Car2Go betonte, sie arbeite bei den Ermittlungen mit der Polizei zusammen. Zu den drei jungen Männern wollte Car2Go sich nicht konkret äußern. „Wir prüfen, wie sie sich Zugang zum Auto verschafft haben“, sagte Sprecher Daniel Hoerer.
Grundsätzlich könnten sich auch 18-Jährige die Mietautos ausleihen. Voraussetzung sei nur, dass sie bereits ein Jahr einen Führerschein hätten. Der Zeitraum, in dem ein 17-Jähriger in Begleitung eines Erwachsenen fahren darf, zähle auch dazu, sagte Hoerer.
Ob Nutzer der verschiedenen Carsharing-Firmen öfter Unfälle verursachen als andere Autofahrer, konnte die Polizei nicht sagen. „Das wird bei uns nicht erfasst“, sagte eine Sprecherin. Vermutungen in diese Richtung gibt es immer wieder, auch weil die Miete für kurze Strecken nach Minuten abgerechnet wird und manche Fahrer schnell fahren, um Geld zu sparen.
Car2Go äußert sich zu dem Fall nur sehr zurückhaltend
Car2Go, eine Tochterfirma des Autokonzerns Daimler, äußerte sich zu dem Thema nur sehr zurückhaltend. „Wir stellen bei den Unfallzahlen keine besondere Häufigkeit fest. Es gibt da keine Auffälligkeiten“, sagte Hoerer. Wenn es Probleme mit bestimmten Fahrern gebe, werde man auch aktiv. „Wir reagieren, wenn wir Verstöße feststellen. Und sperren Nutzer auch unter Umständen.“ Ob die Firma überhaupt genaue Statistiken über Unfallzahlen führt und sie nach dem Alter der Fahrer oder sonstigen Kennzahlen auswertet, wollte der Sprecher nicht sagen.
Bei den Unfallzahlen kann auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) nicht weiterhelfen. „Wir hätten diese Zahlen auch gerne, aber wir bekommen sie nicht“, sagt Sprecher Christian Ponzel. „Die Vermieter geben die Zahlen nicht raus.“ Die Haftpflichtversicherungen würden die entsprechenden Unfallzahlen nicht erheben. Viele Autokonzerne würden zudem eigene Versicherungsfirmen betreiben, so dass alles intern bliebe.
In Berlin verleiht Car2Go minuten- oder stundenweise 1100 Autos. In sechs deutschen Großstädten und Ballungsräumen sind es insgesamt 3800, weltweit in 8 Ländern 14 000 Autos. Andere Autokonzerne wie BMW haben ähnliche Angebote. (dpa)