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Tödliche Attacke am Alex Tödliche Attacke am Alex: Mutmaßlicher Messerstecher gefasst

Von Lutz Schnedelbach 25.08.2014, 12:25
Das Opfer wurde nur 30 Jahre alt.
Das Opfer wurde nur 30 Jahre alt. BLZ / Katrin Bischoff Lizenz

Berlin - Seit Montagmorgen hängt ein Foto des Opfers an einem Fassadenpfeiler des ehemaligen Einkaufscenters Berlin Carré am Alexanderplatz. Darunter liegt ein Strauß orangefarbener Lilien neben zwei brennenden Grabkerzen. Das Bild zeigt einen Mann mit Basecap, der ein Kätzchen im Arm hält. „Warum?“, hat jemand über das Foto geschrieben. Und: „Wir lieben Dich.“ Ein spanischer Tourist steht vor den Blumen und den Grablichtern. „Was ist mit ihm?“, fragt er in gebrochenem Deutsch eine ältere Dame, die mit ihren zwei Einkaufstaschen neben ihm steht. „Er ist tot“, sagt die Frau. „Erstochen.“

Viele Zeugen

Knapp 22 Stunden nach dem Mord an dem 30-Jährigen nimmt die Polizei einen Tatverdächtigen fest. Zielfahnder hatten ihn zuvor mehrere Stunden beschattet. Seit den frühen Morgenstunden wussten die Ermittler der Mordkommission, nach wem sie suchen müssen. An der Friedrichstraße in Kreuzberg greifen die Fahnder um 13.38 Uhr zu, bestätigt Polizeisprecher Stefan Redlich. Der Festgenommene ist 18 Jahre alt und in Berlin gemeldet. Er sei nicht zu Hause festgenommen worden, heißt es. Weitere Einzelheiten zur Festnahme sowie zur Person teilt die Mordkommission bis zum Abend nicht mit.

Schon am Sonntagabend sind die Mitarbeiter der Mordkommission optimistisch, den Täter bald fassen zu können. Die ganze Nacht über befragen sie Zeugen. Viele von ihnen berichten, wie der Täter aussieht und welche markanten Merkmale er hat. Erkannt wird er an seinem Nasenring und seinen gepiercten drei Ringen in der Unterlippe. Dadurch kommen die Ermittler auf den Namen des Mannes. Es seien viele Leute zur Tatzeit am Tatort unterwegs gewesen, heißt es. Zahlreiche Zeugen zu befragen, habe auch Nachteile, sagen Fahnder. Denn die Aussagen widersprechen sich häufig. Aber in diesem Fall sei alles auf das besondere Äußere des Mannes hinausgelaufen. Am Morgen hat die Polizei Gewissheit.

Mittlerweile ergibt sich auch ein Bild des Tathergangs: Am Sonntagnachmittag kommt das spätere Opfer zusammen mit einem Bekannten und zwei Begleiterinnen aus einer Diskothek in der Dircksenstraße. Sie laufen unter der S-Bahnbrücke hindurch in Richtung Spandauer Straße. Auf einem kleinen Vorplatz vor dem Einkaufszentrum Berlin Caré lungern mehrere Männer und Frauen auf einer Außentreppe des Gebäudes. Einer von ihnen pöbelt eine Begleiterin des 30-Jährigen an. Der wiederum versucht zu schlichten. Ein Wort gibt das andere und plötzlich sackt der 30-Jährige zusammen. Seine Begleiter alarmieren Feuerwehr und Polizei, die bereits nach wenigen Minuten vor Ort ist. 25 Minuten benötigen die Sanitäter sowie der Notarzt, um das Opfer zu reanimieren. Es hilft nichts, er stirbt auf dem Weg ins Krankenhaus. Zur selben Zeit sind der Täter und seine Begleiter längst geflüchtet.

Am Montag lobt Innensenator Frank Henkel (CDU) die Polizei für den schnellen Fahndungserfolg. Der SPD-Landesvorsitzende Jan Stöß fordert eine Kombiwache von Bundespolizei, Landespolizei und Ordnungsamt, um die Kräfte, wie er sagt, zu bündeln.

Polizisten halten wenig von diesem Vorschlag. Eine solche Gewalttat sei nicht zu verhindern, heißt es im Präsidium. Da helfe auch keine Wache. „Wir brauchen ausreichend Beamte, die am und auf dem Alexanderplatz unterwegs sind, ob in Uniform oder in Zivil. Das sei bislang gut angelaufen und werde Schritt für Schritt ausgebaut“, sagt ein Verantwortlicher der Polizeidirektion 3.

Die jahrelange Diskussion über eine Wache am Alexanderplatz sei nutzlos. Ausdruck einer inzwischen verstärkten Präsenz ist, so die Polizei, dass bereits kurz nach dem Notruf mehrere Funkwagen am Tatort eintrafen und Zeugen registrieren konnten. Das habe zwar das Leben des Mannes nicht retten können, aber zu einer schnellen Aufklärung beigetragen, glauben die Ermittler.

Die Polizei betreut zwei Zeugen der Messerstecherei.
Die Polizei betreut zwei Zeugen der Messerstecherei.
dpa Lizenz
Am Tatort haben Trauernde Blumen und Kerzen niedergelegt.
Am Tatort haben Trauernde Blumen und Kerzen niedergelegt.
BLZ / Katrin Bischoff Lizenz