Unfälle Tod im Oberhofer Eiskanal - Polizei forscht nach Ursache
Es ist eine Freizeitgaudi, die einem Mann in der Eisrinne von Oberhof das Leben kostet. Nach dem tragischen Unfall bewegt vor allem eine Frage: Wie konnte das passieren?
Oberhof - Es sollte ein Winterspaß auf der Oberhofer Rennrodelbahn werden, der jedoch ein tödliches Ende fand. Ein Gäste-Viererbob prallte am Donnerstagabend im Zielbereich des Eiskanals in dem Thüringer Wintersportort auf einen Doppel-Schlauchring. Ein 45 Jahre alter Mann in einem der luftgefüllten Gummiringe, sogenannten Ice-Tubes, überlebte den Zusammenstoß nicht. Seine 41-jährige Mitfahrerin in dem anderen Tube kam mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus. Was bleibt sind Trauer, Bestürzung und die Frage, wie es zu diesem tödlichen Unfall kommen konnte.
„Wir stehen unter Schock und sind zutiefst über das Geschehene bestürzt“, sagt der Vorsitzende des Zweckverbandes Thüringer Wintersportzentrum Oberhof, Hartmut Schubert. Der Verband als Betreiber und Eigentümer stellte den Bahnbetrieb für die laufende Saison sofort und komplett ein. Oberhofs parteiloser Bürgermeister Thomas Schulz ringt nach dem erst vor wenigen Tagen verstummten Jubel und der Feierstimmung bei der Biathlon-WM sichtlich nach Worten: „Ich kann das nicht fassen und habe tiefes Mitleid.“
Gästefahrten werden seit langem angeboten
So ein tragischer Unfall sei in seiner 17-jährigen Amtszeit noch nicht passiert, sagt Schulz, der selber schon mehrfach im Gästebob in der Eisrinne saß. Diese Gästefahrten werden laut Schulz seit Mitte der 1990er Jahre angeboten. „Eigentlich ist es ausgeschlossen, dass zwei Gefährte in der Bahn sind, da ist grundlegend etwas schiefgelaufen“, sagt Schulz. Wenn geklärt sei, ob menschliches Versagen oder ein technischer Defekt dafür verantwortlich sei, würden daraus Lehren gezogen.
Die Polizei wertet derzeit Beweismittel aus, um herauszufinden, wieso sich der Viererbob als auch der Doppel-Schlauchring gleichzeitig in der Bahn befanden. Diese sind den Angaben nach im Auslaufbereich aufeinander geprallt. Neben einem Kriseninterventionsteam war auch ein Gutachter zur Rekonstruktion des Unfalls vor Ort. Den Ermittlern liegt ebenfalls das Video eines Augenzeugen vor, der den Start des Bobs filmte. Laut einem Mitarbeiter des Zweckverbandes Thüringer Wintersportzentrum ist darauf zu sehen, dass die Ampel beim Start des Bobs auf Grün stand.
Der Unfall ereignete sich am Donnerstag gegen 18.40 Uhr. Rund zwei Dutzend Kräfte von Polizei, Feuerwehr, Bergwacht und Sanitätsdienst waren im Einsatz. Der Tote und die schwer verletzte Frau sind laut einer Polizeisprecherin Gäste aus Thüringen gewesen. Der Bob sei von einem erfahrenen Piloten gesteuert worden, hieß es vom Zweckverband. Weitere Mitfahrer waren nach Angaben des Ministeriums Torsten Weil, Staatssekretär im Thüringer Infrastruktur- und Agrarministerium, eine Ministeriumsmitarbeiterin sowie ein Mitarbeiter der Landesforstanstalt. Sie erlitten leichte Verletzungen.
Bestürzung und Trauer in Thüringen
Auf der rund 1500 Meter langen Bahn feierten erst Ende Januar bei der Weltmeisterschaft die deutschen Rennrodler einen Sieg nach dem anderen. Die Anlage war nach Verbandsangaben in den vergangenen zwei Jahren für knapp 40 Millionen Euro aufwendig modernisiert worden. Der Eiskanal wird aber auch zum Freizeitvergnügen genutzt. So können Gäste etwa in einem von einem Profi gesteuerten Bob mitfahren oder mit Schlauchringen die Eisrinne runterfahren.
Mit Bestürzung reagiert auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) auf das Unglück: „Der schreckliche Unfall auf der Oberhofer Bobbahn hat einem Menschen das Leben genommen.“ Mit den Angehörigen trauere er um den Verstorbenen, hoffe auf schnelle Genesung für die Verunfallten und danke den Helfern, die unermüdlich im Einsatz waren, schreibt er auf Twitter.