Tiere Tiere: Stiftung eröffnet das «Tal der Hirsche»

Klepelshagen/Berlin/dpa. - Trauerseeschwalben brüten aufBrutinseln, der Seeadler zieht seine Kreise, Wasser- und Moorfröschequaken um die Wette. Kaum ein Mensch verirrte sich bisher nachKlepelshagen in Mecklenburg-Vorpommern. Doch das soll jetzt anderswerden: Ab 10. Juni eröffnet die Hamburger Deutsche Wildtierstiftung120 Kilometer nördlich Berlins Deutschlands erstes «Tal der Hirsche».«Nach neun Jahren ist es uns gelungen, die Rothirsche wieder auf dieFelder zu locken», erklärt Stiftungsgründer Haymo G. Rethwisch. Bis zu 80 Hirsche sind in mehreren Rudeln hier unterwegs.
Die majestätischen Tiere bevorzugen die Wälder von Klepelshagenüber Rothemühl und die Brohmer Berge bis zum Stettiner Haff schonseit Jahrhunderten. «Hier gibt es eine Hirschdichte wie sonst kaum inMitteleuropa», sagt Rethwisch. Der 66-Jährige, einst Chef derBerufsbekleidungsfirma boco, erwarb das 2000-Hektar-Gut-Klepelshagenkurz nach der Wende von der Treuhand und legte mit einem Vermögen von45 Millionen Euro den Grundstein für die Stiftung, die sich seit zehnJahren mit dem größten frei lebenden Säugetier in Mitteleuropabefasst. Sie betreibt Forschungsstationen in Klepelshagen und Finteln(Niedersachsen).
«Wir wollen dem Rothirsch wieder mehr Lebensraum in Deutschlandverschaffen», ist Rethwischs Devise. Die «Rotwildverbreitungskarte»zeige, dass sich die dichtesten Bestände in Bayern, Rheinland-Pfalz,Thüringen, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern aufhielten. Aber dieBestände sind zersplittert, man befüchtet eine genetische Verarmung.Hier setzt die Stiftung an. «Der Hirsch lebte früher - außerhalb derBrunftzeit - im Rudel im Weideland, er wurde über Jahrhunderte in denWald gedrängt, wo er die Bäume schädigt», erläutert der Leiter derKlepelshagener Forschungsstation, Dieter Martin. «Wir haben Flächenzusammengezogen an umliegende Landwirte verpachtet, die dies alsStillegungsflächen abrechnen können.»
Mit den Prämien bewirtschaftet man seit 1995 rund 100 Hektarhügeliges Land, baut Futter für die Hirsche an und hat rund 250Hektar im und um das «Tal der Hirsche» zur Jagdruhezone erklärt.«Jetzt halten sich die Tiere wieder mehr in der offenen Landschaftauf, der Wald wird kaum noch gestört, kann allein nachwachsen», ziehtStifter Rethwisch Bilanz.
Für sein Projekt hat der Hamburger, der inzwischen selbst am Randedes Hirschtales lebt, auch Prominente begeistern können. Einer vonihnen ist der Schauspieler Christian Wolff, der in der ZDF-Serie«Forsthaus Falkenau» den Förster Rombach verkörpert. «Manche Deutschewissen aus dem TV mehr über Sibirische Tiger, als über einheimischeTiere», kritisiert Wolff. Rings um Klepelshagen hat die Stiftungjetzt Beobachtungskanzeln und eine «Botschaft der Tiere» errichtet,damit Touristen und Interessierte die Hirsche, Hasen, Schwarzspechte,Adler und Trauerseeschwalben ungestört beobachten können - am bestenmit Naturführer.
Wer die Autobahnen A 11 und A 20 von Berlin nach Norden oderLübeck nach Stettin fährt, kann den Hirschkopf mit der Aufschrift«Brohmer Berge» auch nicht mehr übersehen. «Doch vor allem Kindersollen auch für die einheimische Tier- und Pflanzenwelt begeistertwerden», erläutert Martin. So gebe es bereits ein Kooperationsprojektmit dem benachbarten Schullandheim Gehren und dem BerlinerNaturkundemuseum für Schülergruppen.