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Invasive Arten 88 Nester, tausende Tiere: Rote Feuerameise erstmals in Europa nachgewiesen

Die Rote Feuerameise gilt als besonders aggressive Art, ihr Biss ist sehr schmerzhaft. Nun wurden die Tiere auch in Europa entdeckt. Befürchtet wird eine Ausbreitung wie auch in anderen Regionen schon.

Aktualisiert: 12.09.2023, 08:49
Die Rote Feuerameise ist laut einer neuen Studie nun auch in Europa angekommen.
Die Rote Feuerameise ist laut einer neuen Studie nun auch in Europa angekommen. Symbolfoto: Imago/Shotshop

Rom/dpa/DUR - Erstmals gibt es einen Nachweis der gefürchteten Roten Feuerameise in Europa. Auf der italienischen Mittelmeerinsel Sizilien wurden gleich Dutzende Nester der invasiven Art entdeckt, wie ein Forschungsteam im Fachjournal „Current Biology“ berichtet. „Wir wussten, dass dieser Tag kommen wird“, sagte der Hauptautor Mattia Menchetti vom spanischen Institut für Entwicklungsbiologie.

Befürchtet wird, dass sich die invasive Spezies begünstigt durch den Klimawandel rasch auch in anderen europäischen Ländern ausbreiten könnte. Zunächst seien insbesondere Städte im Mittelmeerraum und Städte mit großen Häfen wie Amsterdam oder London in Gefahr, erläuterte das Forschungsteam.

Rote Feuerameise stammt ursprünglich aus Südamerika

Ursprünglich aus Südamerika stammend wurden Rote Feuerameisen (Solenopsis invicta) zunächst in die USA eingeschleppt. Die kleinen, aber sehr aggressiven und eine Vielzahl anderer Insekten vertilgenden Tiere verbreiteten sich dort ab etwa den 1930er Jahren rasant, in mehreren US-Regionen wurden die Bestände heimischer Ameisen drastisch reduziert. Zudem kommt es zu hohen Ernteschäden.

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Im Zuge von weltweitem Handel und Tourismus gelangte die Feuerameise später auch in viele andere Länder wie Japan, China, Australien und Neuseeland. „S. invicta ist eine der schlimmsten invasiven Arten“, sagte Menchetti. „Sie kann sich erschreckend schnell ausbreiten.“

Wörtlich übersetzt bedeutet der wissenschaftliche Name Solenopsis invicta „die unbesiegte Feuerameise“. Bei einem Angriff beißen die Tiere zunächst und spritzen dann Sekret aus ihrem Giftstachel in die Wunde, oft mehrmals direkt hintereinander. Das Sekret enthält Substanzen, die eine brennende Hautreaktion hervorrufen. Die Attacken sind auch für Menschen sehr schmerzhaft und verursachen juckende rote Pusteln. Für Allergiker kann im Extremfall sogar Lebensgefahr bestehen.

Rote Feuerameise in Europa entdeckt: 88 Nester nahe sizilianischer Stadt

Die Wissenschaftler wiesen nahe der sizilianischen Stadt Syrakus auf einer fünf Hektar großen Fläche 88 Nester mit teils mehreren Tausend Ameisen nach. Anwohner hätten von Beißattacken seit mindestens 2019 berichtet. Wie genau die Art nach Sizilien gelangte, ist bislang unklar - nach Genanalysen wahrscheinlich über Routen aus den USA oder China. Vermutet wird eine Reise über Handelsschiffe und Windströme.

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Der Studie zufolge waren einzelne Rote Feuerameisen auf dem europäischen Kontinent zuvor schon auf Importprodukten etwa in Spanien, Finnland und den Niederlanden gefunden worden. Eine Population in freier Natur gab es nach bisherigem Wissen aber noch nie.

Neuseeland konnte die Rote Feuerameise wieder ausrotten

Das einzige Land, das die Rote Feuerameise mit einem mehrjährigen Programm wieder ausrotten konnte, ist den Angaben nach Neuseeland. Die Wissenschaftler empfehlen, sich an dem Inselstaat im Pazifik ein Beispiel zu nehmen. „Wir brauchen ein koordiniertes Vorgehen, und zwar jetzt“, betonte Menchetti.

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Neozonen - Invasive Arten in Deutschland

Die Rote Feuerameise gilt als Neozon. Sie wird demnach zu den invasiven Tierarten gezählt. In der „Unionsliste“ invasiver Arten benennt die EU Tier- und Pflanzenarten, die mit ihrer Ausbreitung Lebensräume, Arten oder Ökosysteme beeinträchtigen und daher der biologischen Vielfalt schaden können. Sie wurde 2022 von 66 auf 88 Arten erweitert.

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In Deutschland wurde die Rote Feuerameise noch nicht entdeckt. Doch auch hierzulande gibt es invasive Tierarten, die die Lebensräume heimischer Tiere und Pflanzen gefährden. Dazu zählen beispielsweise bekannte Tierarten wie der Marderhund, das Nutria, der Waschbär oder der Bisam.