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Agrar Thüringer Hofläden kämpfen ums Überleben

Frisches Gemüse, Obst und Fleisch direkt beim Bauern kaufen: Nach florierenden Geschäften in der Corona-Zeit haben die Hofläden nun mit gravierenden Umsatzeinbrüchen zu kämpfen. Auf ihrem Branchentag suchen sie nach Auswegen aus der Misere.

Von dpa Aktualisiert: 23.10.2023, 16:45
In einem Hofladen wird frisches Gemüse angeboten.
In einem Hofladen wird frisches Gemüse angeboten. Jens Kalaene/Deutsche Presse-Agentur GmbH/dpa

Jena - Nach einem Boom während der Corona-Pandemie stecken die Direktvermarkter in Thüringen in der Krise. Viele Landwirte überlegten derzeit, ihre Hofläden aufzugeben, da sie sich nicht mehr rentierten, sagte Pamela Brix vom Kompetenzzentrum Direktvermarktung des Vereins Landvolkbildung Thüringen der Deutschen Presse-Agentur. Die Betreiber hätten mit Kostensteigerungen, Personalmangel und der anhaltenden Kaufzurückhaltung von Kunden zu kämpfen. So habe im Sommer bereits der Direktvermarkter TZG seinen Bauernmarkt Ernstroda (Kreis Gotha) aufgegeben.

Die Umsätze der Hofläden seien im Vergleich zu 2021 um bis zu 25 Prozent eingebrochen, sagte Brix. Viele landwirtschaftliche Betriebe bezuschussten ihre Direktvermarktung mit Erträgen aus anderen Bereichen. „Die Verbraucher schauen derzeit nicht mehr so sehr auf Qualität und Regionalität, sondern auf den Preis.“ Die Inhaber der Hofläden seien mit ihren Preisen zu den großen Handelsketten nicht konkurrenzfähig. Zudem kauften die Kunden in Zeiten hoher Inflation sehr gezielt nur das, was sie wirklich benötigten.

Agrarministerin Susanna Karawanskij (Linke) forderte am Montag anlässlich eines Branchentags der Direktvermarkter in Jena mit rund 90 Produzenten, Obst und Gemüse von der Mehrwertsteuer zu befreien. Dies bringe Vorteile für regionale Produzenten, für Umwelt und Gesundheit, erklärte sie in einer Mitteilung. „Insbesondere unsere landwirtschaftlichen Direktvermarkter leiden wirtschaftlich unter den hohen Energiekosten und der Inflation.“

Während der Corona-Krise hatten die Hofläden einen großen Zulauf. Sie galten damals als beliebte Ausflugs- und Erlebnisziele. „Nach der Pandemie sind die Direktvermarkter in ein tiefes Loch gefallen“, sagte Brix. Auf dem Branchentag ging es neben Marketing und Vertrieb auch um die Digitalisierung beim Direktverkauf. So sollen ab kommenden Frühjahr die Thüringer Hofläden über eine App auffindbar sein, kündigte Brix an. In Thüringen gibt es den Angaben nach rund 300 Direktvermarkter - dazu zählen neben Hofläden auch Milchtankstellen und Verkaufsautomaten.